25. Tage der deutschsprachigen Literatur 2001
"Onkel Jimmy, die Indianer und ich"
"Kabinett der Käuze" Großes Kompliment, begann Denis Scheck, ein genuiner und talentierter Erzähler und ein großer Stoff haben sich hier getroffen, meinte er. Die Erzählfigur könne man "Winnetou Kowalsky" nennen, die Figur sei gut gewählt. Im Text, der handwerklich gut gemacht sei, sehe er nur eine Gefahr: Das sei doch alles sehr kauzig und schnurrig und auf eine Pointe zulaufend. Ob sich aber dieses Kabinett der Käuze nicht bald auslaufe? "Zuviel Großfamilie, Schwarzmarkt und Alkohol"
"Bezaubernde Details" Auch Robert Schindel fand eine Reihe von bezaubernder Details. Dramaturgisch fehle ihm das Moment des Innehaltens. Die Entwurzelung des Erzählers müsse doch auch im Untergrund spürbar und schärfer werden. Allein hingestellt und ohne Gegengewichte werde sich der Text totlaufen, fürchtet Schindel. "Vergleich mit Rushdie" Das habe viel mit dem Rätsel des Zurückkommens zu tun, und gleichzeitig habe sie an Salman Rushdie gedacht, erklärte Elisabeth Bronfen, wenn er etwas erzählt, das sich außerhalb von Indien befindet. Da hier sind zwei, die zwei Orte verlassen haben und sie nehmen da wie dort dieselben und unsinnigen Versatzstücke auf. Die Identitäten sind doch immer angenommen, das ist eine große ins sich geschlossen Tragödie,so Bronfen weiter. Es gebe das Glück des Weggehens, hier im Text sehe sie eine doppelte kulturelle Entfremdung, die das Folkloristische als Gegengewicht nütze. "Kunst der Genremalerei"
"Tom Sawyer Geschichte mit Slapstik-Ton" Thomas Widmer fand den Zusammenprall der Kulturen gut vorgeführt. Hier Frank Sinatra, dort die wodkasaufenden katholischen Polen. Er sehe auch kein Problem zwischen Tragik und Komik. Der Text habe starke kindliche Qualität. Er habe erst gedacht, das gehe nicht auf, aber es funktioniere erstaunlich gut, weil der Erzähler blockiert ist in seiner Entwicklung durch diesen monströsen starken Onkel. Das sei gut gelungen, eine bestechende Tom Saywer Geschichte mit Slapstik -Ton. "Vom Katholizismus bis zum Saufen eine mutige Geschichte"
"Schwierigkeit des Romananfangs" Wir haben hier die Schwierigkeit eines Romananfanges, gab Scheck zu bedenken. Er sehe hier stark die Nummernrevue drin. Der Sound sei ihm da nicht ganz eingängig. Das Element der Popkultur rette für ihn dann den Text. "Zwiespältiger Eindruck" Das Lob der anderen hätte nun ihre Bedenken verstärkt, meinte Konstanze Fliedl. Vor allen durch die Gleichsetzung von Polen und Indianern, diesem cast out, das seien Dinge voll hohem Risiko und trage damit zur Zwiespältigkeit ihres Eindruckes bei. "Nicht ganzen Roman beurteilen" Es sei doch wunderbar, dass ein Text ein Risiko eingehe. Vor allem, das traue sie sich nach den Seiten zu beurteilen, müsse sie daran erinnern, dass hier der Text der Vorlage zu beurteilen sei, und nicht der ganze Roman, erwiderte Birgit Vanderbeke. "Interessant, was aus Figuren wird"
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