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Mit Tonstörung zur Literaturanarchie
Und es hat doch nichts genutzt: Am Freitagabend traf sich die Literaten-Fußballmannschaft im Klagenfurter Stadthaus, um sich vor dem Match gegen den "Daxi Devils ORF" auf "Gott Fußball" einzuschwören - man bleibt bei der Literatur.
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Auf der Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner von Literatur und Fußball. |
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Alle konzentrierten sich aufs "Balanka"
Vor Beginn der Veranstaltung - und auch währenddessen - konzentrierte sich der Eifer zahlreicher Gäste auf die aufgestellten "Balanka"- Tische: Man spielte Tischfußball.
Auch "X/Trem-Sprechakter" Michael Lentz, der später an diesem Abend das - nunmehr ausgesuchte - Publikum mit seiner Musikperformance begeistern sollte, konnte sich erst gar nicht losreißen.
So begann die versammelte deutsche Literaten-Fußballmannschaft mit Lentz, Jochen Schmidt und Klaus Cäsar Zehrer - unterstützt vom österreichischen Fuball-Literaten Egyd Gstättner, - mit einiger Verzögerung damit, sich dem kleinsten gemeinsamen Nenner von "Fußball und Literatur" zu widmen.
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Literatur X/Trem: Michael Lentz machte seine Stimme zur "Tonstörung".
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"Der Fußball war vor der Literatur da"
"Um gegen den ORF am Samstag den ersten Sieg seit 2001" davonzutragen, hatte man eigens den Trainer des deutschen DFB-Pokalsiegers 2007, Hans Meyer, engagiert. Dessen Training ("Ich halte eine Aufstellung der Spieler nach ihren Büchern nicht für sinnvoll") wurde im Klagenfurter Stadthaus mittles Filmvorführung gegenwärtig, dann gings zur Diskussion um die "einzigartige Verbindung" von Fußball und Literatur.
O-Ton der Autoren: "Der Fußball war einfach zuerst da, bevor man sich überhaupt ausmalen konnte, einmal Autor zu werden.
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"Mobbe mich in der Mannschaft nach vorne"
"Ich betreibe beides parallel, bis sich herausstellt, wo sich mehr Erfolg einstellt. Das ist aber immer noch nicht ganz entschieden", so Jochen Schmidt, der meinte, literarisch nachziehen zu müssen, da es schwer sei, sich in der Literatenmannschaft "ganz nach vorne zu mobben". Und: "Es ist schön, das tun zu können, was man nicht kann, wenn die Mannschaft stark ist, falle ich nicht weiter auf", gab Autor Hochen Schmidt zu.
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Autor Egyd Gstättner nahm das Publikum nach Italien mit, um eine Fahrt auf die Autobahn zu unternehmen. Gianna Nannini war auch dabei.
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Bekenntnis: Notgedrungen Schriftsteller geworden, weil es mit der Karriere als Fußballer nicht geklappt hat. |
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Gstättner: Komme vor dem Spiel und trinke
Man wurde sich einig: Nachdem es mit der Fußballer-Karriere nicht geklappt hätte, sei man eben "notgedrungen" Schriftsteller geworden, um wenigstens in die Autoren-Nationalmannschaft aufgenommen zu werden. Und Egyd Gstättner gab im Überschwang der sich ausbreitenden Beichtstimmung zu:
"Ich habe noch nie ein Training bestritten. Ich komme kurz vor dem Spiel, trinke dann zwei Bier und verschwinde wieder". Überhaupt sei der Fußball in Österreich eine "operettenartige Prostitutionsveranstaltung" zu nennen - um dann in seiner 15-minütigen Lesung ("Ich werde mich bemühen, nicht zu überziehen"), statt drei doch nur zwei "Annäherungen an den Fußball" zu schaffen. Italiener, Fußball und Gianna Nannini auf der Autobahn - dem Publikum gefiel's.
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Die versammelte Literaten-Fußballmanschaft im Klagenfurter Stadthaus.
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Lustig-spekulativ: "Eine verkehrte Welt"
1:1 stand es dann nach Jochen Schmidts "Die Literatur verkommt zum Geschäft", einer lustig-spekulativen Geschichte über eine verkehrte Welt: "Literatur statt Fußball" war hier die Devise: Man kann nicht immer schön schreiben, mann muss auch einmal einen mittelmäßigen Roman nach Hause bringen dürfen, Hauptsache, die Seitenzahl stimmt". Die anwesende Zuhörerschar lachte - derart, dass auch der Autor davon angesteckt wurde.
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Eine Familien-Vendetta am Fußball-Platz
Dann gings zu Michael Lentz'"Die wiederhergestellte Ehre des Berthold Zehrer", einer wahren Geschichte über eine Familien-Vendetta am Fußball-Platz ("Ich lese das nur vor, weil ich weiß, dass mein Onkel Werner keine strafrechtlichen Konsequenzen mehr zu fürchten hat"). Zum Abschluss der Lesung ließ Lentz ein Fußballspiel vor den Augen des Publikums sozusagen virtuell wiederauferstehen: Edi-Finger Junior lässt grüßen.
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Vom Text als Ton-Störung. |
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X/Trem: Musik-Anarchie vom Feinsten
Der Höhepunkt des Abends war "Sprechakte X/Trem". Michael Lentz begab sich mit seinen technisch verfremdeten Ton-Störungs-Texten in Konfrontation mit Jazz und Pop. Was gab's zu hören? Lärm-Literatur-Rap im Stile des Poetry Slam, Klang-Kaskaden und Schall-Doppelungen, ein Saxophon-Dialog, der sich bis ins Schreiduell steigerte, um dann Versöhnung zu feiern, einen fünfstimmigen Sprech-Kanon ("Vielleicht ist es so, vielleicht ist es aber auch nicht so") und viel großartige Musik. Das verbliebene Publikum war begeistert.
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Kein Gegner für den ORF: Der 1.FC Literatur
Übrigens: Das Fußball-Match zwischen dem "1. FC Literatur und den Daxi Devils" ging mit 8:2 für den ORF aus. Es bleibt also - gottlob - bei der Literatur.
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