25. Tage der deutschsprachigen Literatur 2001
Katrin Askan schilderte in der ersten Lesung Samstagfrüh ein Paar, bei dem im Urlaub in Fuerteventura die im Alltag überdeckten Differenzen aufbrechen. Die Unterschiede zeigen sich auch wegen der unterschiedlichen Vergangenheit in Ost und West. "Der Mann als Frauen-die-Hand-aufs-Knie-Leger"
"Max Frisch umgedreht" Birgit Vanderbeke fand, die Geschichte eines Unglücks von Max Frisch werde umgedreht. Hier werde das Unglück weggelassen, es sei eine Skizze schlechter Laune. Alle Paare seien im Urlaub schlecht gelaunt. Ein erzählerisches Talent werde verschenkt. Es sei ein Schnappschuss dessen, was konventionellerweise empirisch häufig zwischen Männern und Frauen im Urlaub vorkommt. "Wessi-Ossi-Typen" Die "well made" Story, lasse er sich so früh am Morgen gerne erzählen, meinte Denis Scheck. Ihm gefiel die Psychologisierung der Figuren gut, auch die Vermenschlichung der Natur fand er angemessen. Aber durch die Suche nach der Doppelbödigkeit liefen die Figuren Gefahr, zu "Wessi-Ossi-Typen" zu werden. Als Mann habe er das Gefühl, die Zeichnung der Figuren sei ein bisschen ungerecht, aber das könne auch eine Qualität der Geschichte sein. "Minen eingestreut"
"Äußerst gelungen" Großen Eindruck auf Konstanze Fliedl hatte es vor allem die traumwandlerische sichere Form des Erzählens gemacht, es gebe da einen wunderbaren Bau und Struktur der Geschichte, aber in der Mitte gäbe es eine Stelle des Antiklimax, die aber doch in Wahrheit leer bleibe. Diese Zurückhaltung, das habe großen Eindruck auf sie gemacht. West und Ost seinen zwar plakativ gezeichnet, aber es gebe da auch eine Gegenläufigkeit. Durch den Aufbau und die schöne Struktur bleibe am Ende die Balance zwischen den Figuren gewahrt. Ein äußerst gut gelungener Text, so Schindel. "Beide Figuren unangenehm" Ihr erster Eindruck sei gewesen, eine Geschichte, die sie schon oft gelesen habe, begann Elisabeth Bronfen. Dann habe sie aber dieses Moment der Gefahr das so extrem gut beschrieben gefunden, wo aber dann doch keine Psychologisierung stattfand. Für sie habe durch die Umkehr des Verhaltensweisen die Geschichte eine ungeheure Schlüssigkeit bekommen. Sie fand die Frau eher egozentrisch und ichbezogen als den Mann, unangenehm seine aber beide Figuren. "Gibt es eine psychologische Novelle?"
"Wunderbares Gleichgewicht" Das habe sie noch nie gehört, das die Novelle die Psychologisierung der Figuren ausschließe, antworte Konstanze Fliedl. Darüber müsse sie lange nachdenken. Ohne Psychologisierung wären die Figuren ja platte Spielmarken im Auto. Der psychologische Sog werde nicht von ihrer, sondern von seiner Seite aus geschildert. An der Stelle, wo Spinnen das kleine Ereignis sehe, da werde doch ein großes Ereignis geschildert. Die psychologische Platzierung und dann der Verzicht auf große Schilderung stehen im wunderbaren Gleichgewicht, erklärte Fliedl. "Großkotzige Wessis" Das wäre nicht subtil, so danach Robert Schindel.
Natürlich werde das nicht über subtile Sätze gemacht. Die
werfen sich die landläufigen Gegensätze ins Gesicht. Man könne
in der Erzählung nicht weglügen, dass es großkotzige Wessis
gebe. Das "da merkt man doch gleich, dass Du
aus dem Osten kommst", das sei schon ein überflüssiges
Moment, da habe sie gefürchtet da werde übergemalt und das habe
sie verärgert, erklärte dann noch Birgit Vanderbeke. Alle Fotos: ORF Kärnten Kontakt: Webmaster:
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