25. Tage der deutschsprachigen Literatur 2001
"Sibirien"
"Wunderschön" Denis Scheck fand den Text wunderschön, er fand sich an Shakespeare erinnert. Der Text zeige, wie man erzählen könne, sich Figuren aneignen kann, ohne sie wie Legomännchen hin und her zu schubsen. Die Figuren werden nicht zur Verhüllungsmasse, eine Erzählung sei die wunderbar schlackenlos. Er sei sehr beeindruckt. "Gerechtigkeit für den Großvater"
"Das Beste, was Literatur leisten könne" Robert Schindel war eigentlich unwillig, über die Geschichte zu reden, so beeindruckt sei er von ihr und der Machart. Wie da ein Netz über eine Epoche geworfen werde, im Mikrokosmos die Familiengeschichte unaufgeregt und in lapidarer Sprache erzählt werde, da könne einem vor Aufregung "das Herz herausspringen". Was da an großen Gefühlen, vergebenem Leben, verkaufter Generation im Mikrokosmos erzählt werde, das sei beindruckend. Das Ganze geschehe, ohne dass die Sprache die Lautstärke erhöht, dadurch wäre es möglich die Räume zu öffnen und die Leser können die ganze Geschichte miterleben. Die Bilder, die Stimmung, seien so präzise geschildert, dass wir Leser die Geschichte in uns fertig schreiben können und das wäre das Beste, was Literatur leisten könne. "Couragiertheit einer Häkelarbeit" Auch Thomas Widmer fand die Geschichte perfekt,
doch gleichzeitig konnte er die Das liege wohl daran, dass er eine Ebene der Geschichte nicht sehe, antwortete Denis Scheck Thomas Widmer. Da werden die beschädigten Seelen gerecht dargestellt in so kurzer Zeit, über solche "Häkelarbeiten" wäre er sonst froh. "Fairness gegen Figuren" Sie verstehe Widmer, begann Konstanze Fliedl. Da finde sie den Text ungeheuer anständig, da werde Fairness gegen über den Figuren geübt. Dass die Gewaltsamkeit des Systems in die Sprache der Mutter gefahren sei, habe sie besonders beeindruckt. Auch der Rollentausch, dass da eine Frau vom Panzer klettert, diese Umkehr der Perspektive Mann/Frau, das hat einen Größe, vor der sie enormen Respekt habe. "Doppelbödig" Birgit Vanderbeke gestand, sie habe beim ersten Lesen ein Unbehagen gehabt, weil sie von dem Erzähler nichts erfahren habe. Aber dann sei ihr klar geworden, anders ginge es nicht, sonst wäre die schwebende Doppelbödigkeit nicht möglich. Ein Trick des Erzählers läge darin, dass der Vater sehr eindeutig erzählt, die Geschichte an sich aber doppeldeutig ist. Dem Vater würden Sätze von großer Poetik in den Mund gelegt "Es geht um den, der spricht"
"Geheimnis nur dort, wo es notwendig ist" Der Vater und wie er über sein Mutter spricht, ist ein poetisches Subjekt, erwiderte Robert Schindel. Bei der Traumerzählung fühle er eine Zäsur, er müsse auch an Kafka denken und in dem Moment werde auch die erzählerische Gerechtigkeit plausibel, das mache die straffe Durchsichtigkeit aus. Er sei immer für das Geheimnisvolle in der Literatur, aber nur dort , wo es notwendig sei. "Gut gelungen, großartig"
Die Mutter werde als Holzschnitt präsentiert, meinte Thomas Widmer noch. Da sehe er keine Gerechtigkeit für den Vater. "Sizilianisch, opernhaft" Viele nach drei Jahren aus Sibirien zurückkehrende Frauen kenne er in der Literatur nicht. Und dann diese sizilianische, fast opernartige Art, die Rivalin aus dem Haus zu jagen, ergänzte Denis Scheck. Vor allem, wie das erzählt werde, das sei der Trick. Burkhard spinne fügte noch an, er habe vergessen, seine Standartformulierung, dass er einer Meinung mit den Kollegen sei. Alle Fotos: ORF Kärnten Kontakt: Webmaster:
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