Zum Literaturwettbewerb
 
Dkfm. Helmut Schwandter, Intendant ORF-Landesstudio KŠrnten

Nach dem 20. Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb wurde besonders aufmerksam beobachtet, ob sich die Idee dieser Veranstaltung noch lebendig erhalten hat, ob das Konzept überhaupt noch trägt. Im Vorjahr wurde das Konzept behutsam überarbeitet. Die Reduktion der Zahl der Juroren und der eingeladenen Autoren hat die Diskussionen spannender gemacht und sich als sehr tragfähige Basis für die Zukunft des Preises erwiesen, die Neuerungen werden deshalb in diesem Jahr beibehalten. Uns ist bewußt, daß die Autorinnen und Autoren, die sich dem Bewerb stellen, ein großes Risiko eingehen. Da die Zeiten des "Autorenschlachtens" aber längst vorbei sind, bietet der Wettbewerb jedem Teilnehmen auch große Chancen, nicht nur die Aussicht auf Preisgeld sondern auch Öffentlichkeit und Interesse beim lesenden Publikum.

Das Landesstudio Kärnten ist stolz darauf, mit dem Ingeborg-Bachmann-Literaturwettbewerb Literatur als Mittler zwischen junger Literatur und den Lesern zu fungieren. Als sehr sinnvolle Ergänzung hat sich der Bertelsmann Literaturkurs erwiesen, bei dem junge Autoren von erfahrenen Kollegen und Lektoren intensiv beraten werden. Schon nach dem ersten Jahr hat einer der Kursteilnehmer eine Einladung bekommen, seine Arbeit im Forum der Bachmann-Preis-Juroren vorzustellen und damit die Chance auf den Hauptpreis oder einen der Nebenpreise.

Die österreichische Bundesregierung hat sich in diesem Jahr entschlossen, die Vergabe der Staatspreise für literarische ºbersetzungen in Klagenfurt durchzuführen und das Land Kärnten ermöglicht dafür ein hochkarätiges Rahmenprogramm. Dieser Festakt am Beginn der Literaturtage rund um den Ingeborg-Bachmann-Preis ist eine besondere Auszeichnung für unsere Bemühungen, am Schnittpunkt dreier Kulturen auch intensive kulturelle Kontakte über die Grenzen hinweg zu pflegen.

Ich wünsche den Teilnehmern von TRANSLATIO, dem Literaturkurs und dem Bachmann-Wettbewerb erfolgreiche Tage in Klagenfurt. Nicht jeder kann einen Preis gewinnen, aber durch die hohe Qualität des Veranstaltungsreigens kann sicher jeder Teilnehmer, jede Teilnehmerin für sich gewinnen.


 
 
Stadtrat Walter Gassner, Kulturreferent der Landeshauptstadt Klagenfurt

"Du mein Ort, du kein Ort, über Wolken, unter Karst, unter Nacht, über Tag, meine Stadt und mein Fluß. Ich deine Welle, du meine Erdung", schreibt Ingeborg Bachmann in ihrer Erzählung "Jugend in einer österreichischen Stadt."

Durch die Veranstaltung des - längst etablierten - "Ingeborg-Bachmann-Preises" ist es der Landeshauptstadt Klagenfurt in den letzten einundzwanzig Jahren gelungen, sich international als Ort einer der wichtigsten Literaturveranstaltungen im deutschsprachigen Raum zu positionieren. Mit der Vergabe dieses Preises in der Woche von Ingeborg Bachmanns Geburtstag ehrt die Kärntner Landeshauptstadt alljährlich eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschsprachigen Literatur, deren Todestag sich im Herbst 1998 zum fünfundzwanzigsten Mal jährt. In Klagenfurt wird die Literaturszene in manchmal heftig und stets leidenschaftlich geführten Diskussionen jedes Jahr um neue Namen erweitert. Diese lebendige Auseinandersetzung um die Literatur hält die Veranstaltung - auch nach zwei Jahrzehnten -"jung".

