Heinz
D. Heisl las ein Ausschnitt aus einem Roman, in dem sich sein
Erzähler an seine Kindheit erinnert, an die Geburt, an
das Sterben des Großvaters ebenso, wie an die nebenan
gelegene Metzgerei, die Faszination und Schrecken zugleich
war.
Ich passe
Birgit
Vanderbeke erklärte die drei Teile der Geschichte. Den
Kreissaal, die Schlachtszene, das Sterben des Großvaters,
das habe sie verstanden, aber die Wortsucht, die Wortschwaden
wären ihr zuviel gewesen. Sie konnte mit dem Text nicht
viel anfangen, "ich passe", gab sie zu.
Zu viele Metaphern
Konstanze Fliedl:"Wie mit einem
Orchester in einem kleinen Kämmerchen eingesperrt."
Im Text sei zu viel, es gebe einen Trommelwirbel von Metaphern,
werde von Vieldeutigkeiten beschossen. Der Leser bekomme keinen
Atemraum, um mit den Anspielungen umzugehen. Es könne
sein, weil der Text aus einem Roman stamme. Der Text sei zu
groß für die Fassung hier.
Lob für den Vortrag
Thomas
Widmer dankte dem Autor für seine Art, vorzutragen. Sein
Lesen habe aus dem Text fast einen Kriminalroman gemacht.
Ihm fehle die Stringenz der Teile. "Ich sehe nicht ein,
warum der Portier so ausführlich geschildert wird."
Die Sprache schien ihm ein Problem, sie könne sich einfach
nicht entscheiden, was sie sein wolle. Widmer fand auch Klischees,
wie den Metzger, "das möchte ich so nicht hören".
Wortgewaltig und melodiös
Robert Schindel sagte zu dem von
ihm vorgeschlagenen Autor, es werde im Text eine Herstellung
des Alltäglichen allein durch Sprache durchgeführt.
Es werde die Sprache nicht das Medium sondern als Organ verwendet.
Der Tod des Großvaters sei für ihn eine "unheimlich
schöne Stelle". Auf Grund des Sterbens stehe die
Welt still. Alle Worte drängen nach Draußen, das
Haus zerbirst durch das Sterben. Diese Art der Trauer habe
er "noch nie so gelesen". Schindel lobte Wortgewalt
und das Melodiöse des Textes.
Zuviele Kommentare
Für
Dennis Scheck sagte, die Latte sei hoch gelegt. Der Text sei
in den drei Ebenen nicht überinstrumentiert, sondern
im Gegenteil. "Mir wird viel zu viel kommentiert",
dies sei eine Schwäche. Hier habe jemand sehr viel nachgedacht,
vielleicht gehe der Text im Roman auf. In dem Stück,
das man gehört habe, gehe der Text nicht auf.
Burkhard Spinnen: Der Text
beginne mit einer Fixierung auf das Außerordentliche.
Die Biographie, die dadurch eingeleitet werde, habe er schon
Hundertmal gelesen, es sei das ungewollte Kind. Er habe sich
die ganze Zeit gefragt, was das Spezielle daran sei. Der Text
sei auf schillernde Art und Weise rhetorisch. Er war auch
vom Lesen des Autos beeindruckt, er glaube aber nicht, dass
das auch ein Leser so nachvollziehen könne.
Widerspruch von Fliedl
Einzelne Sätze haben diese
Präzision, widersprach Konstanze Fliedl, diese Stellen
wären authentisch, aber in der jetzigen Zusammenstellung
halte der Text das nicht durch.
Birgit Vanderbeke wollte noch
von Robert Schindel wissen, was denn er unter dem Alltäglichen
verstehe, hier fände sie ihre Vorstellung davon, wie
Wäschewaschen oder Fahrkarten kaufen, nicht verwirklicht.
Schindel antwortet, es gehe
nicht um sie oder ihn, sondern um diesen Erzähler und
seine Welt. Darin sei vieles unerträglich und daraus
erklärten sich auch die Blut- und Sterbeszenen. Das gelte
aber nicht für einen/eine andere.
Redaktion: Petra Haas, Dolores Hibler
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