"DIE LUST
AM ERZÄHLEN" 25 Jahre Ingeborg-Bachmann-Preis Ein Rückblick der ORF ON Redaktion Kärnten in Zusammenarbeit mit 3sat und der Telekom Austria.
Die Jurorinnen und Juroren 1993
Capote oder Capuccino Auf
der kleinen Mattscheibe des Sony-Fernsehers im Hotelzimmer im "Blumenstöckl"
in Klagenfurt wirkt der junge Mann auf den ersten Blick eloquent, vielleicht
eine Spur überdreht. Leicht desorientiert, aber unermüdlich
stolziert Maxim Biller in seiner Eigenschaft als Juror im Mitternachtsnachklapp
des ORF durch die eigenen Wortkulissen und schleudert seine als kritische
Einwürfe getarnten Nullmeldungen in die Fernsehkamera. Und der Zuschauer
spürt es gleich: hier vermag einer tatsächlich Capote von Capuccino
zu unterscheiden. [Peter Henning, Stuttgarter Zeitung, 29.6.1993] Überhaupt die Jury! Sie ist ja das Kernstück der Veranstaltung und schon deswegen dazu angetan, für Dauerdebatten zu sorgen. Unter bewährter, stiller Regie von Peter Demetz agierten die österreichischen Germanisten Konstanze Fliedl und Klaus Amann, die vornehme Vera Auffermann, leicht gebremst der Routinier Volker Hage, zitierfreudig Wilfried Schoeller, energetisch Angela Praesent und pointiert Werner Fuld. Der Neuzugang Iso Camartin erwies sich als listiger Ratefuchs, Grandseigneur Rudolf Walter Leonhardt als ferne Instanz. Der Berufsjugendliche Maxim Biller debütierte als Theoretiker ("Literatur ist Kommunikation"), feixte mit seiner Angebeteten im Publikum, gähnte ausführlich, platzierte sein Hausblatt "Tempo" werbegerecht vor der Kamera, dozierte über Stalinismus und argumentierte mit seinem Judentum - kurzum: Er redete sich um Kopf und Kragen. Fünf aus zweiundzwanzig: Das Klagenfurt-Lotto
ließ auch im 17. Jahr die Literatur-Rosen am Wörthersee nicht
in den Himmel wachsen. Aber ein paar Knospen sind aufgegangen.
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