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Dorothea Dieckmann |
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"Ratlosigkeit" bei Dieckmann
Die Schriftstellerin las auf Vorschlag von Ursula März aus dem Auszug ihres im Herbst erscheinenden Romans.
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Menschliche Zerstörung im Gefängnis
Guantanamo, als "Un-Ort" außerhalb demokratischer und menschlicher Wahrnehmungsgrenzen, wird im gleichnamigen Text der aus Deutschland stammenden Autorin Dorothea Dickmann thematisiert.
"Guantanamo" ist die Geschichte einer menschlichen Zerstörung hinter Gefängnismauern, die sich der Geschichte bis heute entzogen haben. Beschrieben wird also ein "möglicher Zustand" im Gegenwärtigen, dessen Authentizität nicht an der Wirklichkeit messbar ist.
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Iris Radisch |
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"Erborgte Tragödie"
Ihre "Hilflosigkeit" angesichts des gewählten Handlungsortes brachte angesichts dieser Tatsache auch Iris Radisch zum Ausdruck. Bei "Guantanamo" handle es sich um einen rechtlosen und der Information völlig entzogenen Raum, der sich jeder Wirklichkeitserfahrung entziehe.
Die Juryvorsitzende betonte, das sie auch die sprachlichen Vorzüge des Textes nicht loben wolle, weil die Handlung vor dem Hintergrund des gewählten Ortes den Text unmöglich mache: "Geht das überhaupt?", war deshalb auch die Frage, die sich die Juryvorsitzende stellte.
Radisch sieht in Dieckmanns Text deshalb gewissermaßen eine "erborgte Tragödie", da keinerlei Recherche über diesen Ort möglich sei - die Autorin ihre Figur aber "so von innen beschreibe", wie das gar nicht möglich sei.
Zum Schluss der Diskussion betonte Iris Radisch noch einmal die Problematik, einen "Rückschluss auf die Seele durch das Internet" zu ziehen.
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Heinrich Detering |
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"Nicht sonderlich innovativ"
Auch Heinrich Detering meinte in Bezug auf den Text: "Es geht nicht gut", da die Vorstellung einer unbekannten Welt in der Geschichte nicht sonderlich innovativ ausgeführt sei.
Es handle sich bei den verwendeten Bildern gewissermaßen um "Versatzstücke bei einem Lagerkoller", die er sich in dieser Form "auch hätte ausdenken können", dann aber "für schlecht befunden" hätte.
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Martin Ebel |
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Ratlosigkeit angesichts des Ortes
Auch Martin Ebel betonte seine Ratlosigkeit angesichts der von der Autorin gewählten Örtlichkeit, verwies dann allerdings auf das exemplarisch "Andere" der Situation des Häftlings.
Dessen Gefangenschaft finde gewissermaßen öffentlich statt, da er durch den ihn gefangen haltenden Maschendraht der Umwelt hilflos ausgeliefert sei, die schließlich über ihm zusammenbreche.
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Ilma Rakusa |
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"Erborgte Authentizität"
Ilma Rakusa schloss sich der Meinung von Frau Radisch an, da auch sie das Fehlen "authentischer Erfahrung", die "erborgte Authentizität" des Geschriebenen kritisierte. Gerade das "Nicht-Wissen", wie es tatsächlich in diesem Gefängnis aussähe, müsse thematisiert werden, was allerdings im Text verabsäumt werde.
Rakusa ortet im Text Dieckmanns ein zu großes Ausmaß an Empathie, während das Thema allein von der Konstruktionsweise a priori anders gehandhabt werden müsste. Darüber hinaus können sie sich nicht des Eindrucks erwehren, der Text sei mit der Intention geschrieben, "nur ja eines der ersten Themen unserer Zeit aufzugreifen".
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Ursula März |
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"Wirklichkeitsbezug nicht relevant"
Ursula März, die Dieckmann vorgeschlagen hatte, sprach dem Kritikpunkt "mangelnde Authentizität" jedwede Bedeutung im Sinne einer "literarischen Kategorie" ab und meinte im Ort "Guantanamo wäre vielmehr eine Chiffre über das "Äußerste des Eingesperrtseins" verwirklicht.
Der Wirklichkeitsbezug, der für journalistische Texte sehr wohl zu gelten habe, sei in Bezug auf einen literarischen Text nicht als relevant anzusehen.
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Dieckmann: "Vielfalt an Information"
Die Diskussion der Juroren wurde von einer Wortmeldung der Autorin selbst unterbrochen, die gerade die "frappierende Vielfalt an Information", die über diesen Ort geboten würde, in den Vordergrund stellte. |
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Burkhart Spinnen |
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"Legitimes literarisches Thema"
Burkhart Spinnen sah die Behandlung des Themas "Guantanamo" als literarisches Thema als legitim an und lobte die "spannende Ausgangssituation" des Textes.
Zentral sei in der heutigen Zeit doch der sich immer stärker ausbildende Glaubenskrieg zwischen den Menschen, wobei der Text das eben umgekehrte, nämlich "islamischen Agnostizismus" zum Thema mache.
Am Ende der Diskussion meinte Spinnen, Guantanamo sei ein Ort, der eben dabei sei sich in die Geschichte "einzuschreiben", wodurch der Text Dieckmanns zur Bedeutungsproduktion beitrage und "den Weg in die Geschichte" vorwegnehme.
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Daniela Strigl |
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"Anflug von Langeweile"
Auch Jurorin Strigl sah im Text eine stringente Darstellung und Auseinandersetzung mit der gewählten Thematik verwirklicht, obwohl sich ihrer Meinung nach "irgendwann beim Lesen ein Anflug von Langeweile" einstelle.
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Klaus Nüchtern |
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"Eskapismus im Sinne Handkes"
Klaus Nüchtern unterstellte dem Text eine "gewisse Obszönität", da er den Versuch unternehme, sich in das Leid anderer hinein zu versetzen.
Darüber hinaus ortete Nüchtern einen gewissen "Eskapismus im Sinne Handkes" im Text, da er sich hierarchisch "über dem Journalismus" einordne.
Zusammengefasst von Barbara Johanna Frank
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