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Martin Becker |
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Jury lachte, allerdings mit einigem "aber"
"Dem Schliff sein Tod" hieß es für die Jury, um Martin Beckers Text zu ergründen. Der Deutsche wurde von Juror Klaus Nüchtern vorgeschlagen. Die - lustige - Geschichte über eine "gescheiterte Existenz" wurde von der Jury - am Ende dieses letzten Lesetags sehr kurz besprochen.
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Ursula März |
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Sehr komisch, aber er steht sich selbst im Weg
"Da bleibt die Rolle der Spaßverderberin vielleicht doch noch an mir hängen, um die ich mich gestern so erfolgreich gedrückt habe", spielte Ursula März noch einmal auf die Diskussion über PeterLicht an. "Dem Schliff ist Tod" ist zweifellos sehr komisch, sehr munter, er erfüllt auch die Ästhetik der Munterkeit, weil es ständig klingelt, jemand kommt oder geht".
Gegen die muntere Slapstick des Textes sei "überhaupt nichts einzuwenden", er stehe sich jedoch dergestalt im Weg, als er sich beim Lesen sofort in eine "loriothafte Szene" verwandle. "Komische Literatur, die mir zugleich sagt: Ich bin die Szenenvorlage für etwas, das dann noch komischer sein sollte", meinte März.
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"Martin Becker erfüllt auch die Ästhetik der Munterkeit, weil es ständig klingelt, jemand kommt oder geht", meinte Ursula März.
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Daniela Strigl |
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Lacht mit gutem Gewissen, aber: "too much"
"Für mich war das die Geschichte über eine gescheiterte Existenz, was einmal mehr beweist, dass das auch sehr lustig sein kann. Der Text ist auch sehr gut geschrieben - macht lacht mit gutem Gewissen und zu Recht - dennoch habe ich den Eindruck des leichten too much", urteilte Daniela Strigl. Das Inventar sei etwas "Zuviel des Guten".
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Iris Radisch |
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"Brandstifter" mit freundlicher, rosa Lösung
"Auch ich habe das ähnlich gesehen, für mich war das ein Theaterstück", so Radisch. "Ich habe die ganze Zeit die Szene vor mir gesehen - mir fiel nicht Loriot, sondern Biedermann und die Brandstifter ein - der reicht den Brandstifter auch selber die Streichhölzer, damit sie nun sein Haus endlich anzünden können".
Der Wahnsinn werde hier Stück für Stück zur Normalität - "Ich finde das komisch, der Haken ist natürlich hier, dass alle Personen gleichermaßen desorientiert sind. Diese sind alle tief im Inneren einer Psychose, das verklammert sie auch miteinander - "eine Art Reihenhaus-Weltuntergang".
Schön finde sie, dass über diese "absurde Verknüpfung" Freundschaft entstehe: "Eine für ein so absurdes Theaterstück freundliche und rosa Lösung".
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"Der Haken ist hier, dass alle Personen gleichermaßen desorientiert sind", meinte Iris Radisch, die Den Text aber durchaus komisch fand.
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Martin Ebel |
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Schräger Text, dem "alles gaga oder gogo" ist
Martin Ebel meinte darauf: "Diese Lösung ist in jedem Fall unwahrscheinlich". Ein "schräger Text, den man nicht unbedingt ins rechte Lot" bringen sollte. "Hier kommt Freude auf: Das will er und das kann er und mehr will er auch gar nicht.
Das sei "hübsch und sprachlich meist auch sehr angemessen" gemacht - mit Ausnahmen. "Insgesamt habe ich mich über diese wohltemperierte Absurdität gut amüsiert, aber es ist mir alles auf der zu gleichen Temperatur", so Ebel. "Alles gleich gaga oder gogo".
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Es handle sich hier um einen "schrägen Text, den man nicht unbedingt ins rechte Lot" bringen sollte, meinte Martin Ebel.
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Andre V. Heiz |
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"Trashy-bierernster" Klamauk begeisterte
"Ich finde es ganz fantastisch, dass eine innere Konsequenz des Textes hergestellt wird. Es gibt eine innere Logik, too much gibt es für mich überhaupt nicht", widersprach Andre V. Heiz. Das sei eine "Mathematikaufgabe, die immer eine neue Lösung ergebe und ständig neu gestellt" werde. Das werfe für ihn natürlich die Frage auf: "Müsste das nicht in einer Endlosschlaufe laufen, damit der Text eben nicht einer logischen Interpretation unterworfen werden kann?"
"Sie wollen mir das aber nicht als Metaebene verkaufen, Herr Nüchtern?" Wo es für ihn nicht "passe" sei bezüglich der "Sentimentalität" im Text: Diese verlange noch einmal das Springen auf eine "nächste Ebene" und könne eben nicht "klassisch" abgehandelt werden. "So in der Art: Meine Freundin hat mich verlassen - Gut so!". Das wäre hier angebrachter gewesen, so Heiz.
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"Ich war begeistert von diesem trashy-bierernsten Klamauk aus der Provinz", lautete das abschließende Urteil von Andre V. Heiz.
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Ijoma Mangold |
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Späte Freude am Sound - aber nicht ungetrübt
"Ich bin vermutlich viel phonozentrischer als Derrida es je erlauben würde", meinte Ijoma Mangold. "Ich mache jetzt bei diesem Wettbewerb oft die Erfahrung, das mir erst beim Hören der Sound einleuchtet. Als ich den Text gelesen habe, hat mir die Sprache des Textes nicht gefallen, jetzt im Vortrag habe ich seine innere Rhythmik verstanden und das hat mir sehr gut gefallen".
Er, Mangold, "verstehe und sehe" die Komik des Textes, "begreife aber überhaupt nicht, worin dessen Funktion liege". Sein Verdacht sei, dass die Grenze, bei der er etwas "ästhetisch goutiere", einen "höheren Grad des Verstehens" voraussetze.
"Ich weiß gar nicht, was diese Motive eigentlich alle sollen", ihm ergebe sich kein "sinnhaftes Koordinatensystem", um "wirkliche Freude" zu genießen. "Kein überzeugender Text".
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Klaus Nüchtern |
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"Too much" dient Metakomik als Prinzip
"Bevor jetzt die üblichen Genussbestrafungsrituale der Art 'Das hat mir gefallen, das hat mich amüsiert - da kann was nicht stimmen mit dem Text' - wieder voll einsetzen: Ich bin ein schlichter Mensch und ich habe den Autor eingeladen weil er mir gefallen und mich amüsiert hat", so Klaus Nüchtern, so manches Kommentar ironisierend.
In diesem Fall sei das bekrittelte "Too much" ein Bauprinzip des Textes, so in der Art: "Wo passt noch ein Moriv rein? Das ist so doof, das ist schon wieder Metakomik", so Nüchtern. Worauf Andre V. Heiz einwarf: "Selbstverständlichkeit, nicht Metaebene". "Herr Heiz hält sich jetzt bitte die Ohren zu: Es geht natürlich auch um das Thema, das jemand aus lauter Höflichkeit stirbt", so Nüchtern.
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