Spinnen in Satanik-Text "verknallt"
Caterina Satanik ging als letzte Autorin ins Rennen und las aus ihrem Debüt "Leben ist anders" vor. Der Text erzählt von einer Trennung, der Trauer danach und der Suche nach Antworten. Ein "leichtfüßiger" Text, der wohlwollend besprochen wurde.
Die Trennung wird zum Spiel
"Mir hat der Text gut gefallen - ich weiß gar nicht so genau, warum eigentlich", begann Meike Feßmann. Hier sei eine Frau von ihrem Freund verlassen worden, mache aber auf eine liebenswerte Weise das Beste - ein Spiel - daraus. "Mich hat das ein bisschen an das Fort-Da-Spiel bei Freud erinnert, auch an Else Lasker-Schüler". Spielerisch gemacht sei auch die Integration von Lebenshilfeliteratur in den Text.
Caterina Satanik
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"Nicht hochliterarisch, aber liebenswert"
"In der Kunst der Leichtigkeit gewinnt dieser Text einen der vorderen Plätze", lobte Ijoma Mangold. Ein "liebenswürdiger Text", der sich eine Sprache schaffe "ohne danach zu schielen, hochliterarisch zu sein". Nah am Plauderton gehalten, setze sich der Text auch den damit verbundenen Gefahren aus. "Das Österreichische im Text ist genauso gelungen wie dessen tänzelnde Motive: Keines hat ein allzu großes Gewicht, man kann sich von allem bezirzen lassen".
Männliche Zärtlichkeit ist wie "Heimwerkerei"
"Ein Text der den Verdacht nährt, dass Heimwerkerei nicht anderes ist als fehlgeleitete männliche Zärtlichkeit", begann Paul Jandl - und erntete viel Lachen im Publikum. "Man hat es im Text mit einem Mann wie er im Buche steht und mit einer verschlagenen Naivität, die ich als das weibliche Element sehen würde, zu tun", so Jandl: "Gerade das gefällt mit sehr gut, ein witziger, ein leichter Text - als Debüt wirklich beachtlich!".
Sulzer: "Meine Begeisterung ist ungeteilt"
"Ich bin diesem Mann gestern in Form eines dauertelefonierenden Taxifahrers begegnet", legte Alain Claude Sulzer nach. Für ihn sei es ein "wunderbarer Text und Rollenprosa, die alles einlöst was vorher so oft vermisst wurde". Hier werde alles durch die Sprache selbst erzählt. "Meine Begeisterung ist ungeteilt!".
Ein "lustiger und putziger" Text
"Das ist kein Ort der Überschonung", stellte Hildegard E. Keller zu Beginn fest, um dann erklärend hinzuzufügen: Man habe es hier mit einem "liebenswürdigen und vitalen Ich" zu tun, das aber auch "melancholisch" - und vielleicht sogar ein wenig "dümmlich" sei und sich an sogenannte "Hilfsinstanzen" wende, deren Plattheiten ohne Reflexion übernehme. Lustig und putzig" wären auch die Austriazismen für sie als Schweizerin gewesen.
Paul Jandl und Meike Feßmann widersprachen Kellers Idee einer "dümmlich konstruierten Figur" - diese sei "taktisch naiv" (Feßmann) zu nennen.
Karin Fleischanderl fuhr fort: "Ich kann leider nicht umhin, mich an dieser Eins zu Eins nachempfundenen Umgangssprache zu stoßen. Diese müsse jedoch - wie etwa bei Nestroy - artifiziell hergestellt werden: "Das stört mich an diesem Text".
Spinnen: "Ich habe mich in den Text verknallt"
Burkhard Spinnen sagte schlussendlich: "Ich habe diese Autorin eingeladen, weil ihr Text für mich demonstriert, wie aus zeitgenössischer Umgangssprache literarisch Kapital zu schlagen ist". Um dann zu bekennen: "Ich habe mich in diesen Text verknallt". Selten sei für ihn unter der Oberfläche eines Textes eine so große Verletzung spürbar geworden.
Barbara Johanna Frank