"DIE LUST
AM ERZÄHLEN"
25 Jahre Ingeborg-Bachmann-Preis
Ein Rückblick der ORF ON Redaktion Kärnten
in Zusammenarbeit mit 3sat und der Telekom Austria.
 |
"Literatur und Fernsehen ? das geht nicht
zusammen", setzte Jurorin Sigrid Löffler im Verlauf des
Bewerbes Signale, nicht mehr mitmachen zu wollen.
"Goethe wäre von Weimar weggezogen, wenn er an den Weimarer
Hof ähnliche Maßstäbe angelegt hätte wie Sie
ans Fernsehen", so Juror Hellmuth Karaseks Replik auf Löffler.
Bei der Abstimmung kam es dann knallhart an den Tag: Diese Prozedur,
von vielen schon im ersten Jahrzehnt bekrittelt und verteufelt,
ist die eigentliche gewiss nicht einzige ? Peinlichkeit der Veranstaltung.
Ein Gutteil des schalen Eindrucks geht auf die Jury zurück,
die sich verhielt, als müsse sie ein Mächtigkeitsspringen
hinter sich hudeln.
HORST OGRIS (Wochenpresse, Wien, 3.7.1987)
|

Die Veranstaltung wurde vom damaligen Klagenfurter
Kultur-Stadtrat und ORF-Kurator Sigbert Metelko eröffnet
Foto: Eggenberger
|
Keine inhaltliche Offenbarung
Inhaltlich gab es in Klagenfurt sicherlich
schon höhere Erträge. Was die Autoren heuer anboten, hatte selten
ins gesamtmenschlichgesellschaftliche ausgreifende Ansätze, viel
Innenbespiegelung, wenig, was über Privates nach außen ins
Allgemeine, ins Beispielhafte wies.
Keine Sprachexperimente
Wie schon ein paar Jahre hindurch, gab es wenig
für Leute zu entdecken, die dem Sprachexperiment, der Suche nach
neuen Ausdrucksformen, nach Modulen, die neue Welt neu zu erklären,
Ausschau halten. Erzählmuster, die imstande wären, aus schon
Gesagtem auszubrechen, waren nur ansatzweise anzutreffen und die Maxime,
die dem Juror Drews zum Stichwort Traditionen einfiel - man achtet sie,
indem man sie verantwortlich bricht - wurde in den vorgelesenen Texten
nur marginal eingelöst.
Kein Preis aus Dachau?
Dem Schlagwort, die Autoren wären in Klagenfurt der am wenigsten
kalkulierbare Partner, glaubten diese gerecht zu werden, indem sie den
von der Stadt Dachau - eine der Partnerstädte Klagenfurts - gestifteten
Preis, den sie dem ihrer Meinung nach besten Autor des Bewerbs zusprechen
sollten, umfunktionierten, und ihn - so die Begründung des Schweizer
Sprechers der Autoren Urs Allemann "angesichts der Vergangenheit
des österreichischen Bundespräsidenten dem jüdischen Dokumentationszentrum
und der Vereinigung der Naziverfolgten" stifteten.
Keine Aufregung
Ein kleines Skandälchen, als Garnierung, vielleicht? In Klagenfurt
nimmt man es gelassen, weist das Dachauer Preisgeld geteilt durch 19 den
teilnehmenden Autoren an und macht, das ist gewiss, nächstes Jahr
das Dutzend voll.
HORST OGRIS (Wochenpresse, Wien, 3.7.1987)
 |
|
|
|
Den Bachmannpreis 1987 konnte Uwe Saeger aus den
Händen von Stadtrat Sigbert Melteko und dem damaligen Klagenfurter
Bürgermeister, Leopold Guggenberger, entgegennehmen.
Foto: Eggenberger
|
|
KONTAKT:
ORF Kärnten Ingeborg-Bachmann-Preis
Sponheimer Straße 13, A- 9020 Klagenfurt
Tel: 0463-5330-29528 (Binia Salbrechter)
e-mail: bachmann.preis@orf.at
|