Pressetexte zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt

Salzburger Nachrichten
28.06.2002
Schon etliche starke Texte

Mit Christoph W. Bauer und Peter Glaser begann der Freitagvormittag nach einem nicht besonders aufregenden Donnerstag erfreulich stark. Bauer, der bislang mit zwei Lyrikbänden an die Öffentlichkeit getreten ist, spannt auch in seiner Prosa die Sprache als die eigentliche Akteurin für seine Belange ein. Er rhythmisiert und stilisiert einen Text, und was banal und trivial sein mag, gewinnt durch seine ins Pathetische ausschwingende Sprache den Rang des Besonderen. Ein Schicksal, und mag es noch so durchschnittlich sein, wird, sobald es am eigenen Leib durchlebt werden muss, den Rang des Tragischen. Daran arbeitet Bauer mit einer Sprache, die nichts dem Zufall überlässt, die genau gebaut ist und das Risko der Sprachfindung eingeht. Das verschafft ihm überaus große Bewunderung und vehemente Ablehnung. Kalt lässt seine Prosa nicht.

Bei Peter Glaser kam so mancher ins Schwärmen. Der Autor nimmt sich nicht die Ruhe, eine Geschichte zu entfalten, er verfügt über eine "Zapping-Mentalität", die "der Abbildung einer Struktur, wie wir leben" (Denis Scheck) entspricht. Der Tonfall von Melancholie und Heiterkeit und die kritischironische Befragung der Globalisierung machen den Text zum Ereignis.

Auch Heinz D. Heisl, ein Sprach-Maniac, konnte punkten mit seiner Geschichte, die Vieldeutigkeit anpeilt. Aber er kam nicht so recht durch, weil man ihm seine Wortsucht nicht abnehmen wollte.

Kontrovers wurde es bei Mirko Bonne`, der durch seine Schlichtheit von der Norm abwich. Dabei hat sich der Autor das Unerhörte, den psychischen Ausnahmezustand, zum Thema gemacht. Seltsam: Ist diese Einfachheit nun unheimlich und abgründig oder schrecklich harmlos? Gewiss ist, dass es einen Abgründigkeits-Bonus gibt. Wenn Literatur den Schrecken zur Sprache bringt, stehen die Chancen gut, dass ihr Qualität konzidiert wird.

Die Österreicher und die Schweizer sind diesmal stärker vertreten als die Jahre zuvor. Doch anders als die Österreicher schnitten die Schweizer gar nicht gut ab. Markus Ramseier wurde vorgeworfen, dass er ein "erzählerisches Trümmerfeld" (Pia Reinacher) angerichtet habe. Eine Frau blickt zurück auf ihr Leben, Szenen eines absterbenden Lebens öffnen den Blick auf eine weibliche Biografie.

Mit Lukas Bärfuß, dem man Ungenauigkeiten vorwarf, wollte sich die Jury nicht anfreunden. Kein Glück hatte Daniel Zahno, dem sein Vortrag zum Verhängnis wurde und dem man nicht abnehmen wollte, dass er einen Text für die Gegenwart geschrieben habe.

ANTON THUSWALDNER


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