"Schreiben und Lesen"
Der Sieger des ersten Ingeborg-Bachmann-Preises,
der Kärntner Schriftsteller Gert Jonke begeisterte das
Publikum mit seine "Klagenfurter Rede zur Literatur".
Jonke hielt seine Rede in Form eines Features - er sprach
von einem Gedicht, das er vor Jahrzehnten geschrieben hatte.
Als er es hervorholte, merkte er, es sei aktuell, wie nie
zuvor.
Bei einem fiktiven Literaturwettbewerb,
bei dem die Auslosung wegen Erkrankung des Notars verschoben
werden musste, wurde er - Jonke - gebeten, eine "blitzartige
Eröffnungsrede zu halten". In dieser zog er über
den Literaturbetrieb her, der "nichts mit Literatur"
zu tun hat.
Er sprach über Ingeborg Bachmann
und ihren Tod, stellte die Frage "Ist diese Frau an ihrer
Literatur gescheitert? Nein - sie scheiterte am Literaturbetrieb,
der sie umgebracht hat".
Jonke setzte sich auf launige und
zugleich sehr bissige Art mit der Diskrepanz zwischen Literatur
und Literaturbetrieb auseinander. Die immer wieder ausgerufenen
Krisen der Literatur seien nichts anderes als Disziplinierungsversuche,
mit denen man die Autoren dazu bringen wolle, "marktgerechte
Produkte" abzuliefern. |