Eine missratene Diskussion im Literaturhaus

Reinacher, Erpenbeck: Wollten über Debütanten im Literaturbetrieb reden. Foto Leemann

Die Debütantin, der Debütant - im Literaturbetrieb eine weitherum gesuchte Spezies, an die sich die Hoffnungen publicitybewusster Agenten knüpfen. Denn was befeuert die Auflagenzahlen stärker, was befeuchtet die Augen der Illustriertenschreiber stärker, als der Erstling einer unschuldigen jungen Schönen?
Dies zu bereden, hatte sich eine Runde vorgenommen, die zum Thema durchaus etwas zu sagen gehabt hätte: Pia Reinacher, Ex-Literaturchefin des "Tages-Anzeigers", Hubert Spiegel, Literaturchef der "F.A.Z.", und die Debütantenfraktion: Sherko Fatah, "Aspekte"-Preisträger für das beste deutschsprachige Debüt, und Jenny Erpenbeck, in Klagenfurt heuer zur Trägerin des Jury-Preises gekürt.
Doch das Vorhaben stand unter schlechten Vorzeichen. Es begann damit, dass sich Spiegel wegen bösartigen Hexenschusses krankmelden liess. Und dann schwebte die ganze Zeit über jener Ausruf Jenny Erpenbecks im Raum, der ihr entfuhr, als sie das Podium betrat: Da kriege man ja einen Schreck, bei der gähnenden Leere im Saal.
Gewiss, sieben Zuhörer sind nicht viel, "unter Ausschluss der Öffentlichkeit", liesse sich konstatieren, und doch: Warum sich von der Enttäuschung über mangelndes Interesse zu Halbherzigkeit hinreissen lassen? Die Einsamkeit jedoch nahm ihnen allen Mut, zu bereden, wozu sie eigentlich gekommen waren.
So lasen sie stattdessen aus ihren Werken, Erpenbeck und Fatah. Der Form halber liessen sie sich kurz über ihr Debütantensein interviewen, was allerhand Anekdotisches zu Tage förderte, etwa dass Erpenbeck eher keinen, Fatah aber schon Druck verspüre, ein neues Buch zu schreiben. Dabei blieb es. Am Ende konnten sie gar nicht schnell genug fliehen, aus dem leeren Raum. Mathieu von Rohr