"DIE LUST
AM ERZÄHLEN"
25 Jahre Ingeborg-Bachmann-Preis
Ein Rückblick der ORF ON Redaktion Kärnten
in Zusammenarbeit mit 3sat und der Telekom Austria.
Die Jurorinnen und Juroren 1993
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Klaus Amann, Klagenfurt/A
Verena Auffermann, Frankfurt a. M./D
Maxim Biller, Hamburg/D
Iso Camartin, Zürich/CH
Peter Demetz, New Haven/USA
Konstanze Fliedl, Wien/A
Werner Fuld, Steinebach/D
Volker Hage, Hamburg/D
Rudolf Walter Leonhardt, Hamburg/D
Angela Praesent, Reinbek/D
Wilfrted Schoeller, Frankfurt a. M./D
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Capote oder Capuccino
Auf
der kleinen Mattscheibe des Sony-Fernsehers im Hotelzimmer im "Blumenstöckl"
in Klagenfurt wirkt der junge Mann auf den ersten Blick eloquent, vielleicht
eine Spur überdreht. Leicht desorientiert, aber unermüdlich
stolziert Maxim Biller in seiner Eigenschaft als Juror im Mitternachtsnachklapp
des ORF durch die eigenen Wortkulissen und schleudert seine als kritische
Einwürfe getarnten Nullmeldungen in die Fernsehkamera. Und der Zuschauer
spürt es gleich: hier vermag einer tatsächlich Capote von Capuccino
zu unterscheiden.
Bereits sein erster Auftritt als Juror während des 17. Klagenfurter
Wett-Lesens um den Ingeborg-Bachmann-Preis hat dies eindrucksvoll bestätigt.
Nein - um diesen selbsternannten "Anwalt der Schriftsteller"
muß einem weiß Gott nicht bange sein. Der Mann macht seinen
Weg. Wenn nicht in der Literatur, dann ganz bestimmt in der Waschmittelbranche.
[Peter Henning, Stuttgarter Zeitung, 29.6.1993]
Foto: Nico Schmid-Burgk
Überhaupt die Jury! Sie ist ja das Kernstück
der Veranstaltung und schon deswegen dazu angetan, für Dauerdebatten
zu sorgen.
Unter
bewährter, stiller Regie von Peter Demetz agierten die österreichischen
Germanisten Konstanze Fliedl und Klaus Amann, die vornehme Vera Auffermann,
leicht gebremst der Routinier Volker Hage, zitierfreudig Wilfried Schoeller,
energetisch Angela Praesent und pointiert Werner Fuld.
Der Neuzugang Iso Camartin erwies sich als
listiger Ratefuchs, Grandseigneur Rudolf Walter Leonhardt als ferne Instanz.
Der Berufsjugendliche Maxim Biller debütierte als Theoretiker ("Literatur
ist Kommunikation"), feixte mit seiner Angebeteten im
Publikum, gähnte ausführlich, platzierte sein Hausblatt "Tempo"
werbegerecht vor der Kamera, dozierte über Stalinismus und argumentierte
mit seinem Judentum - kurzum: Er redete sich um Kopf und Kragen.
Fünf aus zweiundzwanzig: Das Klagenfurt-Lotto
ließ auch im 17. Jahr die Literatur-Rosen am Wörthersee nicht
in den Himmel wachsen. Aber ein paar Knospen sind aufgegangen.
Hannes Hintermeier (Abendzeitung, 29. 6.1993)
Bilder: Klaus Amann (links), Verena Auffermann (rechts)
Beide Fotos privat
KONTAKT:
ORF Kärnten Ingeborg-Bachmann-Preis
Sponheimer Straße 13, A- 9020 Klagenfurt
Tel: 0463-5330-29528 (Binia Salbrechter)
e-mail: bachmann.preis@orf.at
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