Bachmannpreis ORF.at Information
FR | 11.02 | 15:49
Scheuer, Passig, Overath, Hell (Bild: Johannes Puch)
Passig ist die Siegerin
Die Preise 2006 sind vergeben
"Wir haben eine sehr gute deutsche Schriftstellerin entdeckt und einen Text, von dem ich restlos überzeugt bin", so Heinrich Detering zum Text von Kathrin Passig. Die Autorin wurde am Sonntag mit dem Bachmannpreis und dem Kelag-Publikumspreis ausgezeichnet.
Siegertext erhielt auch den Publikumspreis
Schon bei der Lesung hatte sie sich als echte Favoritin herauskristallisiert: Kathrin Passig erntete bei allen Juroren ungeteiltes Lob. Der Text "Sie befinden sich hier" erzählt aus der Innensicht von den letzen Stunden eines erfrierenden Mannes - oder einer Frau.
Die Siegerin wurde auf Anhieb ermittelt
Die Autorin erhielt bereits im ersten Anlauf die Stimmen von fünf Jurymitgliedern. Daniela Strigl, Ilma Rakusa, Heinrich Detering, Klaus Nüchtern und Martin Ebel zeigten sich vom Können der Autorin überzeugt.

Letzerer meinte vor seiner Stimmabgabe: "Jetzt wirds spannend". Ebel führte die Entscheidung zu Gunsten Passig herbei, bevor Ursula März und Karl Corino ihre Stimme überhaupt abgeben konnten. Deren Plädoyer für Meyer und Overath konnte an der Entscheidung nichts mehr ändern.
Scheucher, Passig, Gunzer (Bild: Johannes Puch)
Bürgermeister Harald Scheucher (links im Bild) und Kulturstadtrat Albert Gunzer überreichten Kathrin Passig den Hauptpreis der Veranstaltung..
PREIS DER TELEKOM Bodo Hell erhielt den Preis der Telekom Austria
Der österreichische Autor Bodo Hell trug einen Text über den Gesellschaftskörper Mensch zwischen "Stadt Land Berg" vor. Er las - mit musikalischer Unterstützung einer Maultrommel - auf Einladung Ilma Rakusas in Klagenfurt vor. Die Jury erkannte ihm den Telekom-Austria-Preis zu.
Klaus Leitner, Bodo Hell (Bild: Johannes Puch)
Der Österreicher Bodo Hell gewann den Preis der Telekom Austria. Die Auszeichnung wurde vom Leiter der Abteilung Marketing Retail, Klaus Leitner, überreicht.
3sat PREIS Norbert Scheuer erhielt den 3sat-Preis
Der deutsche Autor Norbert Scheuer entführte mit seinem Text in die deutsche Provinz, wo die Geschichte einer sich auflösenden, zerbröckelnden Familie und der Werdegang eines begabten Buben hin zum Verrückten geschildert wird. Er wurde für seinen Text mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet.
Rubina Möhring, Norbert Scheuer (Bild: Johannes Puch)
Die verantwortliche Leiterin für die Bereiche Kultur und Wissenschaft bei 3sat, Rubina Möhring, überreichte den 3sat Preis an Norbert Scheuer.
ERNST WILLNER PREIS Ernst Willner Preis an Angelika Overath
Die Deutsche Angelika Overath zog die Jororen mit ihrem Text "Das Aquarium", einem Auszug aus einem längeren Prosatext, in ihren Bann. Die Autorin, die sich als "Ethnologin des Alltags" versteht, las auf Einladung von Ursula März in Klagenfurt. Sie erhielt den Ernst Willner Preis 2006.
Willy Mitsche, Angelika Overath (Bild: Johannes Puch)
ORF-Landesdirektor Willy Mitsche übergab den Ernst-Willner-Preis an die deutsche Autorin Angelika Overath.
kelag-PUBLIKUMSPREIS Kathrin Passig wurde für ihren Text nicht nur mit dem Bachmannpreis 2006 ausgezeichnet, sie erhielt auch den Preis des Publikums. In der Internet-Abstimmung am Samstag hatte sich eine große Mehrheit für die sympathische Autorin ausgesprochen.
Hans-Joachim Jung, Kathrin Passig (Bild: Johannes Puch)
Den Publikumspreis erhielt Kathrin Passig aus den Händen von kelag-Vorstandsdirektor Hans-Joachim Jung überreicht.
Radisch zog das Resümee über "das 30 Jahr"
Juryvorsitzende Iris Radisch hielt auch dieses Jahr die Abschlussrede - und konnte sich über ein Jubiläum freuen. Sie saß heuer bereits zum zehnten Mal in der Jury.

"Selten waren sich Jury und Publikum so einig, das ist ein schönes Zeichen", sagte Radisch in Hinblick auf die "Doppelgewinnerin" Kathrin Passig. Man hätte das Bachmannwettlesen "gelungen über sein 30 Jahr" gebracht, Radisch zog ein dementsprechendes Resümee:

"Der Bachmannpreis ist ziemlich erwachsen geworden. In seinen Kindheitstagen hatte er seine magischen Seiten, neigte aber auch zu Unberechenbarkeit, Einseitigkeit und Rechthaberei. Heute geht es immer noch sehr lebendig, aber nicht hysterisch zu, auch wenn vielleicht der eine oder andere Autor durch unsere Kritik verletzt worden ist."
Iris Radisch, Juryvorsitzende (Bild: Johannes Puch)
Iris Radisch hob die "weltweite Einmaligkeit" des Bewerbes hervor und meinte: "Wir werden diesen Schatz lebhaft verteidigen."
Der Bewerb "ist weltweit einmalig"
Aber auch die Jury setzte sich selbst jedes Mal der Gefahr aus, "sich gründlich zu blamieren", so Radisch. Es sei nichts schrecklicher, als überhaupt nicht kritisiert zu werden.

Sie hob die "weltweite Einmaligkeit" des Bewerbes hervor und meinte: "Wir werden diesen Schatz lebhaft verteidigen. Ich danke meinen Kollegen für die reiche und vielfältige Palette an Texten. Und der Organisatorin Michaela Monschein dafür, dass sie die Fäden in der Hand behält.
Bachmann-Texte gelesen von Sophie Rois
Die bekannte Schauspielerin Sophie Rois lockerte die Veranstaltung mit Texten von Ingeborg Bachmann auf, die sie in ihrer unnachahmlichen Weise vortrug.
Sophie Rois, Schauspielerin (Bild: Johannes Puch)
Sophie Rois