Iris Schmidt (D)

Die Deutsche Iris Schmidt las auf Einladung von Elisabeth Keller aus ihrem Text "Schnee" vor. Ihr Text, von der Jury als "Kafka-Abklatsch" und "Stephen King für Arme" verrissen, wird wohl als am schlechtesten besprochener Text in die Geschichte der TDDL 2010 eingehen.

Vertreter landet in einsamem Hotel im Wald

Schmidts Text erzählt von Karl Müller, einem Medikamentenvertreter, der auf seiner Dienstreise in einem einsamen Waldhotel absteigt und bald merken muss: Hier ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Ein verlassenes Auto vor der Tür, schwarze Schemen im Wald und dann springt plötzlich der Motor seines Autos nicht mehr an - während immer mehr Schnee vom Himmel fällt.   

Die Autorin verzichtet auf ein Videoporträt 
Lesung
Diskussion

 

Spinnen: "Sehr ungelenkt und unbeholfen"

Burkhard Spinnen machte von seinem Recht als "Zirkusdirektor" gebrauch und begann als erster, um das Wort aber auch gleich wieder abzugeben:  "Ich würde mir sehr wünschen dass die Besprechung diese Textes sehr kurz und sachlich verläuft", so Spinnen. "Sehr ungelenk und unbeholfen" sei dieser Text, der etwas "nicht sehr Wichtiges" schildere. "Deshalb möchte ich nicht mehr dazu sagen" - woraufhin sogar aus dem Publikum schwacher Applaus aufkam.

 

Iris Schmidt (Bild: Johannes Puch)Iris Schmidt (Bild: Johannes Puch)

Jandl: "Situation wie in 'Shining'"

"Man hüte sich vor Hotels, deren Zufahrtswege nicht auf den Landkarten verzeichnet sind", begann Paul Jandl. "Eine Situation wie in dem Film 'Shining' und - man muss den Namen nennen - wie bei Kafka". Schon der Zufahrtsweg im Text sei "wie im Schloss-Roman", das Personal sei "dämonisch-rollenhaft" und Karl sei ein "typischer Kafkaname". Der Landhotel-Suspense sei "handwerklich nicht so schlecht gemacht".

Alain Claude Sulzer (Bild: Johannes Puch)Alain Claude Sulzer (Bild: Johannes Puch)

Sulzer: "Eine banale Horrorgeschichte"

"Ich teile die Meinung meiner Kollegen in allem", sagte Alain Claude Sulzer, um dann  auf den "dramaturgischen Fehler" auf "Seite 2" hinzuweisen: Dort begegne Karl den beiden Menschen, die Hilfe brauchen würden, die sich jedoch nicht einmal nach dem Autofahrer umdrehen würden - mit dieser Stelle ist der Text "kaputt". "Eine banale Horrorgeschichte", so Sulzer.

Fleischanderl: "..und man glaubt, es ist Literatur"

"Handwerklich nicht wahnsinnig schlechter, als so manch anderer Text hier", urteilte Karin Fleischanderl. Der Text sei in einer "lauen Mittellage" angesiedelt: "Man hat sich ein kleines Stilchen angeeignet und kann Geschichten mit einem Anfang, einer Mitte und einem Ende mit einer überraschenden Wendung erzählen und glaubt, es sei Literatur.

Winkels: "Stephen King für Arme"

Hubert Winkels: "Wenn ich kürzer als Burkhard Spinnen antworten müsste, würde ich sagen: 'Stephen King' für Arme" - woraufhin der Angesprochene allerdings meinte: "So etwas würde ich nicht über die Lippen bringen".

Burkhard Spinnen (Bild: Johannes Puch)Burkhard Spinnen (Bild: Johannes Puch)

Feßmann: "Text fehlt jede Eigenheit"

 Meike Feßmann war "im Prinzip der gleichen Meinung" wie ihre Vorredner, fügte dem, "für die Leute die dem Text was abgewinnen konnten", aber erklärend hinzu. "Warum uns der Text so erbost, ist, weil ihm jede Eigenheit fehlt, man merkt, die Autorin hat den Text so konventionell entlang ihrer Vorstellung von Literatur geschrieben - nämlich wie bei Kafka - weshalb der Leser auch nichts findet, wofür er sich interessieren kann".

Keller: "Ein böses Märchen"

"Erstaunlich wie kurz die Jury heute ist", meinte Hildegard Elisabeth Keller, um dann zu erklären warum sie den "handwerklich gut gemachten Text" eingeladen habe: "Die Erzählung sei eine unaufdringliche Fantasie in Weiß", die von einem "Außendienstler" erzähle. In seiner "Schlichtheit"  sei der Text "augenzwinkernd" an den gängigen Klischees entlang geschrieben. "Heimatromanesk" sei dieses unaufgelöste und deshalb "böse Märchen".

Barbara Johanna Frank

TDDl 2010TDDl 2010