Der Ingeborg-Bachmann-Preis wurde im vorigen Jahr erstmals um einen Literaturkurs mit seminarischem Charakter für zehn Teilnehmer erweitert. Der Literaturkurs hat sich, wie die Reaktionen zeigen, bereits im ersten Jahr als durchaus gelungene Innovation erwiesen. Es entstand ein weiteres Forum für aktuelle Debatten und für die Diskussion neuester Trends im Literaturbetrieb. Selbstverständlich kommt es heuer zu einer Fortsetzung des auf Anhieb erfolgreichen Modells. Der Veranstaltungsort des Literaturkurses wird diesmal das neu gestaltete Musil-Haus sein.

Im Vorfeld des Ingeborg-Bachmann-Preises werden heuer erstmals auch die Staatspreise für literarische Übersetzungen in Klagenfurt überreicht, ebenfalls im Musil-Haus. Es findet in diesem Zusammenhang auch ein Übersetzertag statt. Die Bemühungen um Literatur beschränken sich in Klagenfurt, wie Sie an diesen neuen Aktivitäten sehen können, nicht nur auf deutschsprachige Texte. Der Blick über die Grenzen stellt ein wesentliches Element unserer Arbeit dar, die durch eine interkulturelle Perspektive gekennzeichnet ist. Abschließend darf ich den Teilnehmerinnen und Teilnehmern viel Erfolg beim Wettbewerb und den zahlreichen Interessentinnen und Interessenten, die alljährlich zu dieser Veranstaltung anreisen, einen angenehmen Aufenthalt in Klagenfurt wünschen. Mögen sich diese Tage der Auseinandersetzung mit Literatur für Sie als produktiv erweisen.


 
 
Dr. Walter Konrad, Direktor EuropŠische Satellitenprogramme

22 Jahre Preisverleihung. 22 Jahre lang Diskussionen um Nutz und Unnutz der Veranstaltung. Kein "Runder" wird gefeiert, keine Feierstunde für jubiläumsversessene Kulturstatistiker. Vielmehr ist der Bachmann-Preis über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg unprätentiöser Ausdruck für Beständigkeit, Beharren - vielleicht ein wenig - Trotz.

Mit den Jahren sammeln sich Namen an: derer, die voller Hoffnung starteten, die ihre Hoffnungen enttäuscht sahen, die hoffnungslos untergingen und derer, die zu Hoffnungsträgern wurden. So manchen sah man wieder auf Buchdeckeln, mit Banderole und Aufdruck "BachmannpreisträgerIn".

Einigen Autoren ist inzwischen die "Bauchbinde" zu eng geworden, sie sind herausgewachsen, die Werke anderer dümpeln als Restposten in den Wühlkästen moderner Antiquariate. Trotz seiner langen "Laufzeit" haftet dem Bachmann-Preis noch immer der Atem des Provinziellen an. Irgendwie scheint er - je nach Betrachter - mit diesem oder jenem Makel befleckt: zu jung und unerfahren die Autoren, zu unausgewogen und extrem die Qualitätsunterschiede des Gelesenen, zu ad hoc das Auswahlverfahren, wenig repräsentativ die Jury, zu unkonventionell die Entscheidungen. Im Kanon der großen und renommierten Literaturpreise ist der Klagenfurter ein schwarzes Schaf geblieben. Und das ist gut so. Gerade das macht ihn so wichtig: seine Vermittlung zwischen Idylle und weiter Welt, zwischen Unfertigem und großer Ambition, reflektierter Subjektivität und bewußtem Risiko. Nicht distanzierter Fingerzeig aus gepolsterten Sesseln, sondern differenzierte Arbeit an der "Werkbank".

Und warum hält 3sat dem umstrittenen "Lese-Marathon" seit nunmehr zehn Jahren (doch ein kleines Jubiläum!) die Treue? Kulturprogramm erschöpft sich eben nicht nur im Besprechen anerkannter "Kunststücke", sondern spürt sie auf und ist dabei, dort wo sie gerade entstehen. Dazu taugt kein grobmaschiges Netz, in dem man nur die "dicken Fische" fängt, sondern es bedarf der Übung im Fischfang mit der bloßen Hand. Auch wenn man dabei gelegentlich ins kalte Wasser fällt.