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ANDREAS MERKEL |
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Interessant, aber anstrengend
Mit Andreas Merkels Text "Aus dem Unterholz" ging der erste Lesetag der Tage der deutschsprachigen Literatur zu Ende. Klaus Nüchtern hatte den in Berlin lebenden Autor nach Klagenfurt eingeladen, seinen "Business-Text" der Bachmann-Jury vorzutragen.
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Vom Scheitern eines Managers
Merkel beschreibt in seinem Text das Scheitern eines "Key-Account-Managers" am System. Dessen berufliche "Überlebenstrategien" beginnen mehr und mehr zu versagen.
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Andreas Merkel
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Daniela Strigl |
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"Sehr kurzweilig und gescheit"
Daniela Strigl machte den Anfang: "Da muss ich nicht lange nachdenken. Das ist eine Geschichte die mir sehr gut gefällt". Die Schwerarbeit, die Gespräche manchmal bedeuten würden, werde "wunderbar gezeigt", ohne aufgeladen zu wirken.
"Ein Text über unsere Bürowirklichkeit, das städtische Leben und die Schwierigkeit, einfach ehrlich zu sein". Merkels Text sei "sehr kurzweilig und gescheit" zu nennen.
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Daniela Strigl
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Ursula März |
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Kritik an "Branchen-Dämonisierung"
Auch Ursula März zeigte sich vom Text begeistert. Sie lobte "Figurentechnik, Dynamik und Realismus" des Textes, zweifelte aber an dessen "humanistisch-literarischem Grundverdacht" gegenüber dem Ökonomischen und der Wirtschaft.
Es finde eine "Dämonisierung der Branche" statt, mit der sie, März, "nicht so ganz einverstanden" sei.
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Burkhard Spinnen |
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"Ein interessantes Spiel"
Burkhard Spinnen meinte, eine Dämonisierung nur hinsichtlich des Umstandes empfunden zu haben, wie es der Protagonist bevorzugt "lieber nicht zu arbeiten als zu arbeiten".
"Das Paradies ist eh schon weg", konstatierte Spinnen. Der Text sei sehr genau datiert, "da wo das ist, ist jetzt Krise", so Spinnen. Der Protagonist sei Beispiel einer "Ich-AG", mit der es bergab gehe. Die Identitäten würden im Text aufgebrochen, der Protagonist sei völlig auf seine eigene Interpretation der Geschehnisse angewiesen. "Ein interessantes Spiel", meinte Spinnen.
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Burkhard Spinnen
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Martin Ebel |
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"Sehr genau und stimmig"
Martin Ebel erschien der Text ebenfalls "sehr genau und stimmig datiert": "Wir haben es mit einem prozesshaft-getriebenen Menschen zu tun, der nicht mehr weiß, wie diese ablaufen. Er hat früher Mal gute Abschlüsse gemacht, jetzt geht es mit ihm bergab".
Der Protagonist sei völlig "strategie-fixiert", dessen Probleme befänden sich auf einem "völlig abstrakten Niveau". Etwas skeptisch fügte Ebel hinzu: "Es stellt sich die Frage, ob es sich um einen Hyliker-Text handelt in dem Sinn, dass er sich überhaupt nicht mehr aus seinem Dickicht erhebt. Ich hätte gern ein bisschen weniger reine Immanenz - die nichtsdestotrotz als gut gelungen bezeichnet werden muss".
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Heinrich Detering |
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Kinostil manchmal "zu doll"
Heinricht Detering nannte den Text "auf die Dauer etwas zu überinstrumentalisiert und zu eindimensional". Der ökonomische Prozess wiederum sei zu unanschaulich dargestellt.
Er sei dem Text "bis zur Seite 5 sehr gerne gefolgt", ab da fehle es jedoch an "Substanz". Der zeitweilig spürbare "Kinostil" des Textes sei ihm, Detering, manchmal "zu dicke, zu dolle". Andererseits fehle es dem Text wieder an "Schattierungen", was die Ausarbeitung der Figuren und die Darstellung des ökonomischen Prozesses anbelange.
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Iris Radisch |
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"Anstrengend und mühsam"
"Ich habe mich mit dem Text nicht im Kino wieder gefunden, sondern im deutschen Erste-Klasse-Intercity-Abteil", in dem "übers Handy" andauernd unverständliche Businessgespräche geführt würden, so Radisch: "Viel tiefer bin ich hier nicht eingedrungen".
Sie danke dem Schöpfer jeden Tag dafür, das ihr Berufsleben mit Literatur zu tun habe: "Das klingt so öde, formelhaft und angestrengt das Ganze - warum beschreibt der Autor diese Welt dann derartig endlos?", fragte Radisch.
"Ich finde es anstrengend und mühsam. Der Text nähert sich seinem Vorbild an, und das ist auch die Gefahr, in die er sich begibt", schloss Radisch.
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Iris Radisch
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Karl Corino |
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Positiv: Überlagerung der Ebenen
"Es gibt keine Metaebene, weil wir es mit einem personalen Erzähler zu tun haben", meinte Karl Corino. Die vorgeführte "Sprachwelt" lasse einen Ausflug in die "scheußliche Pracht" dieses Milieus zu: "Hübsch finde ich, wenn sich die Verhaltensweisen, Sprachspiele und die Körpersprache der verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen überlagern".
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Klaus Nüchtern |
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"Sarkastischer Humor" war "überzeugend"
"Dem Mann wird ein permanentes Identity-Shaping abverlangt, er nimmt sich nur über Spiegelung der anderen wahr und muss sich ständig überlegen: Wie sehen mich die anderen", verteidigte Klaus Nüchtern den von ihm nach Klagenfurt geholten Text.
Der Protagonist verdächtige sich permanent selbst, nicht angemessen auf sein Gegenüber zu reagieren. "Man wird als Figur auf ein Schachbrett gesetzt und weiß überhaupt nicht, ob man Bauer oder König ist", so Nüchtern. Die Dämonie des Textes liege im dargestellten System begründet. Ihn habe der sarkastische Humor des Textes überzeugt.
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Auch Klagenfurts Kulturstadtrat Albert Gunzer war begeistert
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