Bachmann-Preis: Müder Ankick nach brillanter
Eröffnungsrede
Auch nach 25 Jahren sei Klagenfurt und kein Ende nicht nur
eine Worthülse, betonte zur Eröffnung des 26. Wettlesens um
den Bachmann-Preis der Kärntner ORF-Direktor Willy Mitsche und hatte
damit, wie man bald sah, recht.
Das Fernsehen als zweiten Schauplatz, die öffentlich-rechtlichen
Sender als Anwälte der Literatur thematisierte Informationsintendant
Gerhard Draxler, bevor der Schweizer Autor und Publizist Hugo Loetscher
mit seiner Klagenfurter Rede zur Literatur auf diese selbst
zu sprechen kam. Auf die Globalisierung der Literatur und
den Konsequenzen aus der Erkenntnis, dass die eigene Literatur nur eine
neben vielen anderen ist. Die Bedeutung einer Übersetzungs-Kultur
beim Überschreiten der sprachlichen Grenzen, hob Loetscher in seinem
brillanten Essay hervor. Das Selbstbewusstsein der Österreicher beim
Gebrauch ihrer Austriazismen beobachtet der Schweizer mit etwas nachbarlichem
Neid.
WÖRTERRÄTSEL Wem Klagenfurt zu fad sei, der solle sich doch
dem Damenboxen zu wenden, meinte Robert Schindel als Sprecher
der Jury. Warnend oder prophetisch, das konnte man sich schon am Donnerstag
fragen. Klagenfurt-Literatur pur servierten da die Autoren aus Deutschland,
der Schweiz und Österreich und dies ist nicht immer nur ein Gütesiegel.
Dauernd Wörterrätsel entziffern zu müssen,
sei ermüdend, meinte Birgit Vanderbeke, selbst einmal
Bachmann-Preisträgerin, schon beim allerersten Text, und gab bei
Heinz D. Heisl, dem ersten Österreicher des Bewerbs mit den Worten
Ich passe überhaupt auf. Die Rechtfertigung des
Alltäglichen ..., heißt der Roman des Tirolers, der zufälligerweise
dort fortsetzte, wo der vorige Text endete, im Kreißsaal. Es
ist zu viel in diesem Text stöhnte die Wiener Jurorin Konstanze
Fliedl angesichts der Wortsucht und Wortwucht, die Schindel
für den Bewerb vorgeschlagen hatte. Die tatsächlich wortgewaltige
Prosa, u.a. auch aus dem Echoraum der Gebärmutter zeigte
die Problematik aller Roman-Ausschnitte, aber gleich vier Landsleute haben
diesmal ja noch Chancen.
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