Die Preisträger aus 25 Jahren Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. München, Zürich: Piper, 2001. 336 S.; geb.; Euro 18,50 (A). ISBN 3-492-04349-6.

Der Titel erinnert aktuell unweigerlich an die Ranking-Manie nicht nur heimischer Hochglanzmagazine. Der Band will uns allerdings nicht sagen, was wir lesen sollen, sondern was gelesen worden ist, und zwar in den ersten 25 Jahren des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs. Eine Zusammenschau der 25 Siegertexte bietet die Möglichkeit, sich nach Geschmackstendenzen und Vorlieben der Jury zu fragen. Es wäre zu wünschen gewesen, daß dem Band eine Debatte dazu beigefügt worden wäre. Daß die prämierten Prosaarbeiten nun am Stück zu lesen sind, könnte auch zur Klärung der Frage beitragen, inwiefern Prozedere und Juryzusammensetzung dazu beitragen, daß AutorInnen auf den Bachmann-Wettbewerb hin für diese spezifische Lesungssituation geeignete Texte schreiben. Gleichen sich also die Texte oder sind sie formal wie inhaltlich breit gestreut?
Eine Auseinandersetzung mit den Siegertexten leistet auch das dramaturgisch hervorragend gewobene, aber leider sehr kurze Vorwort des Herausgebers und Jurors Iso Camartin nicht. Er eröffnet mit Haydns ?Symphonie mit dem Paukenschlag? (in England als ?Surprise? bezeichnet) und postuliert als durchgängiges primäres Kriterium der Jury das Neue und Innovative. ?Irgendwo mußte die Einbruchsstelle für Unerwartetes, Neues, bisher nicht Gehörtes zu entdecken sein? (S. 8). Mit der unkommentierten Präsentation scheint auch er nicht ganz glücklich gewesen zu sein: ?Es wäre kein müßiges Spiel, unter den hier versammelten Texten den überrachungsreichsten zu ermitteln?. Das hat nichts mit Charts-Hörigkeit zu tun, sondern mit der Frage nach Zeitbezogenheit und Zufälligkeit von Wertungen und Kritikerurteilen. Aus der Distanz und in der Zusammenschau wäre es lohnend gewesen zu überlegen, welcher der Texte heute noch am besten hält und warum, um mit Antonio Fian zu fragen: Was bleibt?
(Evelyne Polt-Heinzl)