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Jubiläumsjahr |
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30 Jahre Ingeborg-Bachmannpreis im ORF
"Erster Entwurf zum Beginn einer sehr langen Erzählung" lautete der Titel von Gert Jonkes Siegertext beim ersten Bachmannpreis 1977. Genau 30 Jahre danach kann dieser Titel auch als Motto für die bisherigen Tage der deutschsprachigen Literatur gesehen werden.
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Umstrittener Literaturwettbewerb
Was auf die Initiative des Schriftstellers und Journalisten Humbert Fink und des ehemaligen Intendanten des ORF-Landesstudios Kärnten, Ernst Willner, zurückgeht, ist heute noch einer der umstrittensten Literaturwettbewerbe im deutschsprachigen Raum.
Mit diesem Preis erinnert sich Klagenfurt, die Geburtsstadt von Ingeborg Bachmann, an eine der größten Autorinnen Österreichs. Der Bewerb ist in der Konzeption angelehnt an die Gruppe 47.
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1977: Die Initiatoren des Bachmannpreises Humbert Fink, Intendant Ernst Willner, Romy Friesnegger von der ORF-Kultur
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Die Gruppe 47
Die Gruppe 47 existierte von 1947 bis 1967. Die Autoren nutzen diese Plattform, um aus ihren Texten zu lesen und sie anschließend zu diskutieren. Ab 1950 wurde der Preis der Gruppe 47 an Nachwuchsautoren vergeben. 1953 wurde Ingeborg Bachmann für vier Gedichte aus ihrem Buch "Die gestundete Zeit" ausgezeichnet. Anfangs kam das Preisgeld (1.000 Deutsche Mark) aus den Reihen der Autoren, später wurde der Preis von diversen Verlagen und Rundfunkanstalten gestiftet. |
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30 Minuten Lesezeit pro Autor
In Anlehnung an dieses Konzept entstand auch der Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt. Heute laden neun Jurymitglieder jeweils zwei Schriftsteller ein. Dem Autor/ der Autorin stehen rund 30 Minuten an Lesezeit zur Verfügung. Ob ein Auszug aus einem Roman oder eine Kurz-geschichte gelesen wird, entscheidet der/die AutorIn selbst.
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Marcel Reich Ranicki begrüßt die Jury
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Kriterien für die Texte
Folgende Kriterien muss der eingereichte Text erfüllen: Er muss in Prosaform verfasst sein, darf noch nicht veröffentlicht und keine Übersetzung sein. Die Länge von 30 Minuten Lesezeit (circa 12-15 Seiten) darf nicht überschritten werden. Im Anschluss an jede Lesung findet die Jurydiskussion statt, die die Spontankritik ersetzte. Die Diskussion wird von einem unparteiischen Moderator geleitet.
Nach der Diskussion kann der/die betreffende AutorIn zur Kritik der Jury Stellung nehmen. Dem/Der Autorin steht auch das Schlusswort zu. Lesung und Diskussion sollen die Dauer von insgesamt 75 Minuten nicht überschreiten.
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Reich-Ranicki: "Es ist alles auf einmal"
Doch welche Impulse hat Klagenfurt hier vor drei Jahrzehnten ausgelöst? Wie lässt sich dieser Literaturwettbewerb charakterisieren? Diese Frage stellte sich auch Marcel Reich-Ranicki, ehe-maliger Juror und einer der Gründerväter, und brachte es auf den Punkt:
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"Aber was hat denn nun eigentlich im Juni 1977 in Klagenfurt stattgefunden? Ein Fest der Literatur? Ein Wettbewerb mit zwei Preisen und einem Stipendium? Ein Dichtermarkt? Eine Art Börse? Wirklich eine Arbeitstagung? Oder gar eine literarische Modenschau? Es war, glaube ich, alles auf einmal – und das ist gut so." |
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Ein Rückblick
Immer wieder sorgte die Veranstaltung in Klagenfurt für Aufsehen. Nicht nur die Diskussionen der Jury und die Reaktionen der internationalen Presse auf den Bachmann-Wettbewerb rückten Klagenfurt in den Mittelpunkt des Interesses - nicht selten waren es die unvorhersehbaren Aktionen der Autoren.
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Preisgeld verteilt
1980 gewann Sten Nadolny den Bachmann-Preis für einen Auszug aus seinem Roman "Die Ent-deckung der Langsamkeit“ und verteilt sein Preisgeld von ATS 100.000 unter den übrigen 17 Autoren, weil: "Literatur nicht Gegenstand von Wettbewerben sein sollte." |
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Fanden die Lesungen bisher immer im Klagenfurter Stadthaus statt, so wurde 1983 beschlossen, den Bewerb im Kärntner Landesstudio durchzuführen.
Für großes Aufsehen sorgte Rainald Götz im selben Jahr: Während seiner Lesung schnitt er sich mit einer Rasierklinge die Stirn auf.
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Reinald Goetz las blutend
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1989 wurden die Lesungen erstmals im Fernsehen übertragen. 3sat sendet heute während des Bewerbs mehr als 20 Stunden live.
1990 wurden die Autoren Margit Schreiner und Hubert Konrad Frank vom Bewerb disqualifiziert. Ihre Texte wurden entgegen den Statuten des Preises, schon einmal publiziert.
1991 gewinnt Urs Allemann mit seinem Text "Babyficker" den Preis des Landes Kärnten. Sein Skandaltext spaltete die Jurymeinungen. Während der Lesung verließ ein Juror unter Protest seinen Platz.
Nach "ruhigeren" Jahren zog das Land Kärnten im Jahr 2001 seinen Preis zurück. Grund dafür waren politische Unstimmigkeiten.
Zusammenfassung: Doris Grießner, ORF
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