Der Ingeborg-Bachmann-Preis 2003 geht an die 36-jährige Inka Parei

Das St. Galler Tagblatt berichtet am 30. Juni 2003: "Für einmal waren sich Publikum und Jury einig: Inka Parei erhält neben dem renommierten Bachmann- auch den Publikumspreis. Weitere Auszeichnungen bekommen Feridun Zaimoglu, Farhad Showghi und Ulla Lenze." Leer ausgegangen sind die Kandidierenden aus der Schweiz. Die 49-jährige Zürcherin Christine Rinderknecht rollt in ihrer Erzählung «Elf Uhr dreiunddreissig» einen Fall von wahrscheinlicher Fahrerflucht auf. Die Erzählung kreist um die mögliche Schuld der Autofahrerin, die bis heute nicht sicher weiß, ob sie Verursacherin der Tragödie gewesen ist. Rinderknecht setzt die wahrscheinliche Täterin auf den eigenen Fall an. Das wäre schon schwierig genug, doch sie probiert noch mehr und packt in die Geschichte weitere Erzählstränge hinein und muss sich prompt den Vorwurf gefallen lassen, dass alles, was hier unternommen werde, halbherzig sei. Iris Radisch will von Jargon-Prosa nichts wissen, sondern spricht von weiblichem Alltagsblabla, das «eigentlich kein Fall für Literaturkritik» sei. Kontroverser diskutierte die Jury den Text von Michael Stauffer. Seine Abschiedsklage einer verlassenen Frau ist voller skurriler Momente und schafft es, Jury und Publikum zu erheitern. Die Figur befinde sich in einem seelischen Ausnahmezustand, darin waren sich alle einig. Letztlich sei das Ganze relativ beliebig, fanden die einen, die andern waren überzeugt, dass Inkohärenz beabsichtigt sei. Ilma Rakusa fühlte sich in einzelnen Momenten an den Tonfall von Jürg Laederach erinnert, wobei Stauffer allerdings dessen Radikalität fehle.