26. Tage der deutschsprachigen Literatur

Eine Veranstaltung der Landeshauptstadt Klagenfurt und des ORF Landesstudios Kärnten in Zusammenarbeit mit 3sat und freundlicher Unterstützung der Telekom Austria.

Tage der deutschsprachigen Literatur 2002 - die aktuellen Informationen

Pressespiegel

Diskussion nach Lesung von Heinz. D. Heisl

Heinz D. Heisl las ein Ausschnitt aus einem Roman, in dem sich sein Erzähler an seine Kindheit erinnert, an die Geburt, an das Sterben des Großvaters ebenso, wie an die nebenan gelegene Metzgerei, die Faszination und Schrecken zugleich war.

Ich passe

Birgit Vanderbeke erklärte die drei Teile der Geschichte. Den Kreissaal, die Schlachtszene, das Sterben des Großvaters, das habe sie verstanden, aber die Wortsucht, die Wortschwaden wären ihr zuviel gewesen. Sie konnte mit dem Text nicht viel anfangen, "ich passe", gab sie zu.

Zu viele Metaphern

Konstanze Fliedl:"Wie mit einem Orchester in einem kleinen Kämmerchen eingesperrt." Im Text sei zu viel, es gebe einen Trommelwirbel von Metaphern, werde von Vieldeutigkeiten beschossen. Der Leser bekomme keinen Atemraum, um mit den Anspielungen umzugehen. Es könne sein, weil der Text aus einem Roman stamme. Der Text sei zu groß für die Fassung hier.

Lob für den Vortrag

Thomas Widmer dankte dem Autor für seine Art, vorzutragen. Sein Lesen habe aus dem Text fast einen Kriminalroman gemacht. Ihm fehle die Stringenz der Teile. "Ich sehe nicht ein, warum der Portier so ausführlich geschildert wird." Die Sprache schien ihm ein Problem, sie könne sich einfach nicht entscheiden, was sie sein wolle. Widmer fand auch Klischees, wie den Metzger, "das möchte ich so nicht hören".

Wortgewaltig und melodiös

Robert Schindel sagte zu dem von ihm vorgeschlagenen Autor, es werde im Text eine Herstellung des Alltäglichen allein durch Sprache durchgeführt. Es werde die Sprache nicht das Medium sondern als Organ verwendet. Der Tod des Großvaters sei für ihn eine "unheimlich schöne Stelle". Auf Grund des Sterbens stehe die Welt still. Alle Worte drängen nach Draußen, das Haus zerbirst durch das Sterben. Diese Art der Trauer habe er "noch nie so gelesen". Schindel lobte Wortgewalt und das Melodiöse des Textes.

Zuviele Kommentare

Für Dennis Scheck sagte, die Latte sei hoch gelegt. Der Text sei in den drei Ebenen nicht überinstrumentiert, sondern im Gegenteil. "Mir wird viel zu viel kommentiert", dies sei eine Schwäche. Hier habe jemand sehr viel nachgedacht, vielleicht gehe der Text im Roman auf. In dem Stück, das man gehört habe, gehe der Text nicht auf.

Burkhard Spinnen: Der Text beginne mit einer Fixierung auf das Außerordentliche. Die Biographie, die dadurch eingeleitet werde, habe er schon Hundertmal gelesen, es sei das ungewollte Kind. Er habe sich die ganze Zeit gefragt, was das Spezielle daran sei. Der Text sei auf schillernde Art und Weise rhetorisch. Er war auch vom Lesen des Autos beeindruckt, er glaube aber nicht, dass das auch ein Leser so nachvollziehen könne.

Widerspruch von Fliedl

Einzelne Sätze haben diese Präzision, widersprach Konstanze Fliedl, diese Stellen wären authentisch, aber in der jetzigen Zusammenstellung halte der Text das nicht durch.

Birgit Vanderbeke wollte noch von Robert Schindel wissen, was denn er unter dem Alltäglichen verstehe, hier fände sie ihre Vorstellung davon, wie Wäschewaschen oder Fahrkarten kaufen, nicht verwirklicht.

Schindel antwortet, es gehe nicht um sie oder ihn, sondern um diesen Erzähler und seine Welt. Darin sei vieles unerträglich und daraus erklärten sich auch die Blut- und Sterbeszenen. Das gelte aber nicht für einen/eine andere.

Redaktion: Petra Haas, Dolores Hibler


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