Bachmannpreis ORF.at Information
FR | 11.02 | 15:49
Publikum (Bild: Johannes Puch)
Wettlesen - der dritte Tag (30. Juni)
Heftige Diskussionen am letzten Tag: Jan Böttchers "Freundwärts" erntete großes Lob, der Text von Björn Kern fiel durch. Der Österreicher Stangl wurde mit Einschränkungen positiv bewertet, Martin Becker brachte die Jury zum Lachen.
Alle Zusammenfassungen der Diskussionen von ORF ON Redakteurin Barbara Johanna Frank
Liveübertragung in 3sat und per Internet
Auch die Preisvergabe wird live in 3sat und per Internet übertragen. Über untenstehenden Link haben Sie die Möglichkeit, am Sonntag ab 11.00 Uhr den Videostream aufzurufen.
Jan Böttcher (Bild: Johannes Puch)
JAN BÖTTCHER
Wieder ein möglicher Preisanwärter
Jan Böttcher, der den Lesereigen eröffnete, fand mit einigen kleinen Einschränkungen durchwegs das Wohlwollen der Jury. Der Text wurde als "stimmig" und "hervorragend" bezeichnet.

Iris Radisch gefiel auch, dass in dem Text die Landschaft mitspielen konnte - ein Bereich, der bei den anderen Texten "auf der Strecke geblieben war". Für Martin Ebel ein "Tropfen Wasser im guten Wein" sei aber, dass der Text zu sehr "aufgehe" und deshalb nichts "nachschwinge".

Klaus Nüchtern mahnte abschließend ein: "Wir haben hier oft Texte, die zwei Klassen unter diesem liegen. Hören wir doch auf, hier etwas kleinzureden, dazu ist der Text zu gut".
Björn Kern (Bild: Johannes Puch)
BJÖRN KERN
"Ein Greis wird inszeniert und vorgeführt"
Björn Kern setzte die literarische Reise mit "Eine halbe Stunde noch" fort. Vorgeschlagen von Karl Corino, las Kern die Geschichte der 97-jährigen "Elsa Lindström". Die Jury zeigte sich von der "alten Dame" nicht begeistert: Hier werde ein Greis vom Autor inszeniert und "vorgeführt".

Die Debatte gipfelte schließlich in einer Debatte über die "Nicht-Worterklärung" von Karl Corino zu PeterLichts Text, der in der Diskussion den "Affenzirkus" um den Autor beklagt hatte. "Ich finde ihr Nachtreten hier nicht in Ordnung", schimpfte Iris Radisch.
Thomas Stangl (Bild: Johannes Puch)
THOMAS STANGL
Jury: Von Bewunderung bis zur Ablehnung
Mit einer namenlosen Erzählung ging der österreichische Autor Thomas Stangl ins Rennen. Er erntete bei den Juroren viel Lob und Bewunderung. Lediglich die "Unsinnlichkeit" des Autors beim Lesen wurde kritisiert.

"Ich bewundere diesen Text über Zeit und Raum, der schon vom ersten Satz weg sehr schön zu nennen ist", lobte etwa Ilma Rakusa. Der Text sei eine "Topographie Wiens als toter und gleichzeitig traumhafter Stadt", meinte Daniela Strigl. Martin Ebel hingegen meinte: "Das imponiert mir alles sehr, aber ich finde es auch unsinnlich - der Text springt mich nicht an".
Martin Becker (Bild: Johannes Puch)
MARTIN BECKER
"Dem Schliff sein Tod" - ein schräger Text
Mit "Dem Schliff sein Tod" von Martin Becker fanden die diesjährigen Lesungen ihren Abschluss. Die lustige Geschichte über eine gescheiterte Existenz wurde von der Jury - die sich am Ende des letzten Lesetages sehr kurz äußerte - als "hübscher Klamauk" bezeichnet. Es war allerdings weder besonderes Lob, noch deutliche Kritik zu hören.

"Für mich war die Geschichte der Beweis, dass man auch über eine gescheiterte Existenz lachen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben", urteilte Daniela Strigl. Martin Ebel sagte, das sei "ein schräger Text, den man nicht unbedingt ins rechte Lot bringen sollte."

Ijoma Mangold meinte, als er den Text gelesen hatte, habe ihm die Sprache des Textes nicht gefallen. "Jetzt im Vortrag habe ich seine innere Rhythmik verstanden und das hat mir sehr gut gefallen".