25. Tage der deutschsprachigen Literatur 2001
"Umgang mit Konflikten"
Die Jury begann zögerlich. "Überflüssiger Text" "Ich mache da die Bekanntschaft mit einem Ich-Erzähler, der offensichtlich den Qualen der Pubertät noch nicht entronnen ist", erklärte Birgit Vanderbeke. Da ist einer, der mir erzählt, dass er morgens keine Post hat, ins Büro geht und dann noch vier Postkarten kauft. Das ist inhaltlich ungefähr das, was in diesem Tagebuch steht. Es ist ein Text, dessen einzige Aufgabe Effekthascherei ist, so Vanderbeke weiter. Der Text bediene sich dazu einer Sprachflut und arbeite damit, dass er erst die Figuren positiv benenne, ums sie dann ins Monströse abgleiten zu lassen. Die Figuren werden kalt geschildert und uninteressant gezeigt. Die Dialoge stimmen in sich nicht, kurzum der Text sei überflüssig. "Text nicht zu retten"
"Gut gelungen" Elisabeth Bronfen war nicht gelangweilt, sie habe sich eher amüsiert. Wenn es um die Frage der Form gehe, sei der Text gewalttätig im doppelten Sinn, weil er vom sympathischen Verständnis der anderen und vor dem eigenen Gefühl abhalte und das in der Sprache der Soap Opera. Das ist gut gelungen, meinte sie. "Kein Text ist überflüssig" Robert Schindel wollte erst einmal grundsätzlich festhalten, dass kein Text überflüssig sei. Er sehe das überhaupt nicht so, warf Scheck dazwischen. Robert Schindel sprach davon, dass die Absicht schon stimmen möge, der Text sei aber handwerklich nicht gelungen. Man müsse da wohl zwei bis drei Kilo Adjektive herauswerfen und noch einmal anschauen. Der Autor solle doch versuchen, seine Figuren auch einmal ohne all diesen Ballast reden zu lassen. Der Leser habe so keinen Raum, weil alles überdeutlich gesagt werde. Es bleiben nur die etwas kruden Formulierungen und Denunzierungen der eigenen Figuren übrig. So bleibe ein Text übrig, der nichts anders tue als, den Geschmack des Leser zu decouvieren, weil alles zu redundant, zu übermanifestiert sei. "Lob auf zwei Ebenen"
"Außergewöhnliche Sprachbegabung"
"Buch nicht mit auf die Insel nehmen" Es war einmal, da war die Welt geteilt in eine narrative und eine phantastische Prosa meinte dann Burkhard Spinnen. Vor zehn Jahre habe es dann purzel, purzel gemacht und der Betrieb ist ineinandergestürzt. Nun bediene sich die eine Sache der anderen. "Ich sag das böse Wort Popliteratur und die Frage ist, setzt man sich dem aus, macht man mit. Ist das die neue Art oder kommen wir auf das böse humanistische zurück?" Was ihm durch das Ineinanderrutschen nicht ausgetrieben werden könne, sei Erkenntnisgewinn durch Literatur. Diese Buch würde er nicht auf die Insel mitnehmen. Es gebe sehr wohl Texte, die überflüssig seien, nämlich dann, wenn sie nicht erklären könnten, warum es sie gibt, betonte Birgit Vanderbeke noch einmal. "Auf Unterhaltungsebene langweilig" Denis Scheck meinte, hier würden Formen einer einmal geschaffenen Figur wie Alice von American Psycho nacherzählt. Aber wenn der Text von der Eben der Psychologisierung weggehe, werde er schwach und auf der Eben der Unterhaltung langweile er ihn. "Was einen unterhält, langweilt andere"
Birgit Vanderbeke ging noch auf die Figurenzeichnung ein, von resolut bis überkandidelt sei da alles drin. "Deine Sorgen möchte ich haben" Für sie gebe der Roman eine Deutung für die Ursache des Nazismus, meinte dann Konstanze Fliedl. Der Text gebe aber keine Erklärungen, der feiere nur Urständ. Sie könne dem Erzähler nur sagen, deine Sorgen möchte ich haben. "Bösartige Schilderung" Die Erkenntnis müsse doch im Text nicht mitgeliefert werde, gab Thomas Widmer zu bedenken. Das müsse er doch nicht noch einmal sagen. Einige sehen Ironie und Witz, andere werden langweilig. Für sie sei die Ironie klar, so Eisabeth Bronfen daraufhin. Das habe aber mit dem Tonfall zu tun und natürlich werden die Figuren bösartig geschildert, aber das sage doch über die Bösartigkeit dessen, der da was schildert nicht aus.
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