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Gerhild Steinbuch |
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"Imitierte Literatur" von Steinbuch
Mit Gerhild Steinbuch ging am Freitag die erste österreichische Autorin in den diesjährigen Bachmann-Bewerb. Die Jury reagierte wenig bis gar nicht begeistert.
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Verstörende Familiengeschichte
Steinbuch las auf Vorschlag Daniela Strigls aus "Ins Wasser schlachten" vor. Eine verstörende Familiengeschichte rund um ein Kind, das sich selbst und von seinen Eltern als "Fehler" empfunden wird, war hier Thema.
Die psychische Störung des Kindes gipfelt darin, dass es sich selbst opfert, um die Beziehung der Eltern zu retten.
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Gerhild Steinbuch
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Martin Ebel |
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"Behindertenprosa und Psychokiste"
"Mit dem Helden stimmt etwas nicht - und mit dem Text auch nicht!", konstatierte Martin Ebel gleich zu Beginn. Dies sei ein Beispiel von "Behindertenprosa."
Diese Form der Prosa benötige eine klare Perspektive, was hier jedoch nicht eingelöst werde und auf eine gewisse Entscheidungsangst von Seiten der Autorin schließen lasse.
Durch den ständigen Perspektivenwechsel zwischen Innensicht und Außensicht werde die Figur unplausibel: "Eine Psychokiste", kritisierte Ebel.
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Daniela Strigl
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"Mut zum Pathos"
Daniela Strigl widersprach, und lobte den großen Mut des Textes, "alles auf eine Karte zu setzen". Die verwendete Sprache habe genug "Mut zum Pathos", um das Leiden des männlichen Protagonisten nicht "zu verschleiern".
Strigl strich dessen "kühne und gelungene Empathie", den Körperdiskurs", d.h. die Versenkung in die Figur bis zum Ende durchzuhalten, besonders hervor.
Der "hohe Grad an Gefühlsinvestition" sei für die Geschichte notwendig, da für Figur die Lösung ihres Problems nur im Selbstopfer lösbar sei. Was diesen über "übliche Leidenstexte" erhebe, sei seine "A-Moralität". |
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Burkhard Spinnen |
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"X-te Darstellung des Wahnsinns"
Burkhard Spinnen problematisierte das hohe Maß an "Konventionalität", das diese Geschichte auszeichne. "Ins Wasser schlachten" sei die x-te Darstellung des Wahnsinnsthemas, dessen Versatzstücke bereits alle bekannt wären.
Die "ganz große Beherrschung im Satzbau, das Rhythmische" sei überdies bei diesem Thema problematisch: "Ein langes Prosagedicht!"
Das "Hochartifizielle", d.h. Die große "Souveränität" im Satzbau vertrage sich nicht mit dem Wahnsinn aus der Ich-Perspektive.
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Iris Radisch |
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"Hier wird Literatur imitiert!"
Juryvorsitzende Radisch sprach dem Text jedes Ausmaß an Literarizität ab: "Hier wird Literatur imitiert!", lautete ihre Diagnose.
Der Text umkreise sein Thema auf "wichtigtuerische Art und Weise", ohne sich "richtig auszudrücken". Hier werde das "österreichische Leiden" und das "Dunkle und Raunende" zum Stilprinzip.
Daniela Strigl forderte die Vorsitzende daraufhin auf, persönliche Faibles hinter sich zu lassen, da man "nicht alles andere einfach zur Pseudo-Poesie" erklären könne - was vom Publikum mit Applaus goutiert wurde.
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Heinrich Detering
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"Viel zu deutlich, zu krass"
Heinrich Deteringlobte die poetische Klangqualität des Textes, diese habe ihn "ergriffen und berührt".
Problem des Textes sei allerdings dessen "Doppelperspektive" und der immer wieder eingeflochtene "Selbstkommentar": "Viel zu deutlich, zu krass."
Diese würden sich im Ineinanderschieben "in die Quere kommen". "Eine perspektivische Kippsituation!", so Detering. |
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Ursula März |
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"Ein angeeigneter Pseudostil!"
Ursula März bestätigte Iris Radisch. Dies sei keine Literatur, sondern deren "Aneignung": "Ein angeeigneter Pseudostil!"
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Norbert Miller
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"Zu sehr verdeutlicht"
Juror Norbert Miller protestierte daraufhin: Die Darstellung von Missbrauch und Wahnsinn aus der Perspektive des schwerstbeschädigten Menschen sei an und für sich schwierig.
Die Metaphorik sitze hier im Tonfall der Sprache, was über weite Strecken funktioniere. Allerdings sei seine Eigenart "zu raffen und zu verdeutlichen" ein Problem. |
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Klaus Nüchtern |
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"Overdone!"
Klaus Nüchtern sah sich "in einer Front mit März und Radisch": Ein Text müsse ästhetisch gefügt sein und den Wahnsinn simulieren, oder er simuliere Literatur.
"Overdone! Mir ist der Brei zwischen den Ohren zuviel", so Nüchtern.
Zusammenfassung: Barbara J. Frank
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