Heiner Link

Mütter und Fahrzeuge

Heiner Link las eine Geschichte, in der er mit Ironie und Humor vom erotischen Abenteuer eines jungen Mannes erzählt, und welche Rolle der gestrenge Vater des jungen Mädchens und das geliebte Auto der Mutter des jungen Mannes in der Liebesbeziehung und in der Mutter-Sohn-Beziehung spielen.

Birgit Vanderbeke befand, der Text erzähle vom Missgeschick, er sei dabei manchmal albern. Insgesamt gefällt er ihr, der Stoff sei aber aus den 60er Jahren, das lasse sie an Heinz Erhard denken und sie frage sich, was wir heute noch von Erhards Geschichten wissen wollen.

Thomas Widmer fand die Geschichte ähnlich jener Vogelart, wo das Vogelmännchen Schwierigkeiten beim Balzen hat. Er assoziierte die Geschichte mit Ingrid Steger, der Humor-Aggregator. Es funktioniere ziemlich einfach. Es sei zwar ein bisschen beschränkt, aber gut gemacht. Der Autor sei außerdem ein guter Ankündigungsminister, es gebe allerdings einen signifikanten Verstoß gegen die Erzählmechanik, es sei zu wenig, nur ein Mittel, um dem Humor zu regenerieren.

Für Konstanze Fliedl war diese Art von Erotik für total geriatrisch, es habe einen Hauch von der Feuerzangebowle der 50er Jahre. Nur bei den Auflagen der Mutter funktioniere es, die hätten Anekdotencharakter, aber die überzogene Balzerotik passe nicht zum Text.

Elisabeth Bronfen gefiel der Text, sie fand die Analogien schön gelöst. Der Text habe den Charakter von Comics, sei leicht erzählt. Sie habe verschieden Erotikgeschichten gelesen, alle vielleicht als Metapher für Sex?

Denis Scheck goss Wasser ins Bronfens Argumente, er fand darin mehr Komik als im Text selber. Er kenne diese Komik aus den Illustriertenwitzen der Revue, der Text spiele damit, er bleibe aber stecken. Insgesamt sei er Text zu lang und auf die Strecke nicht gut gemacht, es fehle der Drive, das sei alles zu lahm.

Robert Schindel bat den Text nicht zu unterschätzen, er spiele mit Anspielungen, sei nicht sexistisch, sondern zeige, wie eingeschränkt in den 50er Jahren das Frauenbild gewesen sei und wie man damals mit Sex umgegangen sei. Manchmal seien da Karl Valetinsche Wendungen zu lesen, man könne dem Text keinesfalls Banalität vorwerfen.

Burkard Spinnen fragte, ob man sich darauf vorbereiten müsse, dass nun nach den großen Filmdiven die Klimbim Darstellerinnen Leitfiguren der erotischen Vorstellungen werden. Er gab selbst die Antwort, "ja da müssen wir durch". Schon vor 15 Jahren schrieb ein Journalist über Madonna, es wäre grausam, aber wenn wir sie nicht mehr haben, werden wir wissen, was wir verloren haben. Und wieder zum Text, das hier ist Klimbim. Nicht groteske Literatur, sondern der Versuch, mit Versatzstücken der 70er Jahre umzugehen. Spinnen war sich nicht sicher, ob nicht zu viel versucht worden sei in dem kurzen Text. Für ihn sei das ein Text aus der Frühzeit einer neuen Erinnerungskultur, aber mit der Durchführung sei er nicht ganz einverstanden.

Alle Fotos: ORF Kärnten


PRESSESPIEGEL


Suche in der gesamten Bachmannpreis-Site
ORF ON Kärnten  
powered by FreeFind


Kontakt:
ORF Kärnten Ingeborg-Bachmann-Preis
Sponheimer Straße 13,  A- 9020 Klagenfurt
Tel: 0463-5330-29528 (Binia Salbrechter)
e-mail: bachmann.preis@orf.at

Webmaster:
ORF ON Redaktion Kärnten
Sponheimer Straße 13,  A- 9020 Klagenfurt
Tel: 0463-5330-29191, 29192
e-mail: kaernten.online@orf.at


© 29.06.2001
ORF ON Kärnten Aktuell Jet2Web - Telekom Net4You - VIA Networks