Nina
Jäckles Text erzählte die Geschichte einer Kindheit,
in der nachbarliche Streit um einen Kirschbaum an der Grenze
eine gewichtige Rolle spielt.
"Nein, nein, nein"
Dennis Scheck: Es ist eine Yin-Yang-Geschichte.
Er würde sich freuen, einen Schulaufsatz über den
Baum zu schreiben. "Nein, nein, nein, so geht das nicht.
Das ist blutleer." Das Handwerk sei zwar da, aber diese
Geschichte sei nicht seine.
Familienorchester sehr instrumentiert
Thomas Widmer störte es ihn
überhaupt nicht, dass der Baum parallel zur Familie geschaltet
werde. "Mir gefällt die Sprache sehr gut, das Familienorchester
ist sehr schon instrumentiert." Er stimme aber Scheck
zu, dass die Autorin zu sehr auf das Prinzip der Familienorgel
vertraue. Der Klang komme halt immer wieder, zuerst der Vater,
dann die Mutter, dann die Töchter. "Das finde ich
irgendwo lustig, aber es ist zu wenig, um einen ganzen Text
zu tragen."
Niedlich und charmant
Birgit
Vanderbeke stimmt Widmer zu, gewichtet aber anders. Die Schwäche
sei das Ping-Pong-Artige. Die Familiendialoge seien niedlich,
charmant, aber das geht in sich nicht. Das gehe dann nicht,
wenn die Kati sagt, ist der jetzt tot, nein, denn dann fällt
man um. Das ist eine Runde zuviel, das ist nicht aus dem Familiengespräch
genommen. Das sei für sie zu überzogen. Sie empfehle
der Autorin, mit den Kommas nicht zu freigiebig zu sein.
Pia Reinacher meinte, man lache
die ganze Zeit. Es sei eine geschönte Fassade, die dauernd
Risse zeige und auch bösartig aufgezeigt werde. Auch
das Sterben und Vergehen werde leichthin serviert.
Sentimental
mit Pathos
Für
Konstanze Fliedl gebe es eine Artigkeit, der Kinder und des
Textes. Das Symbol des Baumes in der Mitte sei musterhaft.
Sentimental finde sie die Zirkelprägungen, die Jahresringe
rund um den Text. Ein Einleitung finde sich als Abschluss,
das habe einen Pathos, das werde zu dick und zu konstruiert.
"Ausgezeichnet"
Robert Schindel sagte, vielleicht
hab er ein naives Gemüt, aber er finde die Geschichte
ausgezeichnet. Vielleicht habe sie einige Male den Kindermund
zuviel und es entstehe dadurch eine "Putzigkeit".
Darüber könne man streiten. Aber die atavistische
Gestalt des Nachbarn finde er meisterhaft. "Mit hat er
gut gefallen."
Redaktion: Petra Haas, Dolores Hibler
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