Staatspreis für Daume und Prochasko
Am Sonntagabend wurde der 'Translatio', der Staatspreis für literarische Übersetzung, zum zwölften Mal in Klagenfurt überreicht. In diesem Jahr ging dieser an Doreen Daume und an Jurko Prochasko.
Festrede über "Übersetzer als Schriftsteller"
Die Festrede im Musil-Institut der Alpe-Adria-Universität hielt der vor kurzem in Zagreb ebenfalls preisgekrönte kroatische Übersetzer, Autor und Publizist Andy Jelcic. Er sprach über den "Übersetzer als Schriftsteller".
Übersetzung sei eine Gratwanderung zwischen unterschiedlichen sprachlichen Kommunikationssystemen und so könne manchmal ein Übersetzer die Ideen eines Schriftstellers besser vermitteln als der Autor selbst.
Alle Übersetzer seien somit Autoren, doch nur wenige seien Künstler, betonte Jelcic: "Die Dichter beschuldigen die Übersetzer, das Künstlerische an der Kunst zu verlieren und zu verfälschen, während die Übersetzer sagen, dass sie sich dessen bewusst wären, aber trotzdem noch viel übrig bleibe - was den Schaden begrenzt und mindert."
Doreen Daume: Von der Musik zum Übersetzen
Für ihr übersetzerisches Gesamtwerk aus der polnischen Literatur ins Deutsche erhielt die gebürtige Dortmunderin Doreen Daume den Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzung.
Die studierte Musikwissenschaftlerin und Pianistin lebt in Wien und erregte vor allem mit ihrer Übersetzung der autobiografischen Erzählungen des polnischen Autors Bruno Schulz "Die Zimtläden" im Vorjahr Aufsehen.
"Diese unbändige Fülle an Ausdruck und atmosphärischen Möglichkeiten, die er entwickelt, möchte ich gerne mit meinen sprachlichen Mitteln im Deutschen wiedergeben können", so die Gewinnerin.
Jurko Prochasko: Brückenbauer zur EU
Für seine Übersetzungen von Musil, Roth, Rilke oder Kafka in die ukrainische Sprache wurde der in Lemberg lebende Literaturwissenschaftler und Publizist Jurko Prochasko geehrt.
In der Ukraine gilt er als wichtiger kultureller Botschafter und Brückenbauer zur Europäischen Union: "Ich möchte das am Beispiel von Josef Roth erklären: Als ich seine Werke zu übersetzen begann, war es für mich - nach dieser langen, politisch bedingten Verbannung - vor allem eine Sache der Gerechtigkeit. Er war ja in der Sowjetunion nicht erwünscht. Er gehörte aber einfach zurück."
Derzeit arbeitet Jurko Prochasko an der Übersetzung von Musils Roman "Der Mann ohne Eigenschaften".