Pressetexte zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt

Spiegel Online
01.07.2002

Auszeichnung für "Nichts"
Die Entscheidung hat die Jury am Sonntag, Glasers 45. Geburtstag, nach einer Stichwahl bekannt gegeben. Der Preis in Gedenken an die in Klagenfurt geborene Dichterin Ingeborg Bachmann ist mit 21.800 Euro dotiert und gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen für literarische Erstveröffentlichungen im deutschsprachigen Raum.
Bei den 26. Tagen der deutschsprachigen Literatur hatten drei Tage lang 16 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unveröffentlichte Texte vorgestellt.

Erstmals seit 1995 hat sich mit Glaser wieder ein Kandidat aus Österreich durchgesetzt. Spannend wurde die Preisvergabe durch die gleichmäßige Verteilung der Sympathien der Jury: Glaser, der wegen einer Rheuma-Krankheit auf den Rollstuhl angewiesen ist, setzte sich in der Stichwahl gegen die als Favoritin gehandelte deutsche Autorin Anette Pehnt durch. Pehnt erhielt den Preis der Jury (10.000 Euro), der Ernst-Willner-Preis der Verlage (8500 Euro) ging an Mirko Bonné.

Im Vergleich zu vergangenen Jahren war der Klagenfurter Literaturwettbewerb dieses Mal fast langweilig. Die Lesungen führten kaum zu Kontroversen und lösten keine literarischen Grundsatzdebatten ausgelöst. Oft herrschte unter den Juroren Ratlosigkeit und Unverständnis über die ausgewählten Texte. Einmal mehr wurde deshalb Kritik an den Auswahlkriterien und der Jury laut.

Glaser verknüpft in seinem preisgekrönten Text in den beiden Teilen "Süden" und "Norden" eine Liebesbegegnung mit einer Reise, die den Ich-Erzähler über den Mittelmeerraum nach Norddeutschland führt - wo Glaser früher lebte. Die Jury sah in dem Text eine "Geschichte über die Leerzeichen der Liebe", verbunden mit einer "Parodie auf Globales" und einen "Abschied von den neunziger Jahren". Auf den "Gestus des Jokens" folge tiefe Ratlosigkeit und Melancholie. Enthusiastisch lobten die Juroren auch die Sprache und die panoptische Struktur der Erzählung, die das heutige Bewusstsein in seiner Zersplitterung abbilde. Politische Aktualität wie der Nahost-Konflikt und der 11. September würden auf angemessene Weise eingefügt und in "sensationelle Bilder" gefasst.

 


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