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FR | 11.02 | 15:49
Mati Sikel, Elisabeth Edel, Translatio-Preisträger 2006
Translatio 2006
Staatspreis für literarische Übersetzer
Translatio ist eine Veranstaltung des Robert Musil-Instituts der Universität Klagenfurt. Am 18. Juni wurden die Auszeichnungen verliehen. Die Preisträger sind Elisabeth Edl und Mati Sirkel.
Translatio-Preisverleihung
Das Musil-Haus versteht sich als Schnittpunkt und Drehscheibe zumindest dreier Kulturen, der slowenischen, der italienischen und der österreichischen. Es ist daher kein Zufall, dass gerade hier vom Bundeskanzleramt der Österreichische Staatspreis für literarische Übersetzer verliehen wird.
Translatio-Preisverleihung 2006, Mati Sirkel und Elisabeth Edl (Foto: Johannes Puch)
Die beiden Spartenpreise wurden in diesem Jahr an Elisabeth Edl und an Mati Sirkel verliehen.
Translatio ist der einzige Staatspreis, der außerhalb Wiens - jeweils am Sonntag vor den Tagen der deutschsprachigen Literatur - vergeben wird. Seit 1985 sieht die Sektion Kunst und Medien des Bundeskanzleramtes diesen mit 7300 Euro dotierten Preis jeweils für zwei Sparten vor.

In diesem Jahr geht der Preis an , die offizielle Preisverleihung erfolgt am Sonntag, 18. Juni um 18.00 Uhr im Klagenfurter Musil-Haus in der Bahnhofstraße 50.
Bachmann-Zitat
Bachmann-Zitat
"Verhältnisse müssen am Schluss stimmen"
Der Italiener Luigi Reitani leitete das Programm mit einem Referat zum Thema Übersetzung und Literatur ein. Titel der Rede: "Dem Original entgegen".

Der Schweizer Übersetzer Joseph Hanimann betonte in seiner Laudatio für die Preisträger, wie schwierig gelungene Übersetzungen zu bewerkstelligen seien:
"Übersetzer müssen alle Einzelheiten berücksichtigen, verschieben aber fast zwangsläufig die Proportionen. Dass die Verhältnisse am Schluss dann doch stimmen, macht ihre Kunst aus."
Preisträgerin dankte der Republik
Elisabeth Edl dankte der Republik
Die in Wagna in der Steiermark geborene Romanistin und Germanistin Elisabeth Edel bedankte sich "ganz herzlich" bei der Republik Österreich und der Jury für die "große Auszeichnung".

Sie nahm den Staatspreis für ihre Übersetzungen französischer Literatur vorwiegend aus dem 19. und 20. Jahrhundert ins Deutsche entgegen. Darunter sind Werke französischer Dichter wie Stendhal oder Julien Greene – jenes Dichters, der in der Stadtpfarrkirche St. Egyd in Klagenfurt seine letzte Ruhe fand.
ELISABETH EDL
geb. 1956 in Wagna/Steiermark, lebt in München
Studium der Germanistik und Romanistik, Übersetzer- und Dolmetscherausbildung in Graz. 1983 bis 1989 österreichische Lektorin für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Poitiers (Frankreich). 1989 bis 1995 Lehrbeauftragte an der Ecole supérieure de commerce in Poitiers. Seit 1995 freie Übersetzerin für die französische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts.
Elisabeth Edl (Bild: Johannes Puch)
Literarische Übersetzungen (Auswahl):
Julien Gracq, Der große Weg.
Julien Green, Tagebücher, Dixie, Varuna, Adrienne u.v.m.
Philippe Jacottet, Nach so vielen Jahren, Anworten
am Wegrand, Der Pilger und seine Schale.
Patrick Modiano, Unbekannte Frauen, Unfall in der Nacht.
Michel Quint, Die schrecklichen Gärten.
Stendhal, Rot und Schwarz.
Jules Verne, Paris im Zwanzigsten Jahrhundert,
Reise mit Hindernissen durch England und Schottland.
Simone Weil, Cahiers/Aufzeichnungen, Gedichte.
Auszeichnungen (Auswahl):
Petrarca-Übersetzerpreis (gem. mit Wolfgang Matz) 1994.
Hieronymus-Ring des Verbandes deutscher Übersetzer 2004.
Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung 2005.
Sirkel überträgt deutsche Texte ins Estnische
Den Staatspreis für die Übertragung deutscher Literatur in eine Fremdsprache erhielt der Este Mati Sirkel, der Heinrich Böll, Elias Canetti, Peter Handke und Robert Musil ins Estnische übersetzte.
Im Bild (v.l.n.r.): Robert Stocker vom BKA/Sektion Kunst, Laudator Werner Richter, die Preisträger Mati Sirkel und Elisabeth Edl und Laudator Joseph Haniman (Bild: Johannes Puch)
Im Bild (v.l.n.r.): Robert Stocker vom BKA/Sektion Kunst, der den Preis verlieh, Laudator Werner Richter, die Preisträger Mati Sirkel und Elisabeth Edl und Laudator Joseph Haniman.
Sirkel: "Bin mit dem Deutschen vermählt"
"Während meines Studiums habe ich keinen einzigen Deutschen gesehen, heute bin ich mit der Sprache vermählt. Ich nenne sie meine Brotsprache. Meine Damen und Herren, ich bedanke mich von Herzen für die Anerkennung und Ehre, die mir zu Teil geworden sind."
MATI SIRKEL
geb. 1949 in Paide (Estland), lebt in Tallinn
Studium der Germanistik und Literaturtheorie an der Universität Tartu, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sprache und Literatur, Lektor im Verlag „Perioodika“. Seit 1982 Berufsdolmetscher und Übersetzer. Seit 1989 Mitglied des Estnischen Schriftstellerverbandes, von 1995 bis 2004 Präsident des Estnischen Schriftstellerverbandes. Seit 2004 freischaffender literarischer Übersetzer.
Mati Sirkel (Bild: Johannes Puch)
Literarische Übersetzungen (Auswahl):
Heinrich Böll, Gruppenbild mit Dame, Irisches Tagebuch.
Thomas Bernhard, Am Ziel.
Elias Canetti, Masse und Macht.
Günter Grass, Die Blechtrommel, Der Butt.
Peter Handke, Die Stunde der wahren Empfindung,
Die linkshändige Frau.
Robert Musil, Die Verwirrungen des Zöglings Törleß,
Der Mann ohne Eigenschaften.
Sten Nadolny, Die Entdeckung der Langsamkeit.
Rainer Maria Rilke, Duineser Elegien.
Auszeichnungen:
Verdienstorden des Weißen Kreuzes der V. Klasse 2001.
Übersetzerprämie der Republik Österreich 2002.
Staatswappenorden der IV. Klasse 2006.

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