25. Tage der deutschsprachigen Literatur 2001
3sat-Diskussion - zahnlose Jury Ulrich Greiner von der "Zeit" fand die Jury moderat, aber mit der Fairness drohe Langeweile. Die Jury streite zu wenig, es werden Geschmackurteile abgegeben, die stehen bleiben, dadurch gebe es eine Spannungslosigkeit. Es gebe gewissen Formen der Literaturkritik, es gebe zu wenig Kritiker. Ihm fehlt die Leidenschaft. Es habe doch nur Sinn über Literatur zu reden, wenn es ein Gespräch in Gang setzt, wenn es etwas hinzufüge. Juroren lassen eigene Autoren fallen Normalerweise wäre es ein klassischer Auftakt, wenn ein Juror seinen Autor vorschlägt und die anderen kritistieren. Gestern sei es passiert, dass der Juror seinen eigenen Autor fallen ließ. Das dürfe doch nicht passieren. ..früher war es leidenschaftlicher.. Früher war es leidenschaftlicher, bestätigt auch Hubert Winkels vom "Deutschlandfunk". Die ersten Jahre waren von Marcel Reich-Ranicki geprägt, von leidenschaftlichen Vorkämpfern. Da ging es heftig zu, diese Botschaften sind weg. Das ist im Lauf einer Zeit abgestorben. Heute lässt man die Urteile eher im Raum stehen, es gebe viele Stimmen, aber keine dezidierten. Das Verhalten sei öffentlichkeitsbezogen, auch wegen des Fernsehens, das dabei sei. Jeder redet so, als ob er das, was er sagt, auch in schriftlicher Form bringen könnte - alle seien so textbeflissen. Das sei seriös und angenehm, aber sehr langweilig im Fernsehen. Ob es gut ist, dass Jury die Texte vorher kennt? Elmar Krekeler von "Die literarische Welt" sagte, er bezweifle, dass die Idee gut sei, die Texte vorher zu verteilen. Man hatte bei der Jury das Gefühl, sie lese ihre Kritiktexte ab. Das ist nicht lebendig. Früher haben sich Juroren auch blamiert Winkels stimmte zu, dass die Jury früher,
in Unkenntnis des Textes auch ein höheres Risiko hatte. Da kam es
auch oft zu Peinlichkeiten, weil ein Juror einen Text nicht verstand.
Heute könne man sich halbwegs intelligente Bemerkungen notieren,
die der Reihe nach vorgetragen werden, das sei langweilig. Zusammenfassung von Petra Haas, ORF Kärnten Kontakt: Webmaster:
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