Pressetexte zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt

Kurier
28.06.2002
Wortsucht-Wortwucht?

Bachmann-Preis: Müder Ankick nach brillanter Eröffnungsrede


Auch nach 25 Jahren sei „Klagenfurt und kein Ende“ nicht nur eine Worthülse, betonte zur Eröffnung des 26. Wettlesens um den Bachmann-Preis der Kärntner ORF-Direktor Willy Mitsche und hatte damit, wie man bald sah, recht.


Das Fernsehen als „zweiten Schauplatz“, die öffentlich-rechtlichen Sender als „Anwälte“ der Literatur thematisierte Informationsintendant Gerhard Draxler, bevor der Schweizer Autor und Publizist Hugo Loetscher mit seiner „Klagenfurter Rede zur Literatur“ auf diese selbst zu sprechen kam. Auf die „Globalisierung“ der Literatur und den Konsequenzen aus der Erkenntnis, dass die eigene Literatur nur eine neben vielen anderen ist. Die Bedeutung einer „Übersetzungs-Kultur“ beim Überschreiten der sprachlichen Grenzen, hob Loetscher in seinem brillanten Essay hervor. Das Selbstbewusstsein der Österreicher beim Gebrauch ihrer Austriazismen beobachtet der Schweizer mit etwas nachbarlichem Neid.


WÖRTERRÄTSEL Wem Klagenfurt zu fad sei, der solle sich doch dem „Damenboxen“ zu wenden, meinte Robert Schindel als Sprecher der Jury. Warnend oder prophetisch, das konnte man sich schon am Donnerstag fragen. Klagenfurt-Literatur pur servierten da die Autoren aus Deutschland, der Schweiz und Österreich und dies ist nicht immer nur ein Gütesiegel.


„Dauernd Wörterrätsel“ entziffern zu müssen, sei „ermüdend“, meinte Birgit Vanderbeke, selbst einmal Bachmann-Preisträgerin, schon beim allerersten Text, und gab bei Heinz D. Heisl, dem ersten Österreicher des Bewerbs mit den Worten „Ich passe“ überhaupt auf. „Die Rechtfertigung des Alltäglichen ...“, heißt der Roman des Tirolers, der zufälligerweise dort fortsetzte, wo der vorige Text endete, im Kreißsaal. „Es ist zu viel in diesem Text“ stöhnte die Wiener Jurorin Konstanze Fliedl angesichts der „Wortsucht und Wortwucht“, die Schindel für den Bewerb vorgeschlagen hatte. Die tatsächlich wortgewaltige Prosa, u.a. auch aus dem „Echoraum der Gebärmutter“ zeigte die Problematik aller Roman-Ausschnitte, aber gleich vier Landsleute haben diesmal ja noch Chancen.




- Anita Pollak


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