VIERTER KLAGENFURTER LITERATURKURS

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Im Vorfeld um die Vergabe des Ingeborg Bachmannpreises findet seit vier Jahren der "Klagenfurter Literaturkurs" statt. Zehn junge Autoren, die am Beginn der schriftstellerischen Laufbahn stehen, sind dabei eingeladen, drei Tage lang mit erfahrenen Kollegen Gespräche über ihre Texte, aber auch über den Literaturbetrieb an sich, zu führen.

Die Gespräche zwischen Autoren und Tutoren sind beim "kleinen Bruder des Bachmannbewerbes", wie der Literaturkurs salopp auch bezeichnet wird, nicht öffentlich, doch zwei Leseabende bieten den teilnehmenden Autoren die Möglichkeit ihre Texte öffentlich zu präsentieren. Als Tutoren des Literaturkurses fungierten heuer die in Zürich lebende Autorin Ilma Rakusa, der Wiener Schriftsteller und Literaturtheoretiker Ferdinand Schmatz und der deutsche Autor und Publizist Thomas Hettche.

Rakusa und Schmatz haben schon im vergangenen Jahr die jungen Autoren beraten, ihre Bilanz des diesjährigen Literaturkurses: es habe sich kein großer Trend feststellen lassen, die Suche nach Identität sei aber bei allen Texten spürbar. Den Mangel an experimentellen Texten, sowohl sprachlich als auch inhaltlich, bedauern die beiden. Man habe an den jungen Autoren aber ein neues Selbstbewußtsein und -verständnis festgestellt. Viele von ihnen hätten schon Agenten und würden dem Literaturbetrieb viel "cooler " gegen überstehen als die Tutoren selbst zu Beginn ihrer Schriftstellerlaufbahn.

Die Gespräche seien vom Formalen bis zum Inhaltlichen gegangen, teilweise habe man Seite für Seite durchgearbeitet, bei anderen habe man wiederum die Intentionen und die Möglichkeiten der Entwicklung des Textes diskutiert. Für Thomas Hettche war das Tutorendasein eine neue Erfahrung, nachdem er 5 Jahre lang als Juror des Bachmannbewerbes fungiert hat. Seine Kritik an den Texten habe er zwar nicht so scharfzüngig wie beim Bewerb formuliert ,doch wo Kritik notwendig gewesen sei, habe er sie ausgesprochen, erfreulicherweise sei aber das Niveau der eingereichten Texte überwiegend hoch gewesen.

Für die Teilnehmer war der Dialog mit den Tutoren fruchtbar, die unterschiedlichen Zugänge der erfahrenen Kollegen haben neue Ideen und Impulse gebracht, man habe aber auch bei so divergierenden Urteilen gesehen, dass man schlussendlich immer selbst als Autor entscheiden müsse. Und man habe erkannt, so ein Teil der jungen Autoren, die Angst vor dem in Klagenfurt "Zerissenwerden" sei unnötig gewesen, die Kritik sei konstruktiv gewesen und die Tutoren hätten auch mit Aufmunterung und Lob nicht gespart. Neben den Tutorien seien aber auch die Gespräche mit den andern Autoren wichtig und vor allen die Möglichkeit hier in Klagenfurt mit Verlagsleuten und mit Agenten ins Gespräch zu kommen.

Für den Literaturkurs selbst wünschen sich Tutoren und Autoren, dass er in Zukunft auch die Möglichkeit etwas größerer Gesprächsrunden bietet, in denen man die Einzelgespräche reflektieren könnte und wo dann auch die Tutoren eine Rückmeldung auf ihre Arbeit erhalten würden. An sich meinen aber alle, dass der Literaturkurs sich bereits als fixer und wichtiger Veranstaltungspunkt der "Tage der deutschsprachigen Literatur" in Klagenfurt etabliert habe. In den Gesprächen mit den jungen Kollegen wird einerseits direkt am Text gearbeitet, aber auch über Konzepte und Ideen gesprochen. Neu als Tutor ist in diesem Jahr Thomas Hettche, der die letzten fünf Jahre als Juror des Bachmannpreises mit seiner oft sehr scharfzüngige Kritik aufgefallen ist. Neben den Tutorien bietet der Literaturkurs aber auch öffentliche Veranstaltungen, Lesungen der Teilnehmer und Diskussionen, in diesem Jahr zum Literaturbetrieb selbst. Mit einer großen Podiumsdiskussion zum Thema "Literatur und Politik", an der auch Milo Dor und Eva Demski teilnehmen, ging der 4. Literaturkurs am Mittwochabend zu Ende.


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© 29.06.2000