Die Kritik - ein "Länderspiel" der Jury?

Von 14 Autoren des heurigen Bachmannbewerbes kommen nur zwei aus Österreich. Von Philipp Weiss und seiner Gastroskopiegeschichte habe ich gestern berichtet. Er hat am Ende übrigens auch noch sein Manuskript aufgegessen, und angeblich hat es nach gar nichts geschmeckt. So ist Papier eben. Aber was tut man nicht alles für eine Schlagzeile!

Die zweite, Linda Stift, hatte heute keinen angenehmen Vormittag, ihre Schleppergeschichte wurde vor allem vor allem von den deutschen Juroren sehr geringgeschätzt und wird wohl etliche Zeit an der Kritik zu knabbern haben. Mir fallen mittlerweile schon sehr viele renommierte Österreichische Autoren ein, die beim Bachmannpreis weit unter ihrem Wert geschlagen wurden und karrieretechnisch verwundet wurden: Josef Haslinger etwa, Sabine Scholl oder Paulus Hochgatterer.

Es ist für Linda Stift, die sich lange auf ihren Auftritt vorbereitet hat und vor ein paar Jahren auch schon beim Literaturkurs dabeigewesen ist, aber wohl nur ein schwacher Trost, daß sie in guter literarischer Gesellschaft ist. Für Österreicher ist ein Antreten rein statistisch gesehen noch riskanter als für ihre schreibenden Kollegen aus Deutschland!

Der Vormittag entwickelte sich dann wirklich zu einem Länderspiel, denn beim nächsten (deutschen) Autor Ralf Bönt fuhren dann die österreichischen Juroren die Retourkutsche und verrissen den bedeutungseileiterschwangeren Text. Das solche Länderspiele am Ende meistens zugunsten von Deutschland ausgehen, ist kein Wunder. Schließlich sitzen drei Deutsche in der Jury zwei Österreichern gegenüber. Und jeder hat eine Stimme.

Eine der Jurorinnen, Meike Feßmann aus München, verwendet permanent den Konjunktiv, wenn der Indikativ am Platz wäre. "Ich würde gerne unterstützen, was Herr Sulzer gesagt hat", sagt sie zum Beispiel, und man fragt sich unwillkürlich: Wenn was? Es kommt aber nichts mehr. Sie würde unterstützen, und sie unterstützt. So etwas kann ich nicht unterstützen! Also, Juroren: Wenn man die Sprache der Autoren bekrittelt, auch ein bißchen auf die eigene aufpassen!

 

Egyd Gstättner