26. Tage der deutschsprachigen Literatur

Eine Veranstaltung der Landeshauptstadt Klagenfurt und des ORF Landesstudios Kärnten in Zusammenarbeit mit 3sat und freundlicher Unterstützung der Telekom Austria.

Tage der deutschsprachigen Literatur 2002 - die aktuellen Informationen

Pressespiegel

Diskussion nach Lesung von Melanie Arns

Die 22-jährige Melanie Arns las einen Text über eine Familie, der das Publikum immer wieder zum Lachen bracht.

Mut, nach Klagenfurt zu kommen

Denis Scheck: "Ich möchte der Autorin gratulieren für ihren Mut, mit diesem Text nach Klagenfurt zu kommen, und Birgit Vanderbeke, sie einzuladen". Das ist ein Drama eines hochbegabten Kindes. Ich bin dankbar für die Komik, den sehr genauen Blick. Das ist ein Versuch, Wirklichkeit zu beschreiben, die nicht ins Pastell geht. Mir fehlt oft ein existenzielles Zittern, das gute Literatur für mich auflöst. Wie in Filmen , wo niemand aufs Klo geht, kommt das hier vor, das gefällt mir gut. Je länger der Texte wird, desto schwerer ist das zu ertragen. Der Hand zur Komik ist nicht durchzuhalten. "Dennoch, großer Respekt".

"Görenprosa"

Thomas Widmer: "Görenprosa", die Simpsons sind endgültig Teil der Literatur geworden. Frisch und frei erzählt, ein Sammelsurium von Stimmen und Tönen, die auf die Länge nicht aufgehen. Es seien aber auch echte Klugheiten im Text, die er sehr schätze. Es spiegelt sich hier das Ende der Jugend. Es gebe auch einfache Kalauer, wie das Christkind am Kreuz, es gebe Abgründe wie den toten Bruder. Die Autorin entlässt sich mit dem Satz "Ich lüge", aus der Verantwortung. Es ist eine Probe eines großen Talentes, aber nicht mehr.

"Witziger Aufstand einer Halbwüchsigen"

Für Schindel ist es aber doch mehr. Er lese den Text als einen witzigen Aufstand einer Halbwüchsigen. Es sei eine Versuchsandordnung über die Tragik ihrer Umgebung. Sie geht alle möglichen Schraffuren ihres Lebens ab. Dabei kommen auch Phrasen ins Bild, das müsse auch so sein. Der gravitätische Ernährer zeige, dass es eine Spannung zwischen der Halbwüchsigen und dem Vater gibt. Es komme auch die Selbstmordphantasie am Schluss vor. Es sei der Versuch, durch Heulen über diese Schwierige Phase des Lebens ins Leben hineinzukommen. So wie er den Text lese habe sie ihn erstaunlich gut bewältigt, der rechne damit, von Arns noch viel zu hören

Birgit Vanderbeke sagte, sie habe die Autorin eingeladen, weil sie bewundert habe, wie eine große Spanne von Ausdrückbarem in der kurzen Zeit möglich sei. Die Komik besteht aus dem Hinschauen und Beobachten, sie lässt die Dinge sich selbst entlarven. Er geht auch wahnsinnig in die Tiefe und bleibt eben nicht auf der Simpson-Ebene. Sie liebt die Figuren, die sie mache, sie erspare uns aber nicht, was daran so kompliziert sei.

Karikatur gelungen

Reinacher: "Ich habe mich auch sehr amüsiert", der Text sei ein Beispiel für einen Text, der einhält, was er vorhat. Die Karikatur einer Familie, die gelungen ist. Die Pointen sitzen, das sieht man an der Reaktion im Saal. Sie sehe aber auch Schicksalsschwangeres, auch belanglose Feststellungen, aber im Ganze ein gut gemachter Text.

Denis Scheck: "Die Aids-Passage bereitet mir Magengrimmen."

"Talentprobe"

Burkhard Spinnen: Alles, was er sage, sage er unter "Talentprobe". "Mit dem Wort Karikatur ist für mich das Ende der Talentprobe erreicht". Klischees und Stereotypen werden abgerufen, es ist Sonntag, es ist der Karneval, das Reinemachen etc. Aus manch diesen Gründen sei er selbst aus dieser Gegend weggezogen. Man müsse aber mehr tun, um das Spezifische der eigenen Hölle kenntlich zu machen. Er habe keine Liebe zu den Figuren gespürt.

Charmante Etüde in Jugendsprache

Konstanze Fliedl fand es eine charmante Etüde in Jugendsprache. Sie sehe allerdings eine Spur Koketterie mit dem Gartenzwerghaften der Familie. Der Eindruck werde aber auch abgemildert durch die Metaphorik. Im Text gebe es eine Fülle von Metaphern über das Sehen und Nichtsehen. Zwischen Abgründigkeit und Kokettheit hält der Text eine Balance, die beeindruckend sei.

Vanderbeke wollte die Karikatur nicht so stehen lassen. Was in diesem Text passiere, sei folgendes: Jemand, der Rechts Dunkelheit hat, muss mit Sprache runterkühlen, was er sieht. Es sei nicht Zynismus, sondern die Sprache sei ein Mittel, sich die Liebe zu erhalten.

Widmer an Spinnen: Die Autorin hat ein Gefühl für Karikatur, sie unterbricht sie aber auch. Dadurch werde das alles relativiert.

Redaktion: Petra Haas, Dolores Hibler


Suche in der gesamten Bachmannpreis-Site
ORF ON Kärnten  
powered by FreeFind

Kontakt:
ORF Kärnten Ingeborg-Bachmann-Preis
Sponheimer Straße 13,  A- 9020 Klagenfurt
Tel: 0463-5330-29528 (Binia Salbrechter)
e-mail: bachmann.preis@orf.at

Webmaster:
ORF ON Redaktion Kärnten
Sponheimer Straße 13,  A- 9020 Klagenfurt
Tel: 0463-5330-29191, 29192
e-mail: kaernten.online@orf.at


© 16.07.2002
ORF ON Kärnten Aktuell Telekom Austria