26. Tage der deutschsprachigen Literatur

Eine Veranstaltung der Landeshauptstadt Klagenfurt und des ORF Landesstudios Kärnten in Zusammenarbeit mit 3sat und freundlicher Unterstützung der Telekom Austria.

Tage der deutschsprachigen Literatur 2002 - die aktuellen Informationen

Pressespiegel

Der Auftakt, die Eröffnung

Mit der Klagenfurter Rede zur Literatur und der Auslosung der Lesereihenfolge wurden heute Abend die 26. Tage der deutschsprachigen Literatur im ORF Theater eröffnet.

Eminente Hilfe für junge Autoren

Das große Interesse, sowohl von Autoren, die sich um eine Teilnahme beworben haben, als auch der Medien, zeige, dass auch nach dem 25 Jahr- Jubiläum das Motto "Klagenfurt und kein Ende" keine reine Worthülse sei, betonte Landesdirektor Dr. Willy Mitsche in seiner Begrüßung.

Er selbst habe als junger Journalist schon die Geburt des Bewerbes miterlebt und so eine besonders enge Bindung zum Bewerb. Erfreulich sei auch, so Dr. Mitsche weiter, dass sich der Kreis der Unternehmen, die in den Tagen der deutschsprachigen Literatur eine ideale Veranstaltung sehen, um sich im Bereich des Kultursponsorings zu profilieren, immer wieder erweitere.

Sein Dank gelte deshalb zum einen der Telekom Austria, die seit Jahren als Generalsponsor die Veranstaltung unterstützt und den beiden neuen Sponsoren, der Kelag, die den erstmals zu vergebenden Publikumspreis ermögliche und der Österreichischen Nationalbank, die den Teilnehmern des Klagenfurter Literaturkurses ein Stipendium gewähre, gerade am Beginn des Schriftstellerdaseins ist eine solche Unterstützung für junge Autoren eine eminente Hilfe.

Das geschriebene Wort wird zum Leben erweckt

Auch Informationsdirektor Gerhard Draxler ging in seiner Rede auf die Rolle des Fernsehens als Vermittler von Literatur ein. Hatten 1989, als der Bewerb erstmals übertragen wurde, viele noch gewarnt, dass damit der Literaturbewerb zum Spektakel herabsinke, könne man heute auf alle jene Stammseher hinweisen, die den Bewerb im Fernsehen aufmerksam verfolgen, weil sie über die neuen Strömungen in der deutschsprachigen Literatur informiert sein wollen, es aber auch als spannend empfinden ihr eigenes Urteil nach den Lesungen mit dem der Jury zu vergleichen.

Das Fernsehen hat dem Bewerb nicht geschadet, es ist zum zweiten Schauplatz geworden, betonte Gerhard Draxler und sagte weiter: "Die öffentlich rechtlichen Sendeanstalten zeigen hier, dass sie sich auch in härteren Zeiten als Anwälte der Literatur verstehen". Das geschriebene Wort werde durch den Leser, die Leserin zum Leben erweckt, beim Lesen, Hören und Sehen entstehe im Kopf des Einzelnen die eigene Interpretation, eröffnen sich neue Perspektiven, entstehen neue Welten von unbekannter Schönheit oder noch nie gesehener Grausamkeit.

Hier in Klagenfurt komme es zwischen Literatur und ihrer Vermittlung zu einer Versöhnung der ganz besonderen Art, führte der Informationsdirektor weiter aus und zitierte den 3sat Moderator Gert Scobel, "Klagenfurt macht eine Bewegung im Kopf sichtbar, zeigt im Idealfall, wie Denken aussieht. Das Wort wird so im Fernsehen zum Ereignis, und zeigt, was Fernsehen seinem Wesen nach sein könnte". Abschließend wünschte Gerhard Draxler den Autoren und Autorinnen, wie auch der Jury für die kommenden Tage, das notwendige Lampenfieber und die ebenso notwendige Gelassenheit, und dem Publikum spannende Lesungen und Diskussionen.

Klagenfurter Rede zur Literatur

1999 wurde die Klagenfurter Rede zur Literatur als zentraler Punkt der Eröffnung eingeführt. Nach dem Österreicher Franz Schuh und der deutschen Katja Lange–Müller hielt heuer der Schweizer Schriftsteller und Publizist Hugo Loetscher die Rede. Er hatte diese unter das Motto "Falls die Geschichte erst beginnt" gestellt.

