Bachmannpreis ORF.at Information
FR | 11.02 | 15:51
Diskussion Chat mit Katja Lange-Müller
Donnerstagabend hatten Literaturfreunde die Möglichkeit, Katja Lange-Müller im Chat zu treffen. Die Bachmannpreis-Trägerin 1986 ist heuer Tutorin beim Klagenfurter Literaturkurs.
Hofmeister, Witzeling, Lange-Müller (Bild: Gerdi Obersteiner)
Iris Hofmeister (Online-Redaktion), Franz Witzeling (Humaninstitut Klagenfurt) und Katja Lange-Müller im Chatroom des ORF Landesstudios.
"Schreiben macht ganz selten Spaß"
Liv: Braucht gute Literatur Egozentriker?

Katja: Gute Literatur braucht nicht unbedingt Egozentriker, aber Egozentriker können unter Umständen gute Texte schreiben.

PanTau: Schreibst Du auch Gedichte?

Katja: ich schreibe ganz selten Gedichte!

Liv: Ist es möglich, dass man sie bald als Jurorin beim Bachmannpreis wieder sieht?

Katja: Nein! Ich bin der Meinung, dass Autoren andere Autoren nicht kritisieren sollten, denn sie sind Artgenossen! Kein Kannibalismus unter Artgenossen

Fnam: Mir geistert noch eine Aussage aus einem Vorstellungsvideo durch den Kopf: Macht Schreiben wirklich keinen Spaß?

Katja: Schreiben macht ganz selten Spaß - eigentlich nie. Mir jedenfalls nicht. Wie das bei den anderen ist, weiß ich nicht.

Bachi: Warum schreiben Sie dann?!

Katja: Schreiben ist mein Beruf. Und Spaß ist nicht das ultimative Kriterium für alles.
Katja Lange-Müller
Katja Lange-Müller (Bild: Gerdi Obersteiner)
"Lieber stilles Kämmerlein, als Preisgelder"
Cajamarca: Was ist denn besser: Im Kämmerlein an einem Riesentext schreiben, oder an möglichst vielen Wettbewerben teilnehmen?

Katja: Wer ein stilles Kämmerchen hat, der braucht kein Geld in Wettbewerben zu gewinnen.

Peter: Wenn Sie ihr Geld nicht mit Schreiben verdienen würden, was würden sie tun?

Katja: Das ist eine gute Frage. Ich bin gelernte Psychiatriekrankenschwester, - das würde ich wieder tun.

Peter: Wann haben Sie sich entschieden, den Beruf aufzugeben?

Katja: Bis heute eigentlich noch nicht. ich übe ihn nur derzeit nicht aus.
Ein Frage- und Antwort-Spiel
Ein bisher ungekanntes mediales Spannungsmoment zwischen offensiver Literatur - wie sie beim Bachmannpreis vorgestellt wird - und einem multimedialen Kommunikationskanal - dem  Comvivo-Webcamchat - wurde heuer durch eine Initiative der Onlineredaktion in einem Pilotversuch vorgestellt, so Humaninstitut-Chef Franz Witzeling.
"Eine Bachmannjurorin ist im Webcambild synchron mit ihrem identen Ausdrucksbild  der inneren Stimmungslage im restringierten Code eines Chatdialogs, der sich im Hin und Her des geschriebenen  Wortwechsels im gegenseitgen Verständnis erst finden muss", so Witzeling.
"Hybridkommunikations-Konstrukt"
Es handle sich dabei um eine Kommunikationsform, die sichtliche Parallelen zur Alltagssituation aufweise, denn "verstehen und verstehen wollen, das ist und wird zukünftig immer mehr die Frage sein, wenn es um Sinn und Sinnhaftigkeit im Einsatz  neuer Kommunikationsmedien  geht".

Der Spektralvverschiebung von der "Textwelt"  zur dominierten "Bildinformationswelt" könne durch den Einsatz von "Hybridkommunikations-Konstrukten", wie es der Webcamchat darstellt, etwas  entgegen gesteuert werden, so Witzeling.