Inka
Parei - Bachmannsiegerin
"In Frankfurt-Rödelheim möchte
man nicht beerdigt sein, und auch zum Leben gibt es schönere
Orte. Jener Mann, der im Alter aus Berlin zum Sterben hergezogen
ist, fühlt sich fremd, vermutet sein Bett oder die Türen
an den falschen Stellen, hat aber auch nichts mitgebracht, was ihm
die neue Umgebung vertrauter machen könnte", schreibt
Felicitas von Lovenberg in der Frankfurter Allgemeinen am 2. Juli
2003. Der alte Mann werde als ein Fremder im eigenen Leben beschrieben.
Er betrachte die Welt nur durchs Fenster, er sei zu müde, um
das zu verstehen, was er sieht.
"Auch Inka Pareis Sprache holt die Einzelheiten ganz nah heran,
betrachtet die Dinge, ohne sie verstehen oder erklären zu wollen,
und eröffnet so der Vorstellung eigene Raumfluchten",
so von Lovenberg. Als die 36-jährige Schriftstellerin ihren
Text vorgetragen hatte, sei der Wettbewerb entschieden gewesen,
bevor die Jury überhaupt zur Abstimmung geschritten sei. Inka
Parei habe nicht nur den mit 22 500 Euro dotierten Bachmann-Preis,
sondern auch den Publikumspreis gewonnen.
"In gewisser Weise ist Inka Parei mit diesem neuen Text nach
Hause, nach Frankfurt, zurückgekehrt, wo sie 1967 geboren wurde",
meint von Lovenberg. Parei studierte Germanistik, Politikwissenschaft
und Sinologie und sei seit sechs Jahren als freie Schriftstellerin
in Berlin tätig. Ihr Schreibstil zeichne sich dadurch aus,
dass sie sich auf "Bildausschnitte und Gedankenfetzen konzentriere
und dadurch die Landkarte einer brüchigen Gegenwart vermisst."
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