Pressetexte zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt

Badener Online
01.07.2002

Erfolg mit Geschichte über die Leerzeichen der Liebe
Erstmals seit 1995 hat sich im Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis wieder ein Autor aus Österreich durchgesetzt. Spannend wurde die Preisvergabe durch die gleichmäßige Verteilung der Sympathien der Jury: Erst nach zwei Stichwahlen standen die Sieger fest. Der in Graz geborene Schriftsteller Peter Glaser, der gestern seinen 45. Geburtstag feierte, setzte sich gegen die als Favoritin gehandelte deutsche Autorin Anette Pehnt durch. Pehnt erhielt den Preis der Jury, der Ernst-Willner-Preis der Verlage ging an Mirko Bonné.

Damit wurden jene Teilnehmer ausgezeichnet, deren Texte in der Jury spontan auf großes Lob gestoßen waren. Die Lesungen hatten in diesem Jahr wenig Kontroversen und kaum literarische Grundsatzdebatten ausgelöst. Oft herrschte unter den Juroren „Ratlosigkeit“ und Unverständnis über die ausgewählten Texte, was einmal mehr die Auswahlkriterien und die Jury selbst in die Kritik rückte. Preisträger Glaser hatte die sieben Juroren mit seiner „Geschichte über das Nichts“ fast ausnahmslos überzeugt.

Glaser verknüpft in den beiden Teilen „Süden“ und „Norden“ eine Liebesbegegnung mit einer Reise, die den Ich-Erzähler über den Mittelmeerraum nach Norddeutschland führt.

Die Jury sah in dem Text eine „Geschichte über die Leerzeichen der Liebe“, verbunden mit einer „Parodie auf Globales“ und einen „Abschied von den 90er-Jahren“. Auf den „Gestus des Jokens“ folge tiefe Ratlosigkeit und Melancholie.

Den Preis der Jury erhielt Anette Pehnt für den Beginn ihres Romans „Ich muss los“ unter dem Titel „Insel Vierunddreißig“. Die Autorin erzähle „mit großer Klugheit und Klarheit“ die Geschichte des Erwachsenwerdens und einer Obsession, urteilte die Jury. Ihr gelinge eine Verbindung von „sprachlicher Schlichtheit mit großem Humor“: Der Romanbeginn sei „ein Versprechen“.

An Mirko Bonnés Text „Auszeit“, der den Ernst-Willner-Preis der Verlage erhielt, gefiel die „raffinierte Konstruktion“. Die in lakonischer Sprache gehaltene doppelbödige Familiengeschichte um die Krankheit einer Schwester werde „raffiniert über die Bande“ spielend entwickelt. Sie verberge unter der harmlos scheinenden Oberfläche tiefe Traurigkeit und eine große Bedrohung.

 


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