Die
22-jährige Melanie Arns las einen Text über eine
Familie, der das Publikum immer wieder zum Lachen bracht.
Mut, nach Klagenfurt zu kommen
Denis
Scheck: "Ich möchte der Autorin gratulieren für
ihren Mut, mit diesem Text nach Klagenfurt zu kommen, und
Birgit Vanderbeke, sie einzuladen". Das ist ein Drama
eines hochbegabten Kindes. Ich bin dankbar für die Komik,
den sehr genauen Blick. Das ist ein Versuch, Wirklichkeit
zu beschreiben, die nicht ins Pastell geht. Mir fehlt oft
ein existenzielles Zittern, das gute Literatur für mich
auflöst. Wie in Filmen , wo niemand aufs Klo geht, kommt
das hier vor, das gefällt mir gut. Je länger der
Texte wird, desto schwerer ist das zu ertragen. Der Hand zur
Komik ist nicht durchzuhalten. "Dennoch, großer
Respekt".
"Görenprosa"
Thomas
Widmer: "Görenprosa", die Simpsons sind endgültig
Teil der Literatur geworden. Frisch und frei erzählt,
ein Sammelsurium von Stimmen und Tönen, die auf die Länge
nicht aufgehen. Es seien aber auch echte Klugheiten im Text,
die er sehr schätze. Es spiegelt sich hier das Ende der
Jugend. Es gebe auch einfache Kalauer, wie das Christkind
am Kreuz, es gebe Abgründe wie den toten Bruder. Die
Autorin entlässt sich mit dem Satz "Ich lüge",
aus der Verantwortung. Es ist eine Probe eines großen
Talentes, aber nicht mehr.
"Witziger Aufstand einer Halbwüchsigen"
Für Schindel ist es aber doch
mehr. Er lese den Text als einen witzigen Aufstand einer Halbwüchsigen.
Es sei eine Versuchsandordnung über die Tragik ihrer
Umgebung. Sie geht alle möglichen Schraffuren ihres Lebens
ab. Dabei kommen auch Phrasen ins Bild, das müsse auch
so sein. Der gravitätische Ernährer zeige, dass
es eine Spannung zwischen der Halbwüchsigen und dem Vater
gibt. Es komme auch die Selbstmordphantasie am Schluss vor.
Es sei der Versuch, durch Heulen über diese Schwierige
Phase des Lebens ins Leben hineinzukommen. So wie er den Text
lese habe sie ihn erstaunlich gut bewältigt, der rechne
damit, von Arns noch viel zu hören
Birgit
Vanderbeke sagte, sie habe die Autorin eingeladen, weil sie
bewundert habe, wie eine große Spanne von Ausdrückbarem
in der kurzen Zeit möglich sei. Die Komik besteht aus
dem Hinschauen und Beobachten, sie lässt die Dinge sich
selbst entlarven. Er geht auch wahnsinnig in die Tiefe und
bleibt eben nicht auf der Simpson-Ebene. Sie liebt die Figuren,
die sie mache, sie erspare uns aber nicht, was daran so kompliziert
sei.
Karikatur gelungen
Reinacher: "Ich habe mich auch
sehr amüsiert", der Text sei ein Beispiel für
einen Text, der einhält, was er vorhat. Die Karikatur
einer Familie, die gelungen ist. Die Pointen sitzen, das sieht
man an der Reaktion im Saal. Sie sehe aber auch Schicksalsschwangeres,
auch belanglose Feststellungen, aber im Ganze ein gut gemachter
Text.
Denis Scheck: "Die Aids-Passage
bereitet mir Magengrimmen."
"Talentprobe"
Burkhard Spinnen: Alles, was er
sage, sage er unter "Talentprobe". "Mit dem
Wort Karikatur ist für mich das Ende der Talentprobe
erreicht". Klischees und Stereotypen werden abgerufen,
es ist Sonntag, es ist der Karneval, das Reinemachen etc.
Aus manch diesen Gründen sei er selbst aus dieser Gegend
weggezogen. Man müsse aber mehr tun, um das Spezifische
der eigenen Hölle kenntlich zu machen. Er habe keine
Liebe zu den Figuren gespürt.
Charmante Etüde in Jugendsprache
Konstanze
Fliedl fand es eine charmante Etüde in Jugendsprache.
Sie sehe allerdings eine Spur Koketterie mit dem Gartenzwerghaften
der Familie. Der Eindruck werde aber auch abgemildert durch
die Metaphorik. Im Text gebe es eine Fülle von Metaphern
über das Sehen und Nichtsehen. Zwischen Abgründigkeit
und Kokettheit hält der Text eine Balance, die beeindruckend
sei.
Vanderbeke wollte die Karikatur
nicht so stehen lassen. Was in diesem Text passiere, sei folgendes:
Jemand, der Rechts Dunkelheit hat, muss mit Sprache runterkühlen,
was er sieht. Es sei nicht Zynismus, sondern die Sprache sei
ein Mittel, sich die Liebe zu erhalten.
Widmer an Spinnen: Die Autorin
hat ein Gefühl für Karikatur, sie unterbricht sie
aber auch. Dadurch werde das alles relativiert.
Redaktion: Petra Haas, Dolores Hibler
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