KLEINE ZEITUNG, Klagenfurt
4. Juli 2001
Pressebeobachtungen
zum Bachmann-Bewerb
3. Juli 2001
Die
Show ist anderswo
3. Juli 2001
Diese
Alltagsfrage, dieser gesalbte Schmerz
Ein Versuch, durch Sprache das unaufhörliche Weinen zu verhindern:
Auszüge aus dem Text "Muttersprache" von Ingeborg-Bachmann-Preisträger
Michael Lentz.
1. Juli 2001
Vorbereitet
auf einen Sprechakt
30. Juni 2001
Verborgene
Liebe zu Ingeborg B.
29. Juni 2001
Trommeln
für die Literatur
29. Juni 2001
"Widerstand
ist zwecklos"
28. Juni 2001
Künstler
zwischen den Zeilen
Heinz Peter Maya gestaltet seit 15 Jahren
die Bühne für den Bachmann-Wettbewerb, der heute beginnt.
26. Juni 2001
Sponsorendenkmal
für die Bachmann
23. Juni 2001
Vom Neinsagen im Ascot der Literatur
Ingeborg Bachmann wäre heute 75 geworden.
Der nach ihr benannte Preis feiert mit einer Jubelschau im Stadthaus
Klagenfurt seinen 25er.
"Keine Autorin läuft mehr heulend aus der Versammlung,
keiner schneidet sich mit einem Rasiermesser in die Stirn, nur aus
Graz tönt noch immer der Protest der österreichischen
Autoren. Nicht einmal zu Skandalen reicht in Klagenfurt noch die
Kraft". Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die
solches im Juli 1991 verkündete, täuschte sich schwer.
Denn bald darauf, nach mehrmonatiger Schrecksekunde, enthüllten
"freiheitliche" Politiker einen "unfassbaren Skandal".
Der Schweizer Preisträger Urs Allemann hatte es gewagt, mit
dem beklemmenden Psychogramm eines Kinderschänders ("Ich
ficke Babys") auf einen tabuisierten und leider zeitlos aktuellen
Missstand in der Gesellschaft hinzuweisen. Der Bachmann-Bewerb war
wieder in aller Munde.
Viel geliebt und heiß umstritten geht dieser heuer in sein
fünfundzwanzigstes Jahr. Dort wo, alles begonnen hat, im Klagenfurter
Stadthaus, erinnert derzeit eine exzellente Ausstellung an die Highlights,
Skandälchen und heiteren Marginalien des renommierten "Wettlesens".
Humbert Fink und ORF-Landesintendant Ernst Willner hatten 1977 die
Idee, nach dem Vorbild der "Gruppe 47", der auch Bachmann
angehörte, eine Art "Ascot der Literatur" ins Leben
zu rufen. An die damaligen Geburtswehen erinnert ein Originalbrief
von Günter Grass, den Humbert Fink als Jurymitglied gewinnen
wollte. Die Absage von Grass liest sich fast literarisch: "Zu
viele Aktivitäten werden von mir erwartet; die Gefahr der Zersplitterung
wird immer größer und ich muss (wie eine Jungfrau) das
Neinsagen lernen".
Das Neinsagen hatte beim Bachmann-Wettbewerb
von Beginn an Tradition. Als Sten Nadolny 1980 den Siegespreis erhielt,
teilte er das damit verbundene Preisgeld unter seinen Mitbewerbern
auf und forderte zugleich dessen Abschaffung.
Sein Beispiel blieb ohne Folgen. Mittlerweile
werden bei der "Mutter aller literarischen Schlachten"
720.000 Schilling ausgelobt.
Widerspruchsgeist gab es aber auch unter den
Juroren. Die eitlen Gefechte zwischen den notorischen Nonkonformisten
Marcel Reich-Ranicki und Walter Jens sind legendär. Inmitten
einer "Klangdusche" kann der Ausstellungsbesucher an deren
Debatten teilnehmen. Ab 1981 durften dies erstmals auch die Autoren,
was manche für exzessive Selbstdarstellungen nützten.
Rainald Goetz etwa holte 1983 "zu einer geifernden Hasstirade
gegen alles und jeden aus" (FAZ) und schnitt sich dabei mit
einer Rasierklinge quer über die Stirn. Die Fotografin Isolde
Ohlbaum hat das blutige Geschehen festgehalten. Ihre Bilder, die
praktisch 25 Jahre Bachmann-Preis dokumentieren, stehen im Mittelpunkt
der von Heimo Strempfl konzipierten Jubiläumsschau. Ein Video
von Fred Dickermann lässt die Geschichte des Preises in 15
Minuten Revue passieren. Heinz Peter Maya ergänzt die Schau
mit Modellen seiner sinnlich-geistreichen Bühnenbilder. Selbstverständlich
sind auch alle Preisträger präsent. Ihr erster, Gert Jonke,
sogar in Gestalt einer Bronzebüste von Isabella Ban.
"Klagenfurt und kein Ende" hat bereits
in den 80er-Jahren ein Kritiker prognostiziert. Sein Stoßseufzer
ist zugleich das Motto der Ausstellungsmacher, die damit signalisieren
wolen, dass die "Tage der deutschsprachigen Literatur"
auf jeden Fall fortgesetzt werden: am nächsten Donnerstag im
ORF-Theater.
Die Politik hat sich übrigens schon immer
in das Wohl und Wehe der Veranstaltung eingemischt. Landeshauptmann
Wagner regte sich 1985 darüber auf, dass der vom Land gestiftete
"Preis der Jury" nicht als "Preis des Landes"
bezeichnet wurde. Seit Landeshauptmann Haider heißt der "Preis
des Landes" wieder "Preis der Jury".
Erwin Hirtenfelder
|