26. Tage der deutschsprachigen Literatur

Eine Veranstaltung der Landeshauptstadt Klagenfurt und des ORF Landesstudios Kärnten in Zusammenarbeit mit 3sat und freundlicher Unterstützung der Telekom Austria.

Tage der deutschsprachigen Literatur 2002 - die aktuellen Informationen

Pressespiegel

Diskussion nach Lesung von Jörg Matheis

Der Text mit dem Titel "Schnitt" erzählt die Geschichte eines Mannes, der am Beginn einer Beziehung, aber vielleicht auch schon wieder an deren Ende steht. Ein Mann, dessen Persönlichkeit auch konträr zu den Anforderungen seines Jobs in einem Architekturbüro ist. Während er sich in Erinnerungen und Gedanken verliert, erwächst in ihm die Vision eines furiosen Finales. Gleich Kaiser Nero, wird er die Stadt in Brand zu stecken.

Gelungener Auftakt

Dennis Scheck fand den Text einen gelungenen Auftakt mit einer amour fou. Die Schilderung des Basketballsports gefalle ihm gut, die Welt des Sports sei gut gelungen. Die Art der Erzählung in Snapshots findet er sehr stark. Sein Einwand gehe aber gegen die Architektur im Text. In dieser Schilderung fällt der Text arg zurück, das "macht mir etwas Unbehagen". Die Souveränität des Autors habe ihm aber imponiert.

Die neusten Leiden des jungen Werther

Fliedl: "Die allerneuesten Leiden des jungen Werther haben wir da vor uns". Der junge Mann tut sich sehr leid, ist überempfindsam und überdeutlich. Der Text heiße "Schnitt", weil er montiert sei, weil Fotos aus der Bewegung geschnitten werden. "Am Ende kommt dann der Schnitter und der heißt Tod." Fiedl findet aber auch Gewalt gegen das Liebesobjekt. Die Idee des Schnitts sei zu überstrapaziert, weil der Text wie am Reißbrett gemacht sei. Gut gefalle ihr aber die Psychologie der Figur Holzmann, die stellenweise wohltuend ironisch gezeigt werde.

Frau friert ein

Pia Reinacher sieht die Frau im Text einfrieren, statt einer Annäherung gebe es eine Entfernung. Der Grundeinfall, die Frau als Manipulationsmasse zu bauen gefiel ihr, auch weil das Annäherungsritual eigentlich sehr unterkühlt gezeigt werde. Die Frau werde zerschnitten und neu montiert. Gegensatz zwischen Einfrieren und Erwärmen finde sie sehr erstaunlich. Der Schluss gefalle ihr aber nicht so gut, das sei aufgesetzt.

Gefängnis besser zeigen

Thomas Widmer sagte, wenn jemand gezeigt werde, der im Alltag gefangen sei, müsse das Gefängnis besser gezeigt werden. Er sehe nur den Chef und der sei eigentlich nicht so schlimm, sondern eine Witzfigur. "Wenn der Mann die Kugel im Flipper ist, die zurückgeschnellt wird, fehlen mir die Wände des Flipperkastens. Es ist unglaubwürdig, dass die Kugel im Spiel bleibt." Nicht gefallen habe auch ihm der Schluss. Was an Obsession zur Frau vorhanden sei, werde am Schluss mit der apokalyptischen Endung demontiert.

Für Robert Schindel "eine couragierte Unternehmung", eine vordergründig bemerkbare Konstruktion. An den Details verschlucke sie sich aber. Auch er sehe Parallelen mit dem jungen Werther und eine amour fou. Aber vor einem Zerstörungswerk könne sie nicht richtig lieben, durch die Zerstörung komme erst eine Sinnlichkeit. Er wünsche sich eine größere Distanz des Autors zur Hauptfigur.

Birgit Vanderbeke wollte keine Rätsel gestellt bekommen, das möge sie als Leserin nicht. Der Text entfalte keine Dynamik.

Figuren der Weltliteratur müssen defizitär sein

Burkhard Spinnen sagte erst, dass wir doch immer gern die Figuren der Weltliteratur anders angelegt hätten, dass sie einfach defizitär sein müssten sonst würden sie doch lieber in der Wirtschaft Karriere machen. Dann erklärte er weiter, dass die Erzählung ein großes Zeichenangebot mache und da sei ein Ausschlussverfahren immer schwierig. Das größte Rätsel liege darin, nicht zu wissen, wo der Text zum Schluss hingehe.

Redaktion: Petra Haas, Dolores Hibler


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