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Wettlesen - der zweite Tag (29. Juni)
Viel Positives konnte die Jury am Freitag dem Text des Schweizers Dieter Zwicky abgewinnen. Michael Stavaric aus Österreich sorgte für heiße Diskussionen und der foto- und videoscheue PeterLicht brachte eine heitere Note in den Saal.
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Alle Zusammenfassungen der Diskussionen von ORF ON Redakteurin Barbara Johanna Frank |
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Für Aufsehen sorgte der deutsche Musiker und Autor PeterLicht mit seiner Bitte nicht fotografiert und nicht gefilmt zu werden, welcher der ORF gerne Folge leistete. Sein Text wurde vom Publikum und der Jury begeistert aufgenommen. Die Diskussion war allerdings an Kürze nicht zu überbieten.
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SILKE SCHEUERMANN |
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Erster "Freitagtext" sorgte für Kontroverse
Mit der auf Vorschlag von Ursula März zum Klagenfurter Wettlesen gekommenen Autorin Silke Scheuermann ging es am Freitag weiter.
Die Deutsche las aus ihrem Text "Die Furchtlosen" vor: Ein erbsengrüner Mini und die Bewältigung der Angst, die nach einem Banküberfall nicht und nicht gehen will, um am Ende doch in einer Lösung zu münden. Gerade diese aber führte bei der Jury zur Kontroverse.
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Martin Ebel fand die Story "klassisch und toll", Karl Corino hingegen sagte, das sei "ein kolloquiales Deutsch, das dazu diene, die verwendeten falschen Bilder der Autorin auf die Figuren abzuwälzen". Auch Iris Radisch zeigte sich "schrecklich enttäuscht", während Ijoma Mangold festhielt, dass ihm der Text aufgrund seiner "handwerklich hervorragenden Bauweise" gefalle.
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RONALD RENG |
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"Plane Nacherzählung, Gutenacht-Geschichte"
Ronald Rengs "Prolog eines neuen Romans" war der zweite Text, den es Freitagvormittag zu hören gab - Martin Ebel hatte den Autor nach Klagenfurt eingeladen, in der Jury fand der Text des Deutschen nur wenig Fürsprache.
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Rengs Prolog sei eine "ganz plane Nacherzählung" ohne Tempo und besitze keinerlei Ökonomie. Ijoma Mangold wurde an einen Erwachsenen erinnert, der "an einer Bettkante sitzt und eine Gutenacht-Geschichte im Ton der Sendung mit der Maus erzählt".
"Der Autor kommt von der Reportage her, aber die Transformation in einen literarischen Text wurde hier nicht geleistet", bemängelte Karl Corino. Martin Ebel hingegen störten "die sonderbaren Einwände", die von den Kollegen gegen den Text vorgebracht wurden.
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DIETER ZWICKY |
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Jury lobte den "paradoxen und skurrilen" Text
Der Schweizer Dieter Zwicky ging mit "Mein afrikanisches Jubeljahr" an den Start. Der Autor war auf Vorschlag Andre V. Heiz zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur eingeladen worden.
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"Diese verschlungenen Satzperioden führen wohin, der Text enthält denkende Wörter", meinte Daniela Strigl zum Text des Schweizers. Auch Ijoma Mangold gefiel die "dichte Gestricktheit der Satzperioden". "Es ist sehr wohltuend und erfrischend, es bei so viel Realismus nun mit einem paradoxen und skurrilen Text zu tun zu haben", lobte Ilma Rakusa.
"Die Sätze sind leer und Dinge werden nur behauptet, bis zum aufgepappten Schluss hin, der sich noch einmal mit Scheußlichkeiten aufpumpt", meinte hingegen Karl Corino. Allgemein wurde gelobt, dass der Text durch die Art des Vortrags durch den Autors gewonnen hätte.
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MICHAEL STAVARIC |
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Ein Text der anzieht, aber auch abstößt
Mit gemischten Gefühlen wurde die Geschichte "Böses Spiel" des Österreichers Michael Stavaric von der Jury aufgenommen. Immer wieder kam es bei der Diskussion zu Kotroversen zwischen den Juroren.
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Ijoma Mangold lehnte die "Jelinekhaftigkeit" des Textes ab, während sich Ursula März sehr beeindruckt zeigte. Martin Ebel zählte sich eher zum Mangold-Lager: "Ich möchte dem Text sagen: Du bist auch einer von diesen Geschlechterkampftexten in Spätfolge Elfriede Jelineks".
Ilma Rakusa meinte, sie sei am Text deshalb interessiert, weil er sich gleichzeitig "anziehe und abstoße", auch Klaus Nüchtern zeigte sich vom Text sehr beeindruckt. Corino wies darauf hin, dass im Detail noch viel am Text zu tun sei und Iris Radisch fühlte sich in einen Geschlechterdiskurs der Vergangenheit zurückversetzt.
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MILENA ODA |
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Wohl keine Chance für Milena Oda
"Der Briefschreiber" der in Berlin lebenden Autorin, die Geschichte über die selbstgenügsame Existenz eines im "Wir" berühmter Vorbilder (Poe, Kafka, Bismarck, …) aufgehenden Hotelbewohners, der sich selbst Briefe schreibt, fiel bei der Jury vollkommen durch.
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Die Juroren bezeichneten die Autorin zwar als "ungemein sympathisch", der Text wurde jedoch als "verstaubt", "zuwenig konsequent" und von "missglückten idiomatischen Wendungen durchsetzt" beschrieben.
Überhaupt sei es schwierig, eine Autorin sprachlich zu beurteilen, die eine andere Muttersprache besitze, stellte Daniela Strigl fest.
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KURT OESTERLE |
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Jury war angetan, aber nicht begeistert
Kurt Oesterles "Wunschbruder" ging als vorletzter Text ins Rennen dieses Klagenfurter Lesefreitags. Die Jury war von diesem Ausflug in die Vergangenheit und ins Museum recht angetan - aber nicht restlos begeistert.
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Die Meinungen der Jury reicheten von einer "komplexen und berührenden Arbeit" (März) über "hinreißende Szenen (Mangold) bis hin zu "das bleibt sprachlich unreflektiert" (Radisch).
Klaus Nüchtern meinte, das 17. Jahrhundert sei ihm "näher als dieser Text" und Daniela Strigl sagte, was sich der Text vorgenommen hatte, sei auch "schlüssig gelungen".
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PeterLicht stellte die Konkurrenz in Schatten
Mit dem "großen medialen Nichtauftritt" Peterlichts (Ernst A. Grandits) ging der zweite Lesetag in Klagenfurt zu Ende. PeterLicht hat am Freitag seine Konkurrenz beim Wettlesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis deutlich in den Schatten gestellt.
Er zeigte sein Gesicht zwar den Besuchern ORF-Theater, den TV-Zusehern blieb er allerdings verborgen. "Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des dritten Jahrtausends" des Autors, der nicht gefilmt werden wollte, wurde von der Jury mit großem Wohlwollen aufgenommen. Karl Corino und Ursula März enthielten sich allerdings ihres Kommentars. Ein gutes oder schlechtes Zeichen?
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