"DIE LUST AM ERZÄHLEN"
25 Jahre Ingeborg-Bachmann-Preis

Ein Rückblick der ORF ON Redaktion Kärnten in Zusammenarbeit mit 3sat und der Telekom Austria.


1989 Übersicht über die JurorInnen 1989 Übersicht über die AutorInnen 1989 Übersicht über die PreisträgerInnen 1989

Als Premiere wurde dieser Literaturwettbewerb direkt im Fernsehen übertragen - in 3sat, dem Kulturprogramm des deutschen Sprachraumes. Damit hatten erstmals ein paar Millionen Menschen die Möglichkeit, das Geschehen im Klagenfurter ORF-Theater direkt zu verfolgen, und selbst wenn nur ein paar Prozent dieses Potentials die Möglichkeit nutzten, bedeutete dies eine neue, unschätzbare Dimension im Bemühen, der Literatur Öffentlichkeit zu vermitteln.

Die Jury sorgte auch im 13 Jahr des Preises für spannende Diskussionen. Auch live im TV.
Foto:ORF Kärnten


Journalisten vergeben Preis
Erstmals gab es 1989 auch einen zusätzlichen Preis - die 3sat-Auszeichnung, vergeben von den hier akkreditierten Journalisten. Kein Gegenpreis zur Entscheidung der Jury, kein Korrektiv, aber eine willkommene Bereicherung, eine zusätzliche Facette.


Unerbetener Landeshauptmann
Ein hoher Gast erwies der Veranstaltung die unerbetene Ehre. Obwohl sich Moderator Ernst Grissemann als Einklatscher bewährte, musste Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider sein Sitzbad in der Schriftstellermenge ohne Beifall nehmen: Tosende Stille empfing den ebenso populären wie rechtslastigen Politiker.

Erstmals live im TV
Auch sonst war der dreizehnte Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb lehrreich. Erstmals wurden in Klagenfurt sämtliche Lesungen und Diskussionen vom Sender 3sat live übertragen - ein Gruppenausflug in die mediale Zukunft, mehr nicht. Gnadenlosen Terminplänen unterworfen, die halbwegs humane Kommunikation bis unters Existenzminimum beschnitten, wurden die Teilnehmer - Akteure, Statisten und Publikum - endgültig zu Medienfutter verarbeitet, von Scheinwerferbatterien sorgsam erhitzt, als Bild- und Tonkonserve via Satellit in die weite deutschsprachige Welt geschickt.
[Ulrich Weinzierl, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.7.1989]


Wie schon in den letzten Jahren fand die Veranstaltung auch 1989 im Landesstudio des ORF statt. Diesmal allerdings via 3sat live im Fernsehen.

Foto: ORF Kärnten


Im Mittelpunkt dieses 13. Wettbewerbs um den Ingeborg-Bachmann-Preis stand nicht die Literatur, standen nicht die Autoren, standen für einmal auch durchaus nicht die Diskussionen der Jury: die haben, da machte sich vor allem das Ausscheiden von Jörg Drews bemerkbar, viel eben nicht nur an persönlicher, sondern leider auch an sachlicher Schärfe verloren; kaum noch kam vor, was in den vergangenen Jahren oft den Reiz dieser Auseinandersetzungen ausmachte: dass am konkreten Text, am Form-, am Sprachdetail der Grundsatzstreit der literaturtheoretischen Positionen sich entzündete.

Nein, im Mittelpunkt der Veranstaltung stand ohne Frage das omnipräsent gewordene, alles aufsaugende Fernsehen. 3sat übertrug live, von morgens bis abends, alle 21 Lesungen, alle 21 Diskussionen, und wenn man in einer der kurzen Pausen aus dem scheinwerferüberhitzten Saal des ORF-Theaters in die Cafeteria wankte, so konnte man sicher sein, den Autor, der gerade gelesen hatte, dort auf dem Monitor wiederzutreffen, aufgeboten zum nächsten Interview, eingebunden in die nächste Diskussionsrunde, und wenn man zurückstolperte von der Cafeteria in den scheinwerferüberhitzten Saal, so konnte man sicher sein, dem Autor, der als nächster lesen würde, schon in der Vorhalle auf dem Monitor, in einem Fernsehporträt, zu begegnen, und wenn man in der auf eine Stunde zusammengeschrumpften Mittagspause mit einem Autor zusammen den Schnellimbiss herunterschlingen wollte, so konnte man sicher sein, dass der Autor nach fünf Minuten von der Wurst weg wieder zum Fernsehen gezerrt wurde, und wenn man, wo eigentlich nahm man die Zeit her-, seine Notdurft verrichtete, so war man auf einmal gar nicht mehr sicher, ob man nicht auch mit diesem Geschäft noch zur kulturellen Aufrüstung der österreichischen Hausfrau, des deutschen Arbeitslosen, des Schweizer Rentners und der anderen 6 Millionen potentiellen und, wer weiß, vielleicht dreitausend reellen 3sat-Kabelkunden draußen in den Landen vor ihren Guck- und Horchlöchern beitrug.
[Urs Allemann, Basler Zeitung, 4.7.1989]


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© 19.06.2001
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