"DIE LUST
AM ERZÄHLEN"
25 Jahre Ingeborg-Bachmann-Preis
Ein Rückblick der ORF ON Redaktion Kärnten
in Zusammenarbeit mit 3sat und der Telekom Austria.
Die Jurorinnen und Juroren 1991
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Nicht ganz einig scheinen sich diese beiden Herren
in Bezug auf einen ganz speziellen Text zu sein: Hellmuth Karasek
und Roberto Cazzola.
Foto: ORF/Matha
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Roberto Cazzola, Turin/Italien
Karl Corino, Frankfurt/D-W
Peter Demetz, New Haven/USA (erkrankt)
Wolf Donner, Berlin/D-W (erkrankt)
Marlis Gerhardt, Stuttgart/D-W
Volker Hage, Hamburg/D-W
Andreas Isenschmid, Zürich/CH
Hellmuth Karasek, Hamburg/D-W
Sigrid Löffler, Wien/A
Peter von Matt, Zürich/CH
Stefan Richter, Leipzig/D-O
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Nachwuchs- und Amateurfestival
Text auf Text folgt; jedem stellen sich Juroren wie Zuhörer in einer
Mischung aus müdem Interesse und Zynismus, die stille Hoffnung nicht
aufgebend, dass vielleicht doch noch ein diskutabler Text vorgelesen werde.
Aber Jahr für Jahr wird diese Hoffnung herber enttäuscht, längst
ist der Wettbewerb zu einem Nachwuchs- und Amateurfestival abgesunken,
was zu einem mit den sehr nachlässig ausgeübten Auswahlprinzipien
der Jury zu tun hat, zum anderen eine Folge der Dramaturgie dieser Veranstaltung
ist.
Offensichtlich lassen sich die Juroren vom Veranstalter
einen Packen Manuskripte zusenden, aus dem sie dann zwei Texte auswählen.
Einen Autor, den sie selbst "entdeckt" haben, vorzustellen,
scheint ihre Sache nicht zu sein, Engagement für einen ganz bestimmten
Text liegt ihnen fern. Schließlich muss ja nur die Textverwertungsmaschinerie
gefüttert werden.
Nur mehr "Talk-Show"
Diese nachlässige Haltung hängt unmittelbar
mit der Inszenierungsform der Veranstaltung zusammen. Es ist die Form
der Talk-Show. Längst wird der Fernsehzuschauer, der die Lesungen
in der Live-Übertragung von 3sat verfolgt, besser beliefert als der
Zuhörer, der im Studio des Österreichischen Rundfunks sitzt.
Dem Zuhörer entgeht das kleine Filmchen zur Person des Autors, das
vor dessen Lesung gezeigt wird, er sieht nicht das im Anschluss an Lesung
und Jurydiskussion geführte Interview mit dem Autor, ihm entgehen
die frisch eingeholten Stellungnahmen der angereisten Lektoren und Journalisten.
Der Zuhörer im Studio ist ein zu belächelnder Anachronismus,
wenn er fleißig Manuskript für Manuskript mitliest, und man
fragt sich wirklich, wann er endlich begreift, dass er als Staffage in
diesem Medienspiel dient. Die Mehrzahl der Zuhörer sitzt in der Kantine
des ORF und hört sich bei einem "großen Braunen"
an, was so geboten wird.
[Klaus Ulrich Bielefeld, SFB, 7.7.1991]
Nicht ganz klar: Andacht oder Beifall? Die Juroren während
einer Lesung im ORF-Theater
Foto: ORF/Matha
KONTAKT:
ORF Kärnten Ingeborg-Bachmann-Preis
Sponheimer Straße 13, A- 9020 Klagenfurt
Tel: 0463-5330-29528 (Binia Salbrechter)
e-mail: bachmann.preis@orf.at
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