Loetscher begann mit einem Hinweis auf den Politpropheten Francis Fukyama, der einst die These vertreten hat, dass die Geschichte an ihrem Ende angekommen sei. Inzwischen hat Fukyama seine Meinung korrigiert und glaubt heute, dass die Geschichte, dank der freien Märkte, in eine Richtung westlicher Prägung gehe. Doch es gebe auch andere, so Loetscher weiter, die die weißen Flecken der terra ingocnita längst nicht mehr auf den Landkarten sondern in den Köpfen suchen würden, und dazu zähle er auch sich.

Was bisher geschah, sei aus diesem Blickwinkel gesehen, Lokal- und Regionalgeschichte und erst jetzt passiere durch die Globalisierung erstmals Weltgeschichte. Dabei komme der Kultur und damit der Sprache und der Literatur eine immer wichtiger Rolle zu. Je globaler die Welt, desto stärker werden zur Verwurzelung des einzelnen die linguistischen Differenzierungsprozesse der diversen Sprachräume.

Die Erkenntnis, dass die eigene Literatur nur eine neben vielen anderen ist, ist nicht neu, neu ist aber die Konsequenz daraus, Hierarchien und Prioritäten werden dadurch hinfällig. Im intellektuellen Bereich werde so schon vollzogen, womit sich die Politik als dringende Aufgabe konfrontiert sieht. Mit den Worten: Die Trennung von Zentrum und Rand verliert an Bedeutung oder wird gar aufgehoben. Der Literatur sind zwar aus sprachlichen Gründen Grenzen gesetzt. Es gelte aber sich nicht länger zufrieden zugeben im traditionellen Aufspüren, sondern sich der Notwendigkeit einer Übersetzungs-Kultur bewusst werden und damit jener Übergänge, zu denen nun einmal die Gleichzeitigkeit von Ungleichzeitigem, in den Stilen wie den Ausdrucksweisen, gehöre. So ist vieles und spannendes möglich, und damit auch ein Anlass wie der Ingeborg Bachmann Bewerb, beschloss Hugo Loetscher seine Rede.

[Der Text der Rede....]

Wer Events will, muss zum Frauenboxen...

Robert Schindel, der Juryvorsitzende erinnerte zuerst an die im vergangen Jahr verstorbenen ehemaligen Teilnehmer um den Ingeborg Bachmann Preis, Heiner Link und Aglaja Veteranyi. Alle Schriftsteller schreiben um alles, also auch auf Leben und Tod, gerade in unserer Spaßgesellschaft ist es außerordentlich mutig, sich ungeschützt hierher zusetzen und zu lesen, fuhr Schindel fort.

Seit einiger Zeit habe eine Minderheit von Literaturkritikern begonnen den mangelnden Eventcharakter der Lesungen zu beklagen: "Wo sind die Zeiten, wo man sich in Klagenfurt die Stirn aufschnitt, die Juroren die eigene Kandidatin nach Punkt und Komma zu zerlegen suchten und man nach provozierenden Texten nach der Polizei rief", lautet das Wehklagen dieser Minderheit, so Schindel.

Wem Klagenfurt zu fad sei, der solle sich doch dem Damenboxen oder ähnlich spektakulären Events zuwenden, schlug er vor. Er sei froh, dass Klagenfurt ein Ort geworden sei, wo die Juroren bei aller Polemik und Härte der Kritik bei unzureichenden Texten den Mut des Autors sich der Diskussion zu stellen respektierten und sich keinerlei abschätzige Prophezeiungen über den Autor und sein literarisches Schicksal anmaßen würden.

Telekom als Dreifach-Sponsor

Im Anschluss an die Rede erfolgte die Auslosung der Lesereihenfolge. Abschließend wies Michael Erian vom Generalsponsor Telekom Austria noch darauf hin, dass das Unternehmen den Bewerb drei weitere Jahre als Generalsponsor unterstützen werde und mit verantwortlich sei, dass der gesamte Bewerb - die Eröffnung, alle Lesungen, alle Diskussionen und die Siegerehrung - auch über das Internet weltweit abrufbar sei.

Redaktion: Dolores Hibler


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