Paul Jandls Laudatio
Die Vertreibung aus dem Paradies, ist der Augenblick, wo Sinn und Sinnlichkeit sich voneinander abspalten, wo die Lüge in die Welt tritt und sich durch ein Hintertürchen der Weg ins Paradies wieder öffnen kann – behaupten wir hier einfach - diese Gartenpforte ist die Literatur.
Muss man bei Adam und Eva beginnen, um zu erklären, worum es in der Literatur geht – man muss nicht, aber man kann: Die Vertreibung aus dem Paradies, ist der Augenblick, wo Sinn und Sinnlichkeit sich voneinander abspalten, wo die Lüge in die Welt tritt und sich durch ein Hintertürchen der Weg ins Paradies wieder öffnen kann – behaupten wir hier einfach - diese Gartenpforte ist die Literatur. Um alles das geht es in Olga Martynovas großem, poetischen und witzigen Text: „Ich werde sagen: HI“. Es geht um eine Kindheit, die endet, als eine kreative Rationalität beginnt: als zur Sinnlichkeit schön gefüllter Damenstrümpfe und provinzstädtischer Eisdielen der Sinn tritt. Da ist ein junger Mann, der entdeckt, wie sich erzählen lässt. Und weil Olga Martynova eine große Schriftstellerin ist, entdeckt sie das in ihrem Text mit ihm. Wir haben es bei dieser Dichterwerdung mit keiner naiven Sache zu tun: „Ich werde sagen: Hi“ ist eine hochreflektierte Poetologie, in der es tatsächlich um Adam und Eva geht, um die ägyptische Mythologie, um E.T.A. Hoffman, Daniel Charms, um eine Pharaonentochter, um Geschichte und Geschichten. Die Provinz, von der hier erzählt wird, ist die größte, es ist die des literarischen Einfalls. Aus den Träumereien der Kindheit, dem Paradies duftender Holunderbüsche und früherotischer Phantasmagorien ist einer vertrieben, dem auch die Erkenntnis nicht schwer werden wird´: schreibend wird er versuchen, das Komplexe, das Historische, das Politische und nicht zuletzt das Sinnliche der Welt zu verstehen. In der einen Hand hat er noch die Eistüte, in der anderen schon das I-Pad. Er ist ein Schelm, wie er nur von Olga Martynova erfunden sein kann und er sagt: HI – ich gratuliere sehr herzlich.