Bachmannpreis ORF.at Texte
FR | 11.02 | 15:52
Sandra Hoffmann Kaum Lob für Hoffmann
Die von Heinrich Detering vorgeschlagene Autorin Sandra Hoffmann las aus ihrem Romanausschnitt "Den Himmel zu Füßen". Kritisiert wurde vor allem die zu kindliche Perspektive des Textes.
Sandra Hoffmann (Bild: ORF - Johannes Puch)
Klaus Nüchtern "Viel zu putzig!"
"Viel zu putzig!" lautete das Urteil des Jurors Klaus Nüchtern über den Text, der offensichtlich eine schwierige Kindheit" der Protagonistin thematisiere.

Zwar sei die Kinderperspektive kompliziert - hier werde jedoch "viel Aufwand für gar nichts betrieben" und "Poesie erschlichen".

Die weibliche Protagonistin "assoziiere sich so durch den Tag", während kein Kind den literarisierten Vorstellungen Frau Hoffmanns entspreche.
Ursula März "Infantile Wahrnehmung"
Ursula März sah ein ähnliches Problem des Textes, der sich anscheinend das "schwierige Frühlingserwachen" zum Thema wähle: das Alter des Kindes.
Ursula März (Bild: ORF - Johannes Puch)
Die Wahrnehmungshaltung des Textes sei höchst infantil und unglaubwürdig, so dass das im Mittelpunkt der Erzählung stehende Mädchen die Pubertät noch nicht erreicht haben könne, so März.
Daniela Strigl "Künstliche Leerstellen"
Auch Jurorin Daniela Strigl kritisierte den Text ob seiner "künstlichen Leerstellen", die den Leser zum Innehalten zwingen und dadurch einen pathetischen Unterton erzeuge, der den Leser irritiere.
Norbert Miller "Einige Nebenklänge"
Jurymitglied Norbert Miller vermochte hingegen "hinter dem offensichtlich-einfachen Strickmuster des Textes" einige "Nebenklänge" zu erblicken, die eventuell auf eine sich andeutende "Bewusstseinsverschiebung" der Hauptperson hinweisen könnten.
Norbert Miller (Bild: ORF - Johannes Puch)
Heinrich Detering "Keine Mama/Papa-Geschichte"
Heinrich Detering, auf dessen Einladung der Text der Autorin vorgetragen wurde, betonte, dass der Romanauszug sehr wohl auf eine Subebene verweise, die nicht sofort sichtbar würde.

Beispielsweise stelle der Körper der Protagonistin ein großes Problem für jene dar. Jene abstrusen und infantilen Vorstellungen der Hauptperson, etwa jene, durch das Ohr schwanger werden zu können, drängten sich dieser nur aus diesem Grund auf.

Detering sah in den beschriebenen Merkwürdigkeiten das spezifische Krankheitsbild einer beginnenden Magersucht verwirklicht.

Es sei eben keine "Mama/Papa-Geschichte, wie Iris Radisch es an solchen Geschichten gewohnt sei zu kritisieren. "Das wäre der total falsche Dampfer!", konstatierte Detering letztendlich.
Ursula März "Schlechter Ton"
Ursula März kritisierte vor allem den "schlechten Ton" der Erzählung.
Martin Ebel "Text bleibt auf Augenhöhe"
Derselben Meinung war auch Martin Ebel, der im Text zwar eine "historische Pubertätsgeschichte" erzählt sah, wodurch die "alterunspezifischen" Ängste der Hauptfigur erklärbar würden.
Martin Ebel (Bild: ORF - Johannes Puch)
Ein Problem sah Ebel allerdings darin, das der Text durchgängig auf der Augenhöhe der Hauptfigur bleibe und sich nicht "über diesen hinaus bewege".
Burkhart Spinnen "Text will zuviel auf einmal"
Burkhart Spinnen sah das Zentralproblem des Textes in der fehlenden "Entscheidungsfindung", da er zuviel auf einmal wolle.

"Es geht eine sehr schöne Frau an mir vorbei, und ich sehe ihr nicht hinterher", beschreibe sehr gut das Gefühl, das der Text bei ihm auslöse.

Zusammengefasst von Barbara Johanna Frank