"Kompliment,
ich bin sehr angetan."
Thomas
Widmer: Die Pyramiden sind nicht allein wegen ihrer Hohlräume
so faszinierend, sondern auch wegen der Kammern. Der Autor
schafft es auf ähnliche Weise, ein Nichts zu schaffen
und zu schützen indem er es umkreis. Das liege an der
ungeheuren Kraft, mit der er mit Bildern umgeht. Er schaffe
es, Bilder zu prägen, die mich faszinieren und stimmig
sind. Das einzige, was ihn störe sei das Wort Güterdämmerung.
Auf kurzem Raum werde unheimlich viel erzählt, was er
spannend finde, sei, dass im Zentrum der ganzen Handlung ein
Nichts sei. Der Erzähler ist willens, das Nichts zu schützen
und einzudämmen. "Kompliment, ich bin sehr angetan."
Text gut vorgetragen
Pia
Reinacher: Die Literatur handelt häufig von Nichts. Der
Text könnte ein Spiegel der sprachlichen Geröllhalde
sein, doch sie habe dennoch Probleme damit. Sie sehe keine
Logik, sehe nicht, worauf der Text hinauslaufe. Es gebe sehr
viele Schauplätze, diese gewinnen rein handwerklich zu
wenig Konturen. Dasselbe gelte für das Personal. "Auch
das Nichts muss sich erklären". Es müsse auf
die Bühne treten und eine Identität oder eine Nicht-Identität
bekommen. Der Text sei sehr gut vorgetragen worden.
Nichts ist das Glück
Konstanze Fliedl: Der Text sage
ausdrücklich, dass das Nichts das Glück sei. "Das
scheint heuer überhaupt das Jahr des Verwandtensterbens
zu sein, hier in Klagenfurt", pointiert Fliedl. Die Einzelgeschichten
würde sie gerne verfolgen, aber die Panoptikumstruktur
des Textes irritiere sie. "Der Text verlangt ein Mithüpfen".
Sie komme sich vor, als werde ihr etwas hingehalten und gleich
wieder entzogen.
"Sehr gelungen"
Robert
Schindel meinte darauf, wenn Herr Glaser das so gewollt hätte,
hätte er das so gemacht. Die Struktur sei ein Abschied
von einer Familie, kurzes Genießen einer Liebe und Abschied
davon. Rundherum passierte ungeheuer viel. "Es gibt dieses
Nichts nicht". Der Autor gehe einen bestimmten Weg, er
eilt nach dem Tod des Onkels der Tante hinterher. "Es
ist eine Strukturanalyse einer Trauerarbeit, die eingebettet
ist in die Turbulenzen von zwei Kontinenten und ihren Menschen".
"Sehr gut gelungen, gratuliere".
Birgit Vanderbeke: Die Geschichte
sei eine Parodie auf das "Globale", sie nehme das
Panoptikum nicht übel. Es sei eine Geschichte voller
Ratlosigkeit und unglaublicher Melancholie. Sie taste sich
an die Ratlosigkeit heran. "Das hat mich sehr bewegt".
Burkhardt Spinnen: "Das hat
mir auf eine kopflastige Weise sehr gut gefallen". Es
bestehe die Gefahr, dass die Geschichte einen in etwas hineinzieht,
was sie nicht ist. Sie zeigt, dass jemand mit einer Zapping-Mentalität
an ein Ende kommt. Es sei der erste Text, der dem 11. September
angemessen begegne. Ein bisschen schwierig am Text sei, dass
die psychologischen Angebot etwas altmodischer und konventioneller
sind als der Gesamtentwurf. Der betrogene Liebende bleibe
eine Figur, die das Unverrückbare und Nichtveränderbare
zur Konstante macht.
"Mehr kann man von Literatur nicht
erwarten"
Denis
Scheck sagte zu seinem Autor, er verfolge Glaser seit vielen
Jahren, "er bereichert meine Seele mit seinen Texten".
Es gehe um die Abbildung einer Struktur, die man lebe. Der
Text versuche, nicht zu lügen, sondern sich einer Wahrheit
zu nähern. "Ich finde die Bilder sensationell".
Die Geschichte berühre ihn, mehr könne er von Literatur
nicht erwarten.
"Nicht in Scheck´sches Pathos
einstimmen"
Pia Reinacher wollte nicht in "das
Scheck´sche Pathos" einstimmen. Sie verglich mit
Elfriede Jelinek, wie sie den Leuten auf den Mund schaue und
das ausdrücke. Scheck entgegnete, das Glaser der Welt
gegenüber mit einen "Ja" begegne, Jelinek mit
einen großen "Nein". Daher finde Glaser nicht
alles grauenhaft.
Für Konstanze Fliedl sagte,
die Einteilung von Autoren, ob sie Ja oder Nein zur Welt sagen,
das "haue" sie nieder. Der Text sei für sie
da am schönsten, wo er traurig sei.
Robert Schindel meinte zum
Schluss, ein Zitat von Freud treffe auf den Text zu: "Glück
ist, wenn alle Schrecknisse..des Lebens nicht auf einmal auf
einen zukommen."
Redaktion: Petra Haas, Dolores Hibler
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