Maximilian Steinbeis (D) Jurydiskussion

Maximilian Steinbeis (D) las einen abgeschlossenen Text mit dem Titel "Einen Schatz vergraben". Die Jury war teilweise angetan, teilweise unbeeindruckt.

 

Maximilian Steinbeis (Bild: Johannes Puch)Maximilian Steinbeis (Bild: Johannes Puch)

 

Videoporträt
Lesung
Diskussion

 

Sulzer: "Text mit Pointe"

"Dieser Text steuert auf eine Pointe, eine Schnurre zu" hob Alain Claude Sulzer an - das sei beim ersten Mal lesen "ganz witzig" gewesen, beim zweiten Mal aber nicht mehr ganz so komisch. Das Problem dieser "lustigen Geschichte": Hier gebe es eigentlich keine Person, die spreche.

Alain Claude Sulzer (Bild: Johannes Puch)Alain Claude Sulzer (Bild: Johannes Puch)

 

Jandl: "Fand ihn nicht lustig"

"Man mag mich humorlos zeihen, ich habe das nicht witzig gefunden", widersprach Paul Jandl.  Man habe es eben mit einem Dienstleister zu tun, so Jandl auf die offen gebliebene Frage Sulzers antwortend. Der Text besitze aber "weder Aberwitz noch Witz" und müsste genauer gearbeitet sein - so "behaupte " er einfach ein Ding nach dem anderen.

 

Publikum (Bild: Johannes Puch)Publikum (Bild: Johannes Puch)

Winkels: eher unbeeindruckt

"Ein nicht großer, aber sehr geschlossener Text" gab sich auch Juror Hubert Winkels eher unbeeindruckt. Der Text exekutiere sein Vorhaben durch - das sei in der Durchführung zwar konsequent gemacht, was sich der Text allerdings vornehme sei "überschaubar".

Keller: "Hyperrealistische Satire"

"Das Thema ist packend", lobte Hildegard E. Keller den Text, der für sie etwas von einer hyperrealistischen Satire habe. Offen geblieben sei für sie die Frage: Wer ist das, der hier spricht? Insgesamt wirke der Text damit zu wenig zielorientiert, sei "zu verspielt", um eine innere Stimme unterscheiden zu können.

 

Burkhard Spinnen (Bild: Johannes Puch)Burkhard Spinnen (Bild: Johannes Puch)

 

Strigl: "Persiflage einer Ratgeberliteratur"

Daniela Strigl erklärte sich den "sehr extravertierten" Text als Persiflage der Ratgeberliteratur. Dieser gebe vor, eine Anleitung zur Rückkehr zu guten alten Werten zu liefern, das gehe aber nicht mehr ohne die Entwertung des Menschseins, wie das hier anhand des Mordes am Schluss gezeigt werde. Die Metaphysik sei gänzlich abgeschafft, was vom Menschen übrigbleibe, sei eine Leiche und ein Goldklumpen, den die Enkel später dann ausgraben könnten.

"Das ist kein überflüssiger Satz darin", so Strigl, Steinbeis' Text sei eine Satire auf "unsere Gutgläubigkeit" - "Mir hat' s gefallen", so die Jurorin.

Feßmann "angetan"

Auch Meike Feßmann gab sich angetan: Gerade beim ersten Lesen sei ihr der Text noch "läppisch" vorgekommen, beim zweiten würden die "Abgründe am Wegesrand" eher deutlich. Die Pointe, auf die der Text hinauslaufe erschöpfe sich nicht, im Gegenteil. 

Um dann jedoch in Richtung Burkhard Spinnen zu meinen, ob ihm der Text nicht zu herzlos  vorgekommen sei - gerade das habe er, Spinnen, Aleks Scholz im letzten Jahr vorgeworfen.

Spinnen: "Keine Herzlosigkeit"

"Ja man kann dem Text alles vorwerfen, aber nicht Herzlosigkeit", widersprach Spinnen. Der hier mit uns spreche, sei Mephistopheles selbst - und dem könne man die Abwesenheit großen Gefühls nicht gerade nachsagen. Steinbeis' Text antworte auf die großen Fragen der Gegenwart, sei Ausdruck der Sorge, dass "das ganze Geschäft mit dem Papiergeld zu Ende " gehen könnte.

"Das hängt wie ein Damoklesschwert über uns", verwies Spinnen auf die Situation in Griechenland. "Das ist ein ganz einfacher Entwurf, das geht zurück zum Märchen, weil sich der Text alle Freiheiten nimmt. "Er sucht nach einfachen Lösungen, seine dabei transportierten Botschaften wären jedoch "teuflisch" zu nennen. "Grandios" gemacht, so Spinnen.

Jandl: "Schlicht gemacht"

Paul Jandl unternahm dann noch einmal den Versuch, den nun "metaphysisch aufgebrezelten" Text zu demontieren: Dieser sei doch in Wahrheit sehr "schlicht" gemacht, nicht der "kleine Mann" vergrab hier das Gold, es sei "das Kapital" selbst. 

 

Barbara Johanna Frank

TDDL 2011TDDL 2011