Laudatio für Verena Güntner
Wenn die Kindheit ein Versprechen ist, dann ist es die Literatur erst Recht. Beide sind Anfänge, deren weitere Wege an noch nicht bekannte Ziele führen. Das eine bringt uns ins Leben, das andere in die Einbildung und der Ort an dem beides kulminiert, hat hier in Klagenfurt seinen leuchtend-lebensprallen Text gefunden. "Es bringen" heißt Verena Güntners berührende Parabel auf das Erwachsen-Werden. Die präzise Erzählung über jene Stelle in unserer Biographie, wo sich in die Träumereien des Kind-Seins schon die Imperative der Welt mischen. "Es bringen" ist die Formel der Karriere, des Überlebens, vor allem aber ist sie auch eine Formel erotischer Anwendungen. Luis heißt Verena Güntners Hauptfigur, der erste Erfahrungen gemacht hat und der sich schon zurürckerinnern kann an die Zeit seiner Unschuld. Als er 12 war begann der Aufsteig in die höheren Regionen der körperlichen Empfindungen. Was sein Körper ist, darüber denkt der junge Mann nach und darüber, was man mit ihm machen kann. Er ist sein eigener Trainer und seine eigene Mannschaft in einem - und das in einem Kammerspiel des "Coming-Of-Age", das an den Fänger in Roggen ebenso erinnern kann wie an Wolfgang Herrndorfs "Tschick". "Es bringen" ist ein bis ins Kleinste überzeugendes Oszillieren zwischen Zärtlichkeit und Kraft. Die Geschichte von einem Schelm, der klüger ist als die Welt in der er lebt. Von einem, der die Traurigkeiten transzendiert und dennoch mitten im Leben steht. Ich gratuliere Verena Güntner sehr herzlich.