Translatio zum 5. Mal
in Klagenfurt |
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Zum fünften
Mal wurde am vergangenen Sonntag der Österreichische
Staatspreis für literarische Übersetzer im Klagenfurter
Musilhaus vergeben.
Die Preisträger: Sead Muhamedagic aus Zagreb und der
in Paris lebende österreichische Übersetzer Dieter
Hornig.
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zu Translatio.....] |
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Bring all the pet names... |
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Unter diesem Titel stand die Festrede
der Germanistin und Autorin Evelyn Schlag. "Ich schreibe
kein Wort, das nicht übersetzbar ist", so sagte
einmal der in England lebende japanische Autor Kashuo Iziguro.
Ein Leitsatz, nach dem sich jeder Übersetzer orientieren
sollte, so Evelyn Schlag.
Übersetzungen, so die Autorin, seien durchaus keine
einfache Sache: Eine der größten Versuchungen,
die einen Schriftsteller oft befallen, seien Wortspielereien.
Diese führen nur allzu leicht zu Übersetzungsschwierigkeiten
und stellen große Herausforderungen an den Übersetzer.
Übertriebene Selbstzensur aus marktstrategischen Gründen
sei eine weitere Gefahr für literarische Übersetzungen.
Sie führe zu einer stets gefürchteten Homogenisierung
der Texte. |
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Doppeldeutigkeiten |
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Neben den Herausforderungen,
mit denen sich ein Übersetzer im täglichen Arbeitsprozess
konfrontiert sieht, ging Evelyn Schlag auch auf "typische"
Übersetzungsprobleme ein. Um diese dem Publikum zu veranschaulichen,
bediente sie sich konkreten Beispielen aus ihren eigenen Gedichten.
Ein Merkmal ihrer Lyrik, so Schlag, sei das Wörtlichnehmen
von Wörtern. Oft komme es zu Doppeldeutigkeiten, die
beim Schreiben nicht immer sofort zu erkennen seien. Erst
beim Übersetzten würden sie zum Vorschein kommen
und zu Umsetzungsschwierigkeiten führen. |
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"It doesn't work
in English" |
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Das Gefühl, dass eine Übersetzung
einfach nicht so funktioniert, wie man es sich als Übersetzter
so vorstellt, sei oft eine frustrierende Erfahrung, erzählt
Evelyn Schlag. Als "working process" gesehen könne
diese Erfahrung jedoch ein wertvoller Anstoss zum Nachdenken
in eine ungewohnte Richtung sein. |
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Laudatio auf Sead Muhamedagic |
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Nenad Popovic sprach in seiner
Laudatio auf seinen ehemaligen Studienkollegen und Freund Sead
Muhamedagic unter anderem davon, dass er "mit traumwandlerischer
Sicherheit über die Grenzen der slowenischen und deutschen
Sprache hinweg übersetzt. Und er übersetzt nicht nur,
sondern versucht letztendlich auch noch, andere Leute für
seine Ergebnisse zu begeistern". Texte, die andere Übersetzer
meiden, seien für Sead Muhamedagic eine besondere Herausforderung,
er verstehe und liebe das Übersetzen zu gleicher Maßen.
Sead Muhamedagic selbst
zeigt sich bei der Preisübergabe bescheiden. "Ich
selbst hätte diesen Preis für mich noch einige Jahre
aufgehoben", meint er. Die Leute lachen.
Seine große Herausforderung
für die Zukunft sieht er darin, sich vor allem solchen
Autoren zuzuwenden, die bis jetzt noch weniger bekannt sind.
Und das gleichermaßen kärntner- wie auch slowenischen
Autoren. |
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Laudatio auf Dieter Hornig |
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Lobende Worte für die
Übersetzungen aus dem Französischen ins Deutsche fand
Wolfram Bayer für seinen früheren Studienkollegen
Dieter Hornig. "Dieter Hornig hat mitgeholfen, wichtige
Bereiche einer ganzen literarischen Epoche ins Deutsche zu transportieren",
so Bayer, "seine Übersetzungen sind sowohl äußerst
gründlich, als auch sorgfältig und makellos."
Übersetzen war für
Dieter Hornig, so erzählt er selbst, nie ein Handwerk,
sondern viel viel mehr. Er würde sich jedoch wünschen,
dass Übersetzer mehr in den Dialog zwischen Schriftstellern
und Verlagen eingebunden werden würden.
Redaktion: Susanne Mittag |
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