"DIE LUST AM ERZÄHLEN"
25 Jahre Ingeborg-Bachmann-Preis

Ein Rückblick der ORF ON Redaktion Kärnten in Zusammenarbeit mit 3sat und der Telekom Austria.


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Klaus Amann, Klagenfurt/A
Verena Auffermann, Frankfurt a. M./D
Maxim Biller, Hamburg/D
Iso Camartin, Zürich/CH
Peter Demetz, New Haven/USA
Konstanze Fliedl, Wien/A
Werner Fuld, Steinebach/D
Volker Hage, Hamburg/D
Rudolf Walter Leonhardt, Hamburg/D
Angela Praesent, Reinbek/D
Wilfrted Schoeller, Frankfurt a. M./D

 


Auf der kleinen Mattscheibe des Sony-Fernsehers im Hotelzimmer im "Blumenstöckl" in Klagenfurt wirkt der junge Mann auf den ersten Blick eloquent, vielleicht eine Spur überdreht. Leicht desorientiert, aber unermüdlich stolziert Maxim Biller in seiner Eigenschaft als Juror im Mitternachtsnachklapp des ORF durch die eigenen Wortkulissen und schleudert seine als kritische Einwürfe getarnten Nullmeldungen in die Fernsehkamera. Und der Zuschauer spürt es gleich: hier vermag einer tatsächlich Capote von Capuccino zu unterscheiden.
Bereits sein erster Auftritt als Juror während des 17. Klagenfurter Wett-Lesens um den Ingeborg-Bachmann-Preis hat dies eindrucksvoll bestätigt. Nein - um diesen selbsternannten "Anwalt der Schriftsteller" muß einem weiß Gott nicht bange sein. Der Mann macht seinen Weg. Wenn nicht in der Literatur, dann ganz bestimmt in der Waschmittelbranche.

[Peter Henning, Stuttgarter Zeitung, 29.6.1993]
Foto: Nico Schmid-Burgk


Überhaupt die Jury! Sie ist ja das Kernstück der Veranstaltung und schon deswegen dazu angetan, für Dauerdebatten zu sorgen.

Unter bewährter, stiller Regie von Peter Demetz agierten die österreichischen Germanisten Konstanze Fliedl und Klaus Amann, die vornehme Vera Auffermann, leicht gebremst der Routinier Volker Hage, zitierfreudig Wilfried Schoeller, energetisch Angela Praesent und pointiert Werner Fuld.

Der Neuzugang Iso Camartin erwies sich als listiger Ratefuchs, Grandseigneur Rudolf Walter Leonhardt als ferne Instanz. Der Berufsjugendliche Maxim Biller debütierte als Theoretiker ("Literatur ist Kommunikation"), feixte mit seiner Angebeteten im Publikum, gähnte ausführlich, platzierte sein Hausblatt "Tempo" werbegerecht vor der Kamera, dozierte über Stalinismus und argumentierte mit seinem Judentum - kurzum: Er redete sich um Kopf und Kragen.

Fünf aus zweiundzwanzig: Das Klagenfurt-Lotto ließ auch im 17. Jahr die Literatur-Rosen am Wörthersee nicht in den Himmel wachsen. Aber ein paar Knospen sind aufgegangen.
Hannes Hintermeier (Abendzeitung, 29. 6.1993)
Bilder: Klaus Amann (links), Verena Auffermann (rechts)
Beide Fotos privat


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