Der Auftakt erinnerte an "Herzblatt": Da wurden die Texte aller Teilnehmer noch einmal in einer schnoddrig formulierten Kürzest-Zusammenfassung vorgestellt. Und dann ging es im ORF-Theater in Klagenfurt angesichts des WM-Finales flott zur Preisverleihung. Und die brachte ein für Österreich erfreuliches Ergebnis: Erstmals seit 1995 - damals gewann Franzobel - ging der begehrte Ingeborg-Bachmann-Preis wieder in die Alpenrepublik: Ausgerechnet an seinem 45. Geburtstag durfte der gebürtige Grazer Peter Glaser die mit 21.800 Euro dotierte Auszeichnung für seine "Geschichte von Nichts" entgegen nehmen. Und das nach einer spannenden Wahl: Im zweiten Durchgang konnte er sich mit vier zu drei Stimmen gegen Annette Pehnt durchsetzen.
Die sympathische Deutsche, deren Text "Insel Vierunddreißig" von den Juroren einhellig gelobt wurde, darf sich mit dem mit 10.000 Euro dotierten Preis der Jury trösten.

Der Schweizer Mirko Bonné schrieb über eine "Auszeit" und spaltete mit seinem Text die Jury, konnte sich gestern dann aber doch über den mit 8.500 Euro dotierten Ernst-Willner-Preis freuen. Der mit 7.500 Euro dotierte 3sat-Preis ging ebenfalls an einen Schweizer. Raphael Urweiler durfte ihn für seinen Text "Steine" entgegennehmen. Eine mit Spannung erwartete Neuerung gab es im Bewerb: Der von der Kelag gestiftete Publikumspreis ging an den in Innsbruck lebenden gebürtigen Kärntner Christoph W. Bauer für seinen Beitrag "Auf.Stummen". An der Abstimmung im Internet nahmen immerhin rund 500 Literaturbegeisterte teil.

Bei all der Freude gab es gestern aber auch einen kleinen Wermutstropfen: Birgit Vanderbeke wird sich aus der Jury zurückziehen. "Man kann das Niveau der Texte nicht mehr verantworten", meinte die Autorin und beklagte, dass die Literatur hinter dem "König Fußball" zurückstehen müsse: "Statt über die Texte hat der ganze Betrieb hier ständig über die Weltmeisterschaft gesprochen."