Stephan Alfare
geb. 1966 in Bregenz, A lebt in Wien

1987-1990 Reisen nach Griechenland, Italien, Frankreich und in die Türkei. 1990-1996 Sargträger auf dem Ottakringer Friedhof in Wien. Lebt als freier Autor in Wien.

Veröffentlichungen (Auswahl):

  • ... und so, wie mich alle anstarren, genau so sehe ich aus. Kurzgeschichten. edition selene, 1996.

  • Maximilian Kirchberger stellt seinen Koffer vor die Tür. Prosa. edition selene, 1998.

  • Das Begräbnis. Erzählung. edition selene, 1999.

  • Karl-Heinz Zizala hat Krebs. Erscheint 2000, edition selene.

  • Weitere Veröffentlichungen in Rundfunk, Zeitschriften und Anthologien.

Foto: Maria Ziegelböck


Der Österreicher Stephan Alfare las einen Auszug aus seinem Roman "Karl Heinz Zizala hat Krebs". Alfare beschreibt das Sterben, den Tod und die Umstände, die in Wien um das Sterben gemacht werden, aus der Sicht eines Mannes, der als Totengräber arbeitet.

Iris Radisch fand ziemlich Kraut und Rüben, "wo es geht ganz schon durcheinander geht". Sie fand kleine Passagen hinreißend und komisch, eine Mischung von Daniel Charms und Karl Valentin, doch daneben wäre es wahnsinnig personal aufwendig, man hätte wirklich Mühe den Personen zu folgen und daneben gebe es auch sehr viel Leerlauf, wenn Bier und Worte über den Tisch gereicht werden. Das wirkliche Drama - der Kindersarg - sei eher krachledern gezeichnet, dazu könne sie gar nichts sagen.

Denis Scheck wollte die Kristallkugeln der Juroren auspacken, es sei ein Text, der einen ratlos zurücklasse, es seien wunderbare Miniaturen, er habe vage Vorstellungen, wie das alles zusammenpassen könnte, doch er könnte nur werten, was vorliege, und das sei nett zu lesen und auch nett zu vergessen. Der Sound, irgendwo zwischen Teppichladen und Post, sei getroffen.

Der Text habe ein erzählerisches Netzwerk von Personen ausgelegt, die alle ihren Raufhandel mit dem Leben habe. Der Tod, das muss ein Wiener sein - es sei ein Text über den Tod, über das, was die Wiener am besten verstehen: das Sterben. Ob bei Alkohol- oder Begräbniszeremonien wird im Grunde immer nur der Tod verhandelt. Ein sehr wienerischer Text, sehr stimmig, in dem was ich hier sehe, meinte Schindel, inklusive einiger Namen, die nur die Wiener verstehen, da kann für den Roman einiges erwarten.

Elisabeth Bronfen hatte Schwierigkeiten, den Text zu verstehen, das hängt vielleicht mit dem Stück Lokalkolorit zusammen, vermutete sie. Für den, der das Lokalkolorit nicht kenne, bleibe der Text unverständlich. So wie die beiden Erzählstränge, die durch die witzigen Absurditäten und die Art, wie das Witzige ins Leere läuft, zusammengehalten werden, da habe auch sie an Daniel Charms gedacht, aber ansonsten erscheine ihr alle so stückweise wie ein riesiger Haufen.

Ulrike Längle, sie hat Alfare vorgeschlagen, fand zwei Erzählmotive, den Ich-Erzähler, um den die Mikroportraits arrangiert sind. Gerade die Genreliteratur lebe von der Kunst der Andeutung,

Hardy Ruoss schloss sich Längle an, dachte an Wirtschaften und Restaurants, wo man solche Typen beobachten könne. Der Autor sei ein Erzähler, er habe das Auge und das Gefühl für die Figuren, er sei nahe bei diesen Leuten und erzähle mit großer Empathie.

Burkhard Spinnen hatte der Texte nicht gefallen, um urteilen zu können, müsste er mehr wissen. Es scheine sich um einen Schelmenroman zu handeln, denn fast alle Schelmen sind einmal Sargträger. Vielleicht gäbe es ein Nord- Südgefälle, er habe die Liebe zum Tod nicht gehört. Es sei ein bisschen die Machart, dass dieser Sound und Blues es so sagen wolle, aber das gebe dem Text keine Chance, etwas anders zu sein als Satire. Es sei auch nicht rational zu erklären, ob die Figuren vom Text verraten oder geliebt würden, dieses Wiener Pandämonium verstehe er nicht.

Der Text beschreibe nicht das, was drin stehe, da werden Gefühle gepanzert wiedergegeben, das könne man auch als Liebesgeschichte lesen, so Robert Schindel. Es sei ein sehr hintergründiger Text, vielleicht müsse man aber in der österreichischen Literatur von Karl Kraus aufwärts bewandert sein, um den Schmäh zu verstehen.


© 17.11.